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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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See­len­for­scher.«
    Das moch­te sein. Aber im Au­gen­blick war er nichts wei­ter als ein rühr­se­li­ger Be­trun­ke­ner, des­sen Ge­sicht im­mer mehr ver­fiel. Er sah sehr alt aus.
    Ich wur­de wü­tend. Ich hat­te lang­sam von die­ser Ge­schich­te end­gül­tig die Na­se voll. Seit ei­ner Stun­de sa­ßen wir hier, und ich war ge­zwun­gen, für einen se­ni­len, sab­beln­den Idio­ten die Rol­le ei­ner Kran­ken­schwes­ter zu spie­len. Und das auch noch, ob­wohl er nicht ein­mal ein rich­ti­ger Pa­ti­ent von mir war!
    »Jetzt langt es«, sag­te ich und streck­te die Hand aus, als Sir Guy er­neut nach der Fla­sche grei­fen woll­te. »Sie ha­ben weiß Gott ge­nug ge­trun­ken. Ich möch­te Ih­nen statt des­sen einen Vor­schlag ma­chen. Wir soll­ten uns ei­ne Ta­xe be­stel­len und hier ver­schwin­den. Es ist schon spät, und es sieht nicht so aus, als ob un­ser un­be­kann­ter Freund noch auf­tau­chen wür­de. Und mor­gen wür­de ich an Ih­rer Stel­le die gan­zen Do­ku­men­te und Pa­pie­re dem F.B.I. über­ge­ben. Wenn Sie die Leu­te dort von Ih­rer Idee über­zeu­gen kön­nen, wer­den sie nicht eher ru­hen, bis sie Ih­ren Mann ge­fun­den ha­ben.«
    »Nein.« Sir Guy war so hals­star­rig wie al­le Be­trun­ke­nen. »Kei­ne Ta­xe.«
    Nach ei­nem Blick auf die Uhr säg­te ich ein­dring­lich: »Wir wer­den aber auf al­le Fäl­le ge­hen. Es ist schon weit nach Mit­ter­nacht.«
    Er seufz­te und zuck­te die Ach­seln. Dann er­hob er sich schwan­kend. Als er mit un­si­che­ren Schrit­ten auf die Tür zu­ging, zerr­te er sei­nen Re­vol­ver aus der Ta­sche.
    »Ge­ben Sie mir das Ding«, zi­schel­te ich ihm zu. »So kön­nen Sie doch nicht durch die Stra­ße lau­fen.«
    Ich nahm ihm den Re­vol­ver aus der Hand und ließ ihn in mei­ner Man­tel­ta­sche ver­schwin­den. Dann pack­te ich sei­nen rech­ten Arm und führ­te ihn an die fri­sche Luft. Der Ne­ger schau­te nicht auf, als wir gin­gen.
    Wir stan­den auf der Stra­ße und fro­ren. Der Ne­bel war in­zwi­schen noch dich­ter ge­wor­den. Man konn­te kei­ne drei Schrit­te weit se­hen. Es war kalt, feucht und stock­fins­ter. Trotz des Ne­bels war der Wind ge­blie­ben. Er flüs­ter­te den Schat­ten hin­ter uns sei­ne Ge­heim­nis­se zu.
    Die fri­sche Luft wirk­te auf Sir Guy ge­nau­so, wie ich es er­war­tet hat­te. Ei­ne Gin­fah­ne ver­trug sich nun ein­mal nicht gut mit Ne­bel. Er tor­kel­te ne­ben mir her, als ich ihn lang­sam durch die di­cke Sup­pe führ­te.
    Sir Guy blick­te trotz sei­ner Be­trun­ken­heit an­ge­spannt nach al­len Sei­ten, als er­war­te er, daß ein We­sen aus dem Nichts auf­tau­chen wür­de.
    Lan­ge konn­te ich mir das nicht schwei­gend an­se­hen.
    »Sei­en Sie nicht kin­disch«, schnauz­te ich ihn an. »Sie und Ihr Jack the Rip­per! Sie ge­hen mit Ih­rem Hob­by ein biß­chen zu weit!«
    »Hob­by?« Er wand­te mir sein Ge­sicht zu. Durch den Ne­bel hin­durch sah ich, wie ver­zerrt es war. »Sie nen­nen das ein Hob­by?«
    »Wie soll­te ich es sonst nen­nen?« brumm­te ich. »Wenn es kein Hob­by ist, müß­ten Sie ei­ne Er­klä­rung da­für ha­ben, wes­halb Sie so sehr dar­an in­ter­es­siert sind, den ge­heim­nis­vol­len Mör­der zur Stre­cke zu brin­gen.«
    Sein Blick war jetzt so starr, daß ich mich un­be­hag­lich fühl­te.
    Sei­ne Stim­me sank zu ei­nem hei­se­ren Flüs­tern her­ab. »Eins der Mäd­chen … die 1888 in Lon­don … Jack the Rip­per zum … Op­fer fie­len … war mei­ne Mut­ter!«
    »Was?«
    »Mein Va­ter hat mich spä­ter an­er­kannt und mir sei­nen Na­men ge­ge­ben. Wir ha­ben uns ge­schwo­ren, un­ser Le­ben der Su­che nach Jack the Rip­per zu wid­men. Zu­erst hat sich mein Va­ter auf die Su­che ge­macht. Er starb 1926 in Hol­ly­wood – als er Jack the Rip­per auf die Spur ge­kom­men war. Es heißt, daß er bei ei­nem Kra­wall von ei­nem Un­be­kann­ten nie­der­ge­sto­chen wor­den sei. Aber ich weiß, wer der Un­be­kann­te war.
    Ich ha­be dann sei­ne Su­che fort­ge­führt. Ich ha­be nur für die­se Auf­ga­be ge­lebt. Und ich wer­de nicht eher ru­hen, bis ich Jack the Rip­per ge­fun­den und ihn mit mei­nen ei­ge­nen Hän­den um­ge­bracht ha­be.
    Er hat mei­ner Mut­ter und un­zäh­li­gen an­de­ren das Le­ben

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