15 Gruselstories
du und ich – könnten doch unsere eigene Nummer aufziehen, Baby. Der Große Wallace und Kompagnon …«
»Georgie!«
Sie bewegte sich so schnell, daß ich keine Zeit mehr zum Verschwinden hatte. Sie eilte zur Tür, riß sie auf – und da stand ich.
»Was, zum Teufel –«
George Wallace kam hinter ihr her. Als er mich sah, holte er aus, aber Isobel hielt seine Hand zurück.
»Laß das«, sagte sie scharf. »Das ist meine Angelegenheit.« Dann lächelte sie mich an, und ich wußte, daß sie mir nicht böse war. »Kommen Sie mit mir, Hugo«, sagte sie, »wir wollen uns ein wenig unterhalten.«
Ich werde diese kurze Unterhaltung nie vergessen.
Wir saßen ganz allein in der Garderobe. Nur Isobel und ich. Sie hielt meine Hand – ihre Hände waren so zart und weich – und schaute mir in die Augen. Ihre tiefe Stimme klang wie der Sonnenschein oder wie singende Sterne.
»Sie wissen jetzt also Bescheid«, sagte sie leise. »Und darum muß ich Ihnen einfach alles erzählen. Ich – ich wollte nicht, daß Sie es jemals erfahren, Hugo – aber jetzt bleibt mir keine andere Wahl.«
Ich nickte. Ich starrte auf den Tisch, weil ich nicht wagte, ihr in die Augen zu sehen. Mein Blick fiel auf Sadinis Zauberstab, den langen schwarzen Stab mit der goldenen Kuppe, die glitzerte und funkelte und meine Augen blendete.
»Es stimmt, Hugo, daß George Wallace und ich uns lieben. Er will, daß ich mit ihm fortgehe.«
»Aber Sadini ist doch so ein netter Mann«, stotterte ich, »auch, wenn er so aussieht –«
»Wie aussieht?«
»Nun ja – als ich ihn zum erstenmal sah, dachte ich, er ist der Teufel, aber jetzt …«
Es war, als würde sie tief Luft holen. »Sie haben ihn für den Teufel gehalten, Hugo?«
Ich lachte verlegen. »Ja. Wissen Sie, die Schwestern haben mir schon gesagt, daß ich keine besondere Leuchte bin. Und weil ich oft nichts verstand, wollten sie an meinem Gehirn herumoperieren. Natürlich nicht die Schwestern. Aber das ist alles Unsinn.
Ich habe alle Sinne beisammen. Sie wissen es. Ich habe Sadini nur so lange für den Teufel gehalten, bis er mir erklärt hat, daß alles nur Tricks sind und daß das gar kein echter Zauberstab wäre und daß er Sie auch nicht richtig durchsägt –«
»Und das haben Sie ihm geglaubt!«
Da habe ich sie angeblickt. Sie saß sehr aufrecht, und ihre Augen schimmerten.
»Mein Gott, Hugo, wenn Sie nur wüßten! – Wissen Sie, ich war früher einmal genau wie Sie. Als ich ihn zum erstenmal sah, vertraute ich ihm auch. Und heute bin ich seine Sklavin! Und weil ich seine Sklavin bin, kann ich auch nicht fortlaufen. Ich bin seine Sklavin, genauso wie er ein Sklave des – Teufels ist!«
Mir fielen vor Schreck fast die Augen aus dem Kopf. Ich bemühte mich krampfhaft, ihren so schwierigen Worten folgen zu können.
»Das haben Sie nicht gewußt, nicht wahr? Sie haben ihm geglaubt, als er Ihnen erklärt hat, daß alles nur Tricks wären und daß er Spiegel benutzt und daß das nur eine Illusion wäre, wenn er mich durchsägt, nicht wahr?«
»Aber er benutzt doch Spiegel«, stammelte ich. »Packe ich sie nicht immer selber aus und baue sie für ihn auf?«
»Damit will er nur die Bühnenarbeiter irreführen«, flüsterte sie. »Wenn es herauskäme, daß er ein echter Zauberer ist, würde er eingesperrt werden. Haben die Schwestern Ihnen nicht alles vom Teufel erzählt? Und daß ihm viele ihre Seele verkaufen?«
»Ja, schon, aber ich dachte eigentlich immer …«
»Sie glauben mir doch, Hugo, nicht wahr?« Sie ergriff wieder meine Hand und schaute mir tief in die Augen. »Wenn ich auf dem Tisch liege und er mich langsam in die Höhe gehen läßt, dann ist das keine Zauberei. Und wenn er mich in der Mitte durchsägt, dann sägt er mich wirklich durch. Darum kann ich ihm auch nicht entrinnen. Darum bin ich für immer seine Sklavin.«
»Dann muß es der Teufel
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