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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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er­in­ner­te, han­del­te es sich bei die­sen Fi­gu­ren um his­to­ri­sche Per­sön­lich­kei­ten oder Per­so­nen der Zeit­ge­schich­te. Er glaub­te sich an ei­ni­ge Ge­nerä­le, Staats­män­ner und Film­schau­spie­ler zu er­in­nern. Das war bis­her Bert­rands ein­zi­ge Be­kannt­schaft mit Wachs­fi­gu­ren ge­we­sen, wenn man von den ab­scheu­li­chen Wachs­klum­pen ab­sieht, die er in sei­ner weit zu­rück­lie­gen­den Ju­gend­zeit ein­mal in ei­nem Wan­der­zir­kus ge­se­hen har­te (Bert­rand war jetzt drei­und­zwan­zig).
    Aber ein kur­z­er Blick ge­nüg­te, um fest­zu­stel­len, daß sich die­se Wachs­fi­gu­ren hier von al­len an­de­ren grund­sätz­lich un­ter­schie­den.
    Bert­rand be­trat einen lang­ge­streck­ten, brei­ten Raum. Er blieb einen Au­gen­blick ver­blüfft ste­hen, denn er hat­te ei­ne so groß­zü­gi­ge An­la­ge der Aus­stel­lung in die­ser Ge­gend nicht ver­mu­tet. Aber der Raum war nied­rig, und der Ne­bel, den man hin­ter den schma­len Fens­tern se­hen konn­te, ließ die oh­ne­hin schon schwa­che Be­leuch­tung noch dürf­ti­ger er­schei­nen. Doch die­ses Schum­mer­licht un­ter­strich wir­kungs­voll die düs­te­re At­mo­sphä­re. Ei­ne Gar­de stum­mer wei­ßer Fi­gu­ren hob sich von den schmut­zi­gen Wän­den ab – Fi­gu­ren, die ih­re star­ren Bli­cke auf Bert­rand ge­rich­tet zu ha­ben schie­nen, Fi­gu­ren, die mu­mi­fi­ziert, ver­stei­nert, ver­knö­chert und in der Be­we­gung ein­ge­fro­ren wa­ren …
    Als Bert­rand hin­aus­ras­te, um sich einen Ka­ta­log zu kau­fen, ge­stand er sich selbst schuld­be­wußt ein, daß er das nur tat, um den ers­ten Ein­druck, den die­se Wachs­fi­gu­ren auf ihn ge­macht hat­ten, zu ver­dau­en.
    Denn die Fi­gu­ren schie­nen nicht nur in ih­rer Be­we­gung er­starrt zu sein; ih­re Hal­tung drück­te auch – ei­ne un­heim­li­che Er­war­tung aus. Es schi­en, als wä­ren sie ge­ra­de ge­stor­ben oder als wä­ren sie bei ih­rer Tä­tig­keit plötz­lich zu Eis er­starrt und je­den Au­gen­blick könn­te das Eis an­fan­gen zu schmel­zen.
    Sie wirk­ten un­heim­lich na­tür­lich. Und soll­ten sie wirk­lich ir­gend­wel­che Feh­ler ha­ben, so wür­den sie durch die Licht­ef­fek­te nicht ins Au­ge fal­len.
    Bert­rand straff­te die Schul­tern und be­gann sei­nen Rund­gang. Er wid­me­te sich zu­erst der lin­ken Wand und schau­te sich je­de ein­zel­ne Ge­stalt oder Fi­gu­ren­grup­pe ge­nau an.
    Die gan­ze Aus­stel­lung war ei­ne Ver­an­schau­li­chung des Grau­ens. Das Ver­bre­chen war The­ma Num­mer eins. Und es wa­ren die grau­en­volls­ten und per­ver­ses­ten Mord­fäl­le, die bild­lich dar­ge­stellt wur­den. Man konn­te se­hen, wie sich der Un­mensch Land­ru nachts über sei­ne schla­fen­de Frau stürz­te und wie der wahn­sin­ni­ge To­lours im Kel­ler mit ei­nem blu­ti­gen Mes­ser in der Hand sei­nem klei­nen Sohn auf­lau­er­te. Dann gab es ein Ru­der­boot, in dem drei Män­ner wa­ren. Ei­ner von ih­nen hat­te kei­ne Ar­me, kei­ne Bei­ne und kei­nen Kopf, wäh­rend sich die bei­den an­de­ren an ei­nem kan­ni­ba­li­schen Fest­schmaus er­götz­ten … Gil­les de Retz stand vor dem Al­tar. Er hielt ei­ne Scha­le an sei­ne Lip­pen, sein Bart war vom Blut rot ge­färbt, und sein Op­fer lag zer­ris­sen vor sei­nen Fü­ßen … Ei­ne Frau, die man in ei­nem Ker­ker an ein Rad ge­bun­den hat­te, krümm­te sich halb wahn­sin­nig vor Angst und starr­te mit gla­si­gen Au­gen auf die Rat­ten, die sie um­kreis­ten … Ei­nem Mann, der am Gal­gen hing, wur­de bei noch le­ben­di­gem Lei­be die Haut ab­ge­zo­gen … Der Mör­der Vardac wur­de fest­ge­nom­men. Ne­ben ihm stand ein Kof­fer, aus dem ein ro­tes Rinn­sal lief …
    Die gan­zen Dar­stel­lun­gen wie­sen ei­ne teuf­li­sche Per­fek­ti­on auf.
    Es über­lief Bert­rand ein eis­kal­ter Schau­er, als er das al­les be­trach­te­te. Es wa­ren we­ni­ger die Sze­nen als sol­che, die ihm Un­be­ha­gen ein­flö­ßten, als die na­tur­ge­treue Wie­der­ga­be. Der­je­ni­ge, der die Fi­gu­ren ge­formt hat­te, muß­te die Greu­el­ta­ten wahr­lich echt nach­emp­fun­den ha­ben. Au­ßer­dem muß­te er sich ge­nau in­for­miert

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