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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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be­merkt, wie?« mur­mel­te er. »Der al­te Kopf ist durch einen be­dau­er­li­chen Zwi­schen­fall in die Brü­che ge­gan­gen. Ei­ner ih­rer – ih­rer Her­ren hat ver­sucht, sie mit sei­nem Schirm an­zu­sto­ßen. Da­bei ist der Kopf lei­der her­un­ter­ge­fal­len. Wäh­rend ich ihn re­pa­rie­re, ha­be ich die­sen Kopf hier als Er­satz ge­nom­men. Aber er be­ein­träch­tigt den Ge­samtein­druck, wie?«
    Als Oberst Bert­roux sei­nen Blick lang­sam von der Sta­tue lös­te, wand­te sich der klei­ne grau­haa­ri­ge Mann eil­fer­tig an ihn.
    »Ganz hübsch, nicht?« be­gann er. »Ich ha­be sie nach dem Eben­bild mei­ner Frau ge­formt, müs­sen Sie wis­sen.«
    Dann folg­te in al­ler Aus­führ­lich­keit die gan­ze Schau­er­ge­schich­te, die er Bert­rand vor ei­ner Wo­che er­zählt hat­te. Er ver­kauf­te sie ge­nau­so schlecht und ge­brauch­te prak­tisch die­sel­ben Wor­te.
    Bert­rand be­ob­ach­te­te, wie das Ge­sicht des Oberst im Ver­lau­fe der Er­zäh­lung im­mer mehr Ab­scheu und ei­ne auf­kom­men­de Übel­keit aus­drück­te. Er frag­te sich, ob er vor ei­ner Wo­che den­sel­ben Ge­sichts­aus­druck ge­habt ha­ben moch­te.
    Als der klei­ne Grau­haa­ri­ge sei­ne Ge­schich­te be­en­det hat­te, be­nahm sich der Oberst ge­nau­so, wie er, Bert­rand, sich ver­hal­ten hat­te. Er mach­te auf den Ha­cken kehrt und ver­ließ ei­lig die Hal­le. Als Bert­rand ihm folg­te, spür­te er den spöt­ti­schen Blick des klei­nen Grau­haa­ri­gen in sei­nem Nacken. Sie ge­lang­ten auf die Stra­ße und gin­gen schwei­gend ne­ben­ein­an­der her. Bert­roux Ge­sicht hat­te im­mer noch einen ver­son­ne­nen Aus­druck. Als sie vor Bert­rands Haus stan­den, wand­te ihm der Oberst sein Ge­sicht zu. Sei­ne Stim­me klang ton­los.
    »Ich fan­ge an, dich zu ver­ste­hen, mein Jun­ge. Ich wer­de dir mit mei­nen wohl­ge­mein­ten Ratschlä­gen nicht mehr auf die Ner­ven fal­len. Ich fah­re wie­der zu­rück.«
    Er dreh­te sich brüsk um und ent­fern­te sich. Bert­rand blick­te dem Oberst, der ei­ne be­tont auf­rech­te Hal­tung an­ge­nom­men hat­te, nach­denk­lich nach.
    Er hat­te mit kei­nem Wort das Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett er­wähnt. Kei­ne Be­mer­kung über die Frau. Und doch wuß­te Bert­rand, daß der Oberst sie eben­falls lieb­te. Selt­sam. Aber war nicht die gan­ze Sa­che mehr als selt­sam? Fuhr der Oberst wirk­lich nur zu­rück – oder floh er?
    Der fet­te Al­te hat­te sei­ne Ge­schich­te so her­un­ter­ge­ras­selt, als hät­te er sie aus­wen­dig ge­lernt. Ob das Gan­ze viel­leicht nichts an­de­res als ein aus­ge­mach­ter Schwin­del war? Ein fau­ler Trick des Be­sit­zers des Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­netts, um ei­ne be­stimm­te Art Be­su­cher zum Wie­der­kom­men zu ver­an­las­sen?
    Ja, so muß­te es sein. Ir­gend je­mand hat­te dem Al­ten die­se Wachs­fi­gur ver­kauft, und er hat­te so­fort die Wir­kung er­kannt, die ih­re le­bens­na­he Schön­heit auf ein­sa­me Män­ner aus­übt. Er hat­te dann die Schau­er­ge­schich­te von der krank­haft ver­an­lag­ten Mör­de­rin aus­ge­tüf­telt, da­mit die An­we­sen­heit die­ser Frau­en­fi­gur in sei­nem Gru­sel­ka­bi­nett ge­recht­fer­tigt war. Den Fall als sol­chen moch­te es ein­mal ge­ge­ben ha­ben, aber der grau­haa­ri­ge Al­te sah nicht so aus, als wenn er je­mals der Ehe­mann ei­ner Mör­de­rin ge­we­sen wä­re. Nicht ihr Ehe­mann! Die­se Ge­schich­te war nichts wei­ter als ein Kö­der, um die Män­ner im­mer wie­der an­zu­lo­cken, da­mit sie ihr Geld bei ihm lie­ßen. Als Bert­rand mit sei­nen Über­le­gun­gen bei die­sem Punkt an­ge­langt war, rech­ne­te er im Geist die Fran­cs zu­sam­men, die er in­ner­halb der letz­ten Wo­chen in das Mu­se­um ge­tra­gen hat­te. Es kam ei­ne be­acht­li­che Sum­me zu­sam­men. Der Al­te war gar nicht so dumm!
    Den­noch, die ei­gent­li­che At­trak­ti­on ging von der Fi­gur selbst aus. Sie war so atem­be­rau­bend schön, so le­ben­dig und so ver­lo­ckend, trotz oder ge­ra­de we­gen ih­rer Schlech­tig­keit. Sa­lo­me war ei­ne rot­haa­ri­ge He­xe; aber Bert­rand fühl­te, daß er dicht da­vor stand, ih­rem Ge­heim­nis auf die Spur zu kom­men. Er wür­de sehr bald ihr

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