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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Ab­nei­gung ge­gen den Al­ten hielt ihn da­von ab. Die­se Ab­nei­gung stei­ger­te sich all­mäh­lich zu Haß. Wenn die gan­ze Ge­schich­te ein Schwin­del war, haß­te er den Al­ten we­gen des Be­tru­ges; wenn sie stimm­te, haß­te er ihn, weil er ei­ne Schön­heit in den Ar­men ge­hal­ten hat­te, für die Bert­rand sein Le­ben ge­ge­ben hät­te, um sie zu be­sit­zen.
    Als un­ser Poet heu­te das Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett ver­ließ, schlu­gen sei­ne see­li­schen Qua­len in haus­ho­hen Wel­len über ihm zu­sam­men. Er haß­te das Mu­se­um, haß­te den Be­sit­zer mehr denn je, und er haß­te sie , weil sie ihn un­er­bitt­lich an sich fes­sel­te. Hat­te er das nö­tig, je­den Tag in die­ses dunkle Ver­lies zu ge­hen? Muß­te er da­hinve­ge­tie­ren, um nur in den Au­gen­bli­cken auf­zu­le­ben, in de­nen er ih­re star­re Schön­heit be­wun­dern durf­te? Soll­te er sich ein Le­ben lang an ei­ne Hoff­nung klam­mern, die nie­mals er­füllt wer­den konn­te? Muß­te er un­be­dingt das Bild­nis ei­ner Mör­de­rin lie­ben? Wie lan­ge soll­te das so wei­ter­ge­hen? Ein Seuf­zen ent­rang sich sei­ner Brust. Du lie­ber Gott, wie lan­ge noch?
     
    Er schlepp­te sich die Trep­pen zu sei­nem Dach­zim­mer em­por. Der Schlüs­sel dreh­te sich quiet­schend im Schloß, und die Tür sprang knar­rend auf. Als Bert­rand ein­trat, starr­te er ver­blüfft auf sei­nen Be­su­cher – Oberst Bert­roux.
    Der al­te Mann saß in dem ein­zi­gen Ses­sel der Be­hau­sung und hat­te sei­ne El­len­bo­gen auf den Tisch ge­stützt.
    »Ent­schul­di­ge mein ge­walt­sa­mes Ein­drin­gen«, mur­mel­te der Oberst. »Ich ha­be mir mit ei­nem Diet­rich Zu­tritt ver­schafft, mein Jun­ge. Ich hät­te na­tür­lich auch drau­ßen auf dich war­ten kön­nen, aber ich zog es vor, in ei­nem ab­ge­schlos­se­nen Raum zu sein. Nimm es mir bit­te nicht übel.«
    Bert­rouxs Ge­sicht war so ernst und sei­ne Stim­me so ein­dring­lich, daß Bert­rand es für an­ge­bracht hielt, er­staun­te Fra­gen über den un­er­war­te­ten Be­such zu un­ter­drücken.
    Den­noch be­müh­te sich Bert­rand, die Ge­dan­ken, die ihm durch den Kopf schos­sen, in Wor­te zu fas­sen. Er woll­te na­tür­lich von dem Oberst hö­ren, warum er die Stadt nicht ver­las­sen hat­te und ob er wirk­lich der­je­ni­ge ge­we­sen wä­re, den Bert­rand neu­lich beim Ver­las­sen des Mu­se­ums zu er­ken­nen ge­glaubt hat­te.
    Der Äl­te­re fühl­te die un­aus­ge­spro­che­nen Fra­gen und hob mit ei­ner mü­den Be­we­gung die Hän­de. Er deu­te­te Bert­rand an, auf der Couch Platz zu neh­men. Sein Ge­sicht trug Zü­ge der Er­schöp­fung, und sei­ne blau­en Au­gen la­gen tief in den Höh­len.
    »Ich bin ger­ne be­reit, mein Ein­drin­gen hier zu er­klä­ren, mein Jun­ge«, be­gann er. »Aber ich möch­te zu­erst ein paar Fra­gen an dich rich­ten, die du mir ehr­lich be­ant­wor­ten mußt. Von dei­ner Ehr­lich­keit hängt al­les ab, mein Jun­ge.«
    Bert­rand, der von dem Ernst sei­nes Be­su­chers ei­ni­ger­ma­ßen be­ein­druckt war, nick­te fei­er­lich.
    »Als al­ler­ers­tes möch­te ich wis­sen, wie lan­ge du schon zu dem Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett gehst.«
    »Seit un­ge­fähr ei­nem Mo­nat. Um ge­nau zu sein: Mor­gen vor ei­nem Mo­nat ha­be ich es zum ers­ten­mal auf­ge­sucht.«
    »Wie kamst du über­haupt auf den Ge­dan­ken, in ei­ne sol­che – Aus­stel­lung zu ge­hen?«
    Bert­rand be­rich­te­te von sei­nem da­ma­li­gen Spa­zier­gang im Ne­bel, wie ihn die Käl­te plötz­lich be­schli­chen hät­te und wie das Licht, das er dann ge­se­hen hät­te, für ihn gleich­be­deu­tend mit Wär­me und Ge­bor­gen­heit ge­we­sen wä­re.
    Der Oberst hör­te ihm in­ter­es­siert zu.
    »Hat der Be­sit­zer gleich beim ers­ten Be­such mit dir ge­spro­chen?«
    »Nein.«
    Der Oberst ge­riet mit sei­nen Fra­gen ins Sto­cken. Er schi­en die An­we­sen­heit des Jün­ge­ren für einen Au­gen­blick zu ver­ges­sen, schüt­tel­te den Kopf und mur­mel­te vor sich hin: »Selt­sam … von die­ser Wachs­fi­gur geht ei­ne ver­bor­ge­ne Kraft aus … und da­bei ha­be ich die­sen Quatsch von dä­mo­ni­schen, über­na­tür­li­chen Kräf­ten nie­mals ernst­ge­nom­men

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