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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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ge­wis­se Ge­nug­tu­ung. Ich woll­te mei­ne Frau in Wachs ha­ben! Sie soll­te hier ste­hen, um mich im­mer an mein ver­pfusch­tes Le­ben zu er­in­nern, an mei­ne Lie­be und an ihr Ver­bre­chen.
    Aber das ist al­les schon so lan­ge her. Die Welt hat es ver­ges­sen, und ich den­ke auch seit lan­gem nicht mehr dar­an. Heu­te ist sie für mich nichts wei­ter als ei­ne herr­li­che Fi­gur. Die bes­te, die ich je ge­schaf­fen ha­be. Ich ha­be das Ge­fühl, daß ich die­sen künst­le­ri­schen Hö­he­punkt nie wie­der er­rei­chen wer­de. Und Sie ge­ben doch zu, daß es sich hier­bei um Kunst han­delt, nicht? Ob­wohl ich die Ma­te­rie und die Tech­nik von Jahr zu Jahr bes­ser be­herr­sche, ha­be ich nie wie­der sol­che Per­fek­ti­on in der Aus­füh­rung er­reicht.
    Und die Män­ner kom­men und star­ren sie an. Ich mei­ne, ge­nau­so, wie Sie sie an­star­ren. Ich glau­be, daß die we­nigs­ten ih­re Ge­schich­te ken­nen. Aber ich ga­ran­tie­re Ih­nen: Die Män­ner wür­den auch wie­der­kom­men, wenn sie Be­scheid wüß­ten. – Sie kom­men doch auch wie­der, Mon­sieur , nicht wahr?«
    Bert­rand nick­te wie hyp­no­ti­siert. Dann wand­te er sich brüsk ab und ließ den Al­ten ste­hen. Er rann­te wie von Fu­ri­en ge­hetzt da­von. Er be­nahm sich wie ein Narr. Und er wuß­te es auch. Er ver­fluch­te sich, als er keu­chend von dem Mu­se­um und dem ver­haß­ten al­ten Mann fort­lief.
    Er war wirk­lich ein Narr. Sein Herz schlug wie ver­rückt. Warum haß­te er den Mann – ih­ren Mann? Und warum haß­te er sie? Weil sie ein­mal ei­ne Frau aus Fleisch und Blut ge­we­sen war? Weil sie ge­mor­det hat­te? – Wenn die­se Ge­schich­te über­haupt stimm­te! Aber er wuß­te, daß sie stimm­te. Er er­in­ner­te sich dun­kel an den Fall Jac­que­lin. Er glaub­te ei­ni­ge Schlag­zei­len der da­ma­li­gen Zei­tungs­be­rich­te vor Au­gen zu se­hen, er glaub­te sich zu ent­sin­nen, daß er als klei­ner Jun­ge die Bou­le­vard­blät­ter, die die Ein­zel­hei­ten des Fal­les ein­ge­hend ge­schil­dert hat­ten, mit ei­nem an­ge­neh­men Schau­dern im Rücken ver­schlun­gen hat­te. Und warum hat­te er jetzt auf ein­mal das Ge­fühl, Fol­ter­qua­len zu er­lei­den? Was war sie schon? Nichts wei­ter als die Nach­bil­dung ei­ner Mör­de­rin in Wachs, die ihr klein­geis­ti­ger, ge­fühl­lo­ser Ehe­mann ge­schaf­fen hat­te. Was hat­te er da­ge­gen, daß an­de­re Män­ner sie eben­falls an­starr­ten? Wie kam er da­zu, die­se an­de­ren Män­ner zu has­sen?
    War er im Be­griff, je­de Kon­trol­le über sich zu ver­lie­ren? Sein Ver­hal­ten war schon mehr als tö­richt. Es war ver­rückt.
    Nie wie­der durf­te er das Wachs­fi­gu­ren­ka­bi­nett be­tre­ten. Nie wie­der! Er muß­te al­les über die To­te ver­ges­sen. Ihr ei­ge­ner Mann dach­te nicht mehr dar­an, und die Welt er­in­ner­te sich auch nicht mehr. Punkt. Aus. Er­le­digt. Er hat­te sei­nen Ent­schluß ge­faßt. Nie wie­der …
    Er war sehr glück­lich, daß die Hal­le am nächs­ten Tag völ­lig aus­ge­stor­ben war, als er vor der schwei­gen­den rot­haa­ri­gen Schön­heit Sa­lo­mes stand und sie an­be­te­te.
     
    Ein paar Ta­ge dar­auf stand Oberst Bert­roux völ­lig un­er­war­tet vor Bert­rands Woh­nungs­tür. Bert­roux, der ein gu­ter Freund der Fa­mi­lie war, glich eher ei­nem der­ben Bau­ern als ei­nem ehe­ma­li­gen Of­fi­zier. Es war für Bert­rand kein Kunst­stück, her­aus­zu­fin­den, daß ihm sei­ne be­sorg­ten El­tern den Oberst auf den Hals ge­schickt hat­ten, da­mit er ein ›erns­tes Wort‹ mit ihm re­den soll­te.
    Das paß­te zu Bert­rands El­tern. Und der Oberst war ge­nau der Typ, der sol­che Art Auf­trä­ge mit Freu­de an­nahm. Er war schroff, pe­dan­tisch und hielt sich für ei­ne ab­so­lu­te Re­spekts­per­son. Er re­de­te Bert­rand mit ›mein lie­ber Jun­ge‹ an und ver­schwen­de­te kei­ne Zeit, auf den Kern­punkt sei­nes Be­su­ches zu kom­men. Er for­der­te Bert­rand auf, sei­ne ›Tor­hei­ten‹ zu un­ter­las­sen und mit ihm nach Hau­se zu fah­ren, wo er ein bür­ger­li­ches Le­ben be­gin­nen soll­te. Er, Bert­rand, ge­hö­re in die el­ter­li­che Metz­ge­rei und nicht in ei­ne Pa­ri­ser Dach­stu­be. Mit sei­nen

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