Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
Vom Netzwerk:
Sie wä­re ei­ne so gu­te Frau ge­we­sen, müs­sen Sie wis­sen, so ru­hig und sanft und lieb­lich … und Sie kön­nen mit ih­ren ei­ge­nen Au­gen se­hen, wie schön sie ge­we­sen ist. Und dann auf ein­mal zu ent­de­cken, daß sie wahn­sin­nig war. Ei­ne Mör­de­rin!
    Mei­ne Frau – ei­ne Mör­de­rin! Und dann ih­re Art zu mor­den … es war schreck­lich.
    Ich un­ter­nahm al­les, was in mei­nen Kräf­ten stand, denn – ich woll­te sie im­mer noch. Ich lieb­te sie – trotz al­lem. Ich weiß, daß das schwer zu er­klä­ren ist. Mein An­walt hat ver­sucht, auf Un­zu­rech­nungs­fä­hig­keit zu plä­die­ren. Aber es war al­les zweck­los. Sie wur­de ver­ur­teilt und auf die Guil­lo­ti­ne ge­schickt.«
    Bert­rand starr­te den Al­ten an. Wie kann er die Ge­schich­te so schlecht er­zäh­len, dach­te er. Der Stoff bie­tet hin­rei­chen­de Mög­lich­kei­ten für ei­ne Tra­gö­die, und was macht er dar­aus? Ei­ne Far­ce. Warum kön­nen die Men­schen im­mer nur pro­sa­isch den­ken?
    »Mei­ne Kar­rie­re als Arzt fand da­mit na­tür­lich ein plötz­li­ches En­de. Das war nach den Pro­zeß­be­rich­ten in den Zei­tun­gen auch nicht an­ders zu er­war­ten. Da ich nun ein­mal mei­ne Exis­tenz ver­lo­ren hat­te, muß­te ich mich nach et­was Neu­em um­se­hen. Nach ei­ni­gen Über­le­gun­gen fing ich hier­mit an …« Er mach­te mit der Hand ei­ne wei­taus­ho­len­de Be­we­gung.
    »Ich hat­te in den Jah­ren mei­ner Arzt­tä­tig­keit et­was Geld zu­rück­le­gen kön­nen. Aber nicht von mei­nem Ein­kom­men als Arzt, son­dern von mei­ner ne­ben­be­ruf­li­chen Be­tä­ti­gung. Ich stell­te in mei­ner knap­pen Frei­zeit Wachs­fi­gu­ren her, die die Uni­ver­si­tä­ten für ih­ren me­di­zi­ni­schen An­schau­ungs­un­ter­richt brauch­ten. Mit die­sen Er­spar­nis­sen grün­de­te ich mein Mu­se­um.
    Sie kön­nen mir glau­ben, daß mich mein Un­glück ganz schön aus dem Tritt ge­bracht hat­te, und ich war nicht ge­ra­de in ei­ner präch­ti­gen Ver­fas­sung, als ich hier an­fing. Da ich mich aber not­ge­drun­gen auf ein­mal mit dem Ver­bre­chen ha­be be­schäf­ti­gen müs­sen, nutz­te ich die­sen Um­stand we­nigs­tens für mich aus und blieb gleich da­bei. Mei­ne Er­fol­ge auf die­sem Ge­biet kön­nen Sie hier ge­gen Ein­tritts­geld be­wun­dern.«
    Der Al­te mach­te den Ver­such, ar­ro­gant zu lä­cheln, um zu de­mons­trie­ren, daß sei­ne Ge­füh­le, von de­nen er eben be­rich­tet hat­te, seit lan­ger Zeit tot und be­gra­ben wä­ren. Dann stieß er Bert­rand in die Sei­te und fuhr mit be­ton­ter Lus­tig­keit fort:
    »Und jetzt kommt das Schöns­te. Ich ha­be mir da­mals einen be­son­de­ren Gag aus­ge­dacht, auf den ich heu­te noch stolz bin. Wol­len Sie, daß ich es Ih­nen er­zäh­le, ja? Ich be­sorg­te mir von den Be­hör­den die Ge­neh­mi­gung, ins Lei­chen­haus ge­hen zu dür­fen. Die Hin­rich­tung mei­ner Frau hat­te sich so lan­ge hin­aus­ge­zö­gert, daß mein Ge­schäft hier in­zwi­schen schon recht gut flo­rier­te. Ich war in­zwi­schen mit der Tech­nik völ­lig ver­traut ge­wor­den. Als dann der Tag der Hin­rich­tung her­an­kam und die Guil­lo­ti­ne in Ak­ti­on ge­tre­ten war, ging ich so­fort ins Lei­chen­haus und fer­tig­te vom Kör­per mei­ner Frau ein Mo­dell an. Fin­den Sie nicht auch, daß das ein ech­ter Gag ist, wie? Sie, die die Köp­fe an­de­rer hat­te rol­len las­sen, war nun auch ih­ren ei­ge­nen los­ge­wor­den. Warum soll­te ich al­so aus ihr nicht Sa­lo­me ma­chen? Jo­han­nes der Täu­fer wur­de doch auch ent­haup­tet, nicht wahr? Glau­ben Sie mir, das war ein köst­li­cher Spaß!«
    Das Ge­sicht des klei­nen Al­ten war ein­ge­fal­len. In sei­ne wäss­ri­gen grau­en Au­gen trat plötz­lich ein un­na­tür­li­cher Glanz.
    »Aber viel­leicht war es doch nicht ganz so lus­tig, Mon­sieur . Um ehr­lich zu sein, muß ich sa­gen, daß ich es da­mals ein­zig und al­lein aus Re­van­che tat. Ich haß­te sie, weil sie mein Le­ben zer­stört hat­te, ich haß­te sie, weil ich sie trotz ih­rer un­ge­heu­er­li­chen Ta­ten im­mer noch lieb­te. Ich fand mei­ne da­ma­li­ge Hand­lungs­wei­se über­haupt nicht lus­tig – aber sie ver­schaff­te mir ei­ne

Weitere Kostenlose Bücher