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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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be­gan­gen hat­te. Die Zei­tun­gen schlach­te­ten da­mals die­sen Pro­zeß, der un­ter Aus­schluß der Öf­fent­lich­keit ge­führt wur­de, enorm aus. In den Ver­hand­lun­gen fiel oft das Wort ›He­xe­rei‹. Es fehl­te nicht an An­deu­tun­gen und Ver­mu­tun­gen, daß Ma­da­me Jac­que­lin ei­ne He­xe wä­re, dem Op­fer­wahn­sinn ver­fal­len, der sie zu ih­ren ra­sen­den Met­ze­lei­en an­trieb. Der al­te Kult um die Mond­göt­tin He­ka­te wur­de er­wähnt; und die An­kla­ge­ver­tre­tung hielt es nicht für aus­ge­schlos­sen, daß die rot­haa­ri­ge Frau die Pries­te­rin ei­ner Sek­te ge­we­sen wä­re, de­ren Got­tes­dienst aus Op­fe­run­gen be­stand. Die Op­fe­rung von Men­schen­blut zu Eh­ren ir­gend­ei­ner heid­nischen Gott­heit war im Fal­le Jac­que­lin ei­ne va­ge Ver­mu­tung und konn­te vor Ge­richt nicht als Be­weis an­er­kannt wer­den; aber es gab ge­nug an­de­re Be­wei­se, die aus­reich­ten, um die Frau meh­re­rer Mor­de zu über­füh­ren.
    Dar­über hin­aus ent­deck­te ich in den al­ten Zei­tun­gen Din­ge, die der al­te Jac­que­lin nicht er­wähnt hat. Die Theo­rie mit der He­xe­rei war zwar vom Ge­richt nicht of­fi­zi­ell an­er­kannt wor­den, aber sie kos­te­te im End­ef­fekt doch den Arzt sei­ne Pra­xis. Es stell­te sich näm­lich als er­wie­sen her­aus, daß der gu­te Dok­tor, wenn auch in klei­ne­rem Aus­maß, be­gann in die Fuß­stap­fen sei­ner Frau zu tre­ten. Bei Blut­un­ter­su­chun­gen nahm er sei­nen Pa­ti­en­ten ein we­nig mehr Blut als er­for­der­lich ab, bei Ope­ra­tio­nen ent­fern­te er ein paar Zen­ti­me­ter mehr Fleisch … und hin und wie­der ent­wen­de­te er aus den Lei­chen­hal­len mensch­li­che Or­ga­ne. Das scheint mir der wah­re Grund da­für zu sein, daß er nach der Ver­hand­lung und der Hin­rich­tung sei­ne Pra­xis auf­ge­ben muß­te.
    Nicht ei­ne ein­zi­ge Zei­tung be­rich­tet da­von, daß er nach der Hin­rich­tung die Lei­che sei­ner Frau zu Mo­dell­zwe­cken be­kom­men hät­te, wohl aber da­von, daß die Lei­che ge­stoh­len wur­de. Und Jac­que­lin ver­ließ so­fort nach der Hin­rich­tung Pa­ris. Vor sie­ben­und­drei­ßig Jah­ren!«
    Bert­rouxs Stim­me war hei­ser ge­wor­den.
    »Du kannst dir vor­stel­len, wie die­se Ent­de­ckung auf mich wirk­te.
    Ich bin dann die Zei­tun­gen Jahr für Jahr durch­ge­gan­gen, um ei­ne Spur von dem Mann zu fin­den. Den Na­men Jac­que­lin fand ich nir­gends. Aber hin und wie­der tauch­ten kur­ze Mel­dun­gen über ei­ne fah­ren­de Wachs­fi­gu­ren­aus­stel­lung auf. Un­ter dem Na­men Pal­li­di zog die­se Aus­stel­lung 1916 durch die bas­ki­schen Pro­vin­zen. Und als der Wa­gen ei­ne der Städ­te ver­las­sen hat­te, fand man un­ter dem Platz, auf dem das Zelt auf­ge­schla­gen ge­we­sen war, die Lei­chen von zwei jun­gen Män­nern. Bei­den fehl­te der Kopf.
    Bei der Show ei­nes ge­wis­sen Ge­or­ge Bal­to pas­sier­te 1924 in Ant­wer­pen fast der glei­che Zwi­schen­fall. Ei­nes Ta­ges wur­de in ei­ner Stra­ße in der Nä­he der Wachs­fi­gu­ren­aus­stel­lung die Lei­che ei­nes ver­stüm­mel­ten Man­nes ge­fun­den. Ge­or­ge Bal­to wur­de fest­ge­nom­men und ins Kreuz­ver­hör ge­nom­men. Man hat­te aber kei­ne Hand­ha­be ge­gen ihn und muß­te ihn wie­der auf frei­en Fuß set­zen. Die Na­men des Be­sit­zers wech­sel­ten, aber im Lau­fe der Jah­re gab es noch ei­ni­ge Lei­chen, die zu­fäl­lig in der Nä­he der fah­ren­den Aus­stel­lung ge­fun­den wur­den. Bei zwei wei­te­ren Fäl­len be­schreibt die Pres­se aber über­ein­stim­mend den Be­sit­zer der Show als einen ›klei­nen, grau­haa­ri­gen Mann‹.
    Ich frag­te mich, was das al­les zu be­deu­ten hat. Mei­ne ers­te Re­ak­ti­on war, mich an die Kri­mi­nal­po­li­zei zu wen­den. Aber dann sag­te ich mir, daß die Po­li­zei mei­ne wil­den Theo­ri­en nur be­lä­cheln wür­de. Ich muß noch viel mehr her­aus­be­kom­men, um ir­gend et­was zu be­wei­sen. Mei­ner Mei­nung nach ist der Kern­punkt des Ge­heim­nis­ses die Fra­ge: Was ver­an­laßt die Män­ner, die­se Frau­en­fi­gur an­zu­star­ren und ihr zu ver­fal­len? Worin liegt ih­re Macht? Ich ha­be mir den Kopf über ei­ne

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