15 Gruselstories
entschließen, in den Klub zu ziehen …«
Natürlich wünschte das Jasper! Mr. Cavendish sollte in den Klub ziehen und Jasper alles in Bausch und Bogen übergeben. Er würde Mr. Cavendish wie ein gütiger, wohlwollender Schwager zur Seite stehen und für ihn den Verkauf des Hauses und des Inventars vornehmen! Mr. Cavendish, der sich immer vor sich selbst damit brüstete, daß er gerne bereit war, dem Teufel sein Scherflein zu geben, mußte Jaspers Unverfrorenheit rückhaltlos bewundern. Jasper wollte alles!
In Gedanken versunken nippte Mr. Cavendish an seiner warmen Milch und knabberte an einer trockenen Toastscheibe.
»Was denn, Onkelchen, ist das Essen, das du für uns zubereitet hast, zu schwer für dich?« fragte Harry, ohne auf den warnenden Blick zu achten, den ihm seine Frau Dell zuwarf.
»Nur ein kleines Geschwür – meint der Doktor«, murmelte Mr. Cavendish.
»Der Doktor?« frohlockte Clara. »Hat dich Dr. Barton wieder einmal untersucht? Was sagt er? Hoffentlich fehlt dir nichts Ernstliches. Mit einem Geschwür im Magen ist nicht zu spaßen. Du weißt, wie oft die Ärzte sagen, es sei nur ein harmloses Geschwür, und dann stellt sich heraus, daß es doch –«
Edwin räusperte sich vernehmlich.
Er wußte, wie er sie abschalten konnte, und er glaubte, daß er es jetzt zur rechten Zeit getan hätte. »Ich bin sicher, daß Onkel Ronald gut auf sich aufpaßt, meine Liebe. Wenn man sich diesen Tisch ansieht, kann man gar nicht glauben, daß er schon seit sieben Jahren Witwer ist.«
»Vielen Dank«, sagte Mr. Cavendish. »Wie wäre es noch mit einem Stückchen Huhn? Es ist reichlich vorhanden.«
Jasper langte kräftig zu. »Und noch etwas von der köstlichen Soße, bitte. Sie ist einfach ein Gedicht. Für einen alten Junggesellen hast du dich selbst überboten … obwohl natürlich der Küchenchef vom Klub …«
»Warum hast du eigentlich nicht wieder geheiratet?« fragte Dell interessiert. »Die Frauen sind doch hinter einem Mann wie dir in Scharen her. Ich meine – du bist doch noch recht gut beieinander, und mit deinen vielen Moneten …«
Jetzt war es Harry, der seine Frau mit den Augen hypnotisieren wollte. Aber Mr. Cavendish war nicht die Spur beleidigt.
»Du weißt sehr gut, warum ich nicht wieder geheiratet habe, Dell«, sagte er ruhig. »Ich habe schon oft genug gesagt, daß ich Grace immer noch dann bei mir haben kann, wenn ich es will.«
Nun ja, das wäre es. Mr. Cavendish hielt Angriff für die beste Verteidigung. Er schaute erwartungsvoll von einem zum anderen.
Jasper war der erste, der unter dem Mantel falscher Freundlichkeit über die Barriere klettern wollte. »Also wirklich, Ronald«, begann er. »Wir machen uns alle, die wir hier versammelt sind, ein wenig Sorgen um dich. Deine krankhafte Einbildung, daß Grace immer noch bei dir ist, ist nicht normal.«
»Genausowenig wie deine Überheblichkeit«, meinte Mr. Cavendish freundlich und reichte Jasper zum drittenmal die vorzügliche Soße. »Ich bilde mir nichts ein, und schon gar nichts Krankhaftes. Schon seit Urbeginn der Geschichte halten es intelligente Menschen für möglich, die Davongegangenen zurückzurufen. Man muß nur die richtige Formel kennen. Wenn ihr auch nur die leiseste Ahnung von der Seelenforschung hättet, dann würdet ihr verstehen, daß es nichts Ungewöhnliches ist, sich mit den Geistern der Verstorbenen in Verbindung zu setzen.«
Clara schob ihre dicke Unterlippe vor. »Da habt ihr’s«, sagte sie und schaute triumphierend in die Runde. »Ich habe ja immer gesagt, daß Onkel Ronald überhaupt nichts dafür kann. Er wiederholt nur das, was ihm dieses verrückte Medium, das er nach Graces Tod aufsuchte, vorgebetet hat. Sie hat ihm diesen ganzen Unsinn eingeredet.«
Edwin räusperte
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