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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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er­zähl­te, was ich Ih­nen jetzt sa­ge, stimm­te er mir zu. Das tun sie al­le. Sie soll­ten auch ein­wil­li­gen, mein Freund. Aber ich bin si­cher, daß sie es tun wer­den. Stel­len Sie sich nur ein­mal vor: in ih­ren blas­sen wei­ßen Hän­den zu ru­hen und den Blick nie von ihr ab­wen­den zu müs­sen. Zu ster­ben und da­bei ih­re Schön­heit vor Au­gen zu ha­ben! Sie wer­den ihr das Op­fer brin­gen, nicht wahr? Kei­ne Men­schen­see­le wird je et­was da­von er­fah­ren. Nie­mand wird auch nur den lei­ses­ten Ver­dacht schöp­fen. Sie wol­len Jo­han­nes der Täu­fer sein, nicht wahr? Sie wol­len, daß ich es jetzt gleich tue, nicht wahr? Sie wol­len, daß ich –«
    Hyp­no­se. Al­so doch Hyp­no­se! Bert­rand ver­such­te ver­geb­lich, sich von der Stel­le zu rüh­ren, als der Al­te ein­dring­lich auf ihn ein­re­de­te und gleich­zei­tig ih­re star­ren Au­gen bit­tend auf ihn her­ab­schau­ten.
    Der kal­te Stahl des Mes­sers lieb­kos­te Bert­rands Keh­le. Die Klin­ge be­gann, weh­zu­tun. Durch einen grau­en Ne­bel dran­gen Wor­te an sein Ohr, und durch einen schar­lach­ro­ten Ne­bel hin­durch starr­te er in ihr Ge­sicht. Sie war ei­ne He­xe, die Op­fer for­der­te. Wie wür­de es sein, in ih­ren Ar­men zu ru­hen, ihr na­he zu sein und sie so an­zu­be­ten, wie es schon an­de­re vor ihm ge­tan hat­ten? Wä­re das nicht ein Tod, der wie für einen Dich­ter ge­schaf­fen war? Er könn­te sie an­schau­en, bis er in ewi­ger Dun­kel­heit ver­sun­ken war. Sein Kopf wür­de in we­ni­gen Se­kun­den in der Sil­ber­scha­le ru­hen, die ih­re schma­len Hän­de um­schlos­sen. Was hät­te es für einen Sinn, wei­ter­zu­le­ben, wenn er sie doch nie­mals be­sit­zen konn­te? Warum soll­te er al­so nicht im Be­wußt­sein ih­rer Schön­heit ster­ben? Es war so ein­fach. Ihr Mann kann­te sich aus, und er war so nett zu Bert­rand. So nett. Das Mes­ser tat weh. Bert­rand riß die Hän­de hoch. Er war plötz­lich von pa­ni­scher Angst er­füllt. Er schlug wild um sich und rang mit dem klei­nen, schrei­en­den, ver­rück­ten Mann. Das Mes­ser fiel klir­rend auf die Er­de. Die bei­den ran­gen keu­chend. Als Bert­rand wie ra­send in das auf­ge­schwemm­te Ge­sicht des an­de­ren schlug und ihm fast die gla­si­gen Au­gen aus­kratz­te, fie­len bei­de zu Bo­den.
    Ir­gend et­was in Bert­rands In­ne­rem war wie­der durch­ge­bro­chen. Viel­leicht sei­ne Ju­gend, viel­leicht sein Wil­le zu le­ben oder viel­leicht ganz ein­fach der ge­sun­de Men­schen­ver­stand. Sei­ne Fin­ger preß­ten sich zu­sam­men, als er den Kopf des Grau­haa­ri­gen auf den Bo­den schlug. Sei­ne Hän­de um­klam­mer­ten in ra­sen­der Wut die Keh­le des an­de­ren und drück­ten sie lang­sam zu.
    Dann hör­te sei­ne Ra­se­rei plötz­lich auf. Der Griff sei­ner Hän­de lo­cker­te sich, und der Kopf des Ver­rück­ten fiel leb­los zur Sei­te. Der fet­te Jac­que­lin war tot!
    Bert­rand er­hob sich tau­melnd und warf einen Blick auf sei­ne teil­nahms­lo­se Göt­tin. Ihr Lä­cheln war un­ver­än­dert. Als er auf ih­re teuf­li­sche Schön­heit starr­te, be­gann sei­ne See­le er­neut ins Wan­ken zu ge­ra­ten. Aber als sei­ne Hand in die Man­tel­ta­sche fuhr, kehr­ten sein Mut und sei­ne Ent­schluß­kraft zu­rück.
    Er schleu­der­te ihr das zer­knit­ter­te Ma­nu­skript vor die Fü­ße – das vollen­de­te Ge­dicht an Sa­lo­me.
    Sehr lang­sam hol­te er die Streich­höl­zer her­vor.
    Er nahm das Ma­nu­skript wie­der in die Hand und zün­de­te es an. Als es brann­te, hielt er es an ih­re flam­men­den Haa­re. Und wäh­rend sich Feu­er mit Feu­er ver­misch­te, hör­te sie nicht auf, Bert­rand in ei­ner Art an­zu­star­ren, die er im­mer noch nicht ver­stan­den hat­te; in der schreck­li­chen, durch­drin­gen­den Art, mit der sie ihn und all die an­de­ren Män­ner ver­hext und ins Ver­der­ben ge­stürzt hat­te.
    Und noch im­mer hielt sie ihn in ih­rem Bann. Er nahm Sa­lo­me in sei­ne Ar­me. Er preß­te die bren­nen­de Sa­lo­me, die un­ter den Flam­men wie ein ech­tes Le­be­we­sen zuck­te und sich wand, an sich. Er hielt sie einen Au­gen­blick in den Ar­men und stell­te sie dann, als die Flam­men um sich grif­fen, auf ih­ren Platz zu­rück. Sie

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