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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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er.
    Sie zuck­te er­schro­cken zu­sam­men und be­deck­te mit ih­ren Ar­men den Ge­gen­stand völ­lig, den sie eben lieb­kost hat­te, und preß­te ihn da­bei hef­tig an sich.
    Sam Stee­ver muß­te un­will­kür­lich an ei­ne Pup­pe den­ken, die auf ei­ner Brust zer­drückt wird.
    Ir­ma blick­te ihn an. Ihr Ge­sicht war ei­ne un­schul­di­ge Mas­ke. Zu­min­dest in dem herr­schen­den Däm­mer­licht glich ihr klei­nes Ge­sicht ei­ner Mas­ke. Die Mas­ke ei­nes klei­nen Mäd­chens, die et­was ver­deck­te. Aber was … ?
    »Hast du ge­se­hen, daß es Va­ti wie­der bes­ser geht?« lis­pel­te Ir­ma. »Oh, ich glau­be, es geht ihm viel bes­ser.«
    »Das wuß­te ich.«
    »Aber ich fürch­te, mein Kind, daß er weg­fah­ren muß, um sich zu er­ho­len. Er wird lan­ge Zeit brau­chen, bis er sich völ­lig er­holt hat.« Ein Lä­cheln drang durch die Mas­ke.
    »Gut«, sag­te die klei­ne Stim­me.
    »Du kannst hier na­tür­lich nicht so­lan­ge al­lein blei­ben«, fuhr Sam eif­rig fort. »Wir wer­den uns das noch in Ru­he über­le­gen. Viel­leicht wer­den wir dich in ein In­ter­nat schi­cken oder in ir­gend­ein an­de­res Heim –«
    Ir­ma ki­cher­te. »Oh, du brauchst dir mei­net­we­gen nicht den Kopf zu zer­bre­chen«, sag­te sie und rück­te zur Sei­te, als sich Sam zu ihr auf das So­fa setz­te. Als er sich zu ihr beug­te, sprang sie rasch auf. Durch Ir­mas plötz­li­che Be­we­gung tauch­ten un­ter ih­ren El­len­bo­gen zwei klei­ne Bei­ne auf, die mit Ho­sen be­klei­det wa­ren und an den Fü­ßen klei­ne Le­der­stücke als Schu­he hat­ten.
    »Was hast du da, Ir­ma?« frag­te er. »Ist das ei­ne Pup­pe?«
    Er streck­te sehr lang­sam sei­ne plum­pen Hän­de aus.
    Sie wich zu­rück.
    »Du darfst sie nicht se­hen«, mein­te Ir­ma be­stimmt.
    »Aber ich möch­te sie ger­ne se­hen. Miss Pall hat mir er­zählt, was du für hüb­sche Pup­pen machst.«
    »Miss Pall ist dumm. Und du auch. Geh weg!«
    »Aber Ir­ma«, be­gann Sam be­schwich­ti­gend, »was re­dest du denn für dum­mes Zeug. Komm, sei lieb, und zeig mir die Pup­pe.«
    Wäh­rend er sprach, schau­te er auf den Kopf der Pup­pe, der durch Ir­mas Zu­rück­wei­chen zum Vor­schein ge­kom­men war. Sam sah die dunklen Haar­bü­schel über dem wei­ßen Ge­sicht. Das Däm­mer­licht ver­wisch­te die Ge­sichts­zü­ge, aber er konn­te un­deut­lich Au­gen und Na­se er­ken­nen und das Kinn …
    Er war aber nicht be­reit, ih­ren bo­cki­gen Wi­der­stand län­ger ge­dul­dig hin­zu­neh­men.
    »Gib mir jetzt so­fort die Pup­pe, Ir­ma«, sag­te er barsch. »Ich weiß, was es ist – ich weiß, wer sie ist …«
    Für einen Au­gen­blick glitt die Mas­ke von Ir­mas Ge­sicht. Sam Stee­ver sah die nack­te Angst in ih­ren Au­gen.
    Sie wuß­te, daß er wuß­te …
    Aber ge­nau­so schnell, wie sie ver­schwun­den war, kehr­te die Mas­ke auf ihr Ge­sicht zu­rück.
    Sie war nichts wei­ter als ein sü­ßes, ei­gen­sin­ni­ges klei­nes Mäd­chen, das den Kopf schüt­tel­te und ih­ren al­ten On­kel schalk­haft mit den großen Kin­derau­gen an­blitz­te.
    »Aber On­kel Sam«, ki­cher­te sie, »wie kannst du nur so dumm sein? Das ist wirk­lich kei­ne rich­ti­ge Pup­pe.«
    »Was ist es dann?« frag­te Sam grun­zend.
    Sie ki­cher­te wie­der und hob die Fi­gur in die Hö­he, als sie sag­te: »Das ist nur ei­ne Zucker­pup­pe.«
    »Ei­ne Zucker­pup­pe?«
    Ir­ma nick­te ki­chernd. Dann steck­te sie mit ei­ner ra­schen Be­we­gung den klei­nen Pup­pen­kopf in den Mund.
    Und biß ihn ab.
    Von oben kam ein ein­zi­ger gel­len­der un­mensch­li­cher Schrei, der Sam das Blut in den Adern er­star­ren ließ.
    Wäh­rend er keu­chend die Stu­fen hin­auf­ras­te, schlüpf­te die klei­ne Ir­ma, die im­mer noch still­ver­gnügt kau­te, durch die Vor­der­tür und tauch­te im Dun­kel der Nacht un­ter.

 
Henoch, der Eingeweihte
     
    Der An­fang ist im­mer gleich.
    Zu­erst ist das Ge­fühl da.
    Wis­sen Sie, wie das ist, wenn über Ih­ren Kopf klei­ne Fü­ße lau­fen? Klei­ne Fü­ße, die ei­lig hin und her und her und hin lau­fen?
    So fängt es im­mer an.
    Sie kön­nen nicht se­hen, wer da um­her­mar­schiert. Es ist ja im­mer­hin oben auf Ih­rem Kopf. Wenn Sie sich für ge­scheit hal­ten, war­ten Sie auf ei­ne

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