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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Sie wis­sen das ja al­les sel­ber.«
    »Ich weiß nur, daß er Ir­ma haßt«, sag­te Miss Pall hef­tig. »Er haßt sie so sehr, daß er wünscht, sie wä­re schlecht, da­mit er im­mer einen Grund hät­te, sie zu ver­prü­geln. ›Wenn Sie die klei­ne He­xe nicht züch­ti­gen, wer­de ich es tun‹, sagt er im­mer. Und dann nimmt er sie nach oben und schlägt mit sei­nem Le­der­gür­tel auf sie ein. Sie müs­sen et­was un­ter­neh­men, Mr. Stee­ver. Wenn Sie es nicht tun, wer­de ich ganz be­stimmt zu den maß­ge­ben­den Be­hör­den ge­hen!« Die­se ver­rück­te, al­te Mecker­zie­ge ist im­stan­de und tut das wirk­lich, dach­te Sam, al­so muß man ihr noch mehr Ho­nig ums Maul schmie­ren. »Aber was wird dann mit Ir­ma?« frag­te er, um an ihr rühr­se­li­ges Herz zu ap­pel­lie­ren.
    Miss Pall seufz­te. »Ich weiß nicht. Seit ihr Va­ter zu­rück ist, hat sie sich sehr ver­än­dert. Sie will nicht mehr mit mir spie­len, ja sie schaut mich kaum noch an. Sie kann mich wahr­schein­lich nicht mehr lei­den, weil es mir nicht ge­lingt, sie vor ih­rem Va­ter zu be­schüt­zen. Und au­ßer­dem – ist sie fel­sen­fest da­von über­zeugt, daß sie ei­ne He­xe ist.«
    Die­ses al­te Weib ist ver­rückt, völ­lig ver­rückt. Sam Stee­ver setz­te sich auf­recht in sei­nen knar­ren­den Stuhl.
    »Sie brau­chen mich gar nicht so an­zu­star­ren, als ob ich den Ver­stand ver­lo­ren hät­te, Mr. Stee­ver. Ir­ma wird es Ih­nen selbst sa­gen – wenn Sie sich je ent­schlie­ßen kön­nen, hin­zu­fah­ren.«
    Der Vor­wurf in ih­rer Stim­me war nicht zu über­hö­ren. Er ver­such­te ihn durch ein freund­li­ches Ni­cken zu mil­dern.
    »Ir­ma ver­kün­de­te ei­nes Ta­ges, wenn ihr Va­ter so gern möch­te, daß sie ei­ne He­xe wä­re, dann wür­de sie eben ab so­fort ei­ne He­xe sein. Und sie wür­de we­der mit mir noch ir­gend­ei­nem an­de­ren spie­len, weil He­xen nicht spie­len.
    Bei der letz­ten Kir­mes hat sie mich ge­be­ten, ihr einen Be­senstiel zu ge­ben. Man könn­te dar­über la­chen – wenn es nicht eher zum Wei­nen wä­re. Es ist ein Jam­mer, wenn man ta­ten­los zu­se­hen muß, wie die­ses Kind lang­sam sei­nen ge­sun­den Men­schen­ver­stand ver­liert.
    Vor ein paar Wo­chen dach­te ich, es könn­te viel­leicht doch noch al­les gut wer­den. An ei­nem Sonn­tag bat mich Ir­ma, mit ihr in die Kir­che zu ge­hen. ›Ich möch­te bei ei­ner Tau­fe zu­se­hen‹, sag­te sie. Man stel­le sich vor: Ein acht­jäh­ri­ges Mäd­chen ist an dem Tauf­vor­gang in­ter­es­siert! Sie liest ein­fach zu­viel. Das ist es!
    Al­so schön, wir gin­gen zur Kir­che. Sie war so süß und lieb, wie sie nur sein kann. Sie hat­te ihr neu­es blau­es Kleid an und um­klam­mer­te mei­ne Hand. Ich war stolz auf sie, Mr. Stee­ver, rich­tig stolz;.
    Aber gleich nach dem Kirch­gang zog sie sich wie­der in ihr Schne­cken­haus zu­rück. Ent­we­der las sie un­un­ter­bro­chen oder sie husch­te in der Däm­me­rung durch den Gar­ten und sprach mit sich selbst.
    Viel­leicht tat sie das, weil Ihr Bru­der ihr das Kätz­chen nicht schen­ken woll­te, das sie sich so sehr wünsch­te. Als sie ihn bat, ihr ei­ne schwar­ze Kat­ze mit­zu­brin­gen, frag­te er, warum, und sie ant­wor­te­te: ›Weil je­de He­xe ei­ne schwar­ze Kat­ze hat.‹ Dar­auf­hin nahm er Ir­ma wie­der mit nach oben.
    Wie soll­te ich ihn da­von ab­hal­ten, Ir­ma zu schla­gen?
    Das nächs­te­mal ver­prü­gel­te er sie, als das elek­tri­sche Licht ver­sag­te und wir die Ker­zen nicht fin­den konn­ten. Er be­schul­dig­te sie, daß sie die Ker­zen ge­stoh­len hät­te. Man be­den­ke: Ein acht­jäh­ri­ges Kind des Ker­zen­dieb­stahls zu be­zich­ti­gen!
    Das war der An­fang vom En­de. Denn als er heu­te sei­ne Haar­bürs­te nicht fin­den konn­te …«
    »Wol­len Sie da­mit sa­gen, daß er das Kind auch mit der Haar­bürs­te schlug?«
    »Ja. Und sie gab zu, die Haar­bürs­te ent­wen­det zu ha­ben. Sie sag­te, sie hät­te sie für ih­re Pup­pe ge­braucht.«
    »Aber sag­ten Sie nicht vor­hin, Ir­ma hät­te gar kei­ne Pup­pen?«
    »Sie hat sich selbst ei­ne ge­macht. Zu­min­dest glau­be ich, daß sie das ge­tan hat – ob­wohl ich die Pup­pe nie zu Ge­sicht be­kom­men ha­be. Denn sie zeig­te uns nichts mehr, und

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