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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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güns­ti­ge Ge­le­gen­heit und fah­ren sich mit ei­ner ra­schen Hand­be­we­gung durch die Haa­re. Aber der klei­ne Spa­zier­gän­ger ist auf der Hut. Auf die­se Wei­se wer­den Sie ihn nie er­wi­schen. Selbst wenn Sie bei­de Hand­flä­chen an Ih­ren Kopf pres­sen, ge­lingt es ihm im­mer, zu ent­wi­schen.
    Er ist un­heim­lich fix.
    Sie kön­nen ihn auch nicht ein­fach igno­rie­ren. Wenn Sie sei­nen Fuß­trit­ten kei­ne Be­ach­tung schen­ken, geht er einen Schritt wei­ter. Er schlän­gelt sich über Ih­ren Nacken zum Ohr und be­ginnt zu flüs­tern. Sie kön­nen sei­nen klei­nen kal­ten Kör­per füh­len, der sich fest ge­gen die Ober­flä­che Ih­res Ge­hirns preßt. Sei­ne Kral­len müs­sen aus Samt sein, denn sie schmer­zen bei der Be­rüh­rung nicht. Spä­ter al­ler­dings fin­den sie klei­ne Krat­zer auf Ih­rem Nacken, die blu­ten und blu­ten. Aber wäh­rend er sich fort­be­wegt, füh­len Sie nichts wei­ter als die Ge­gen­wart ei­nes klei­nen kal­ten Et­was, das sich an Ih­ren Kör­per preßt und flüs­tert.
    Das ist der Mo­ment, in dem Sie ver­su­chen, ge­gen ihn an zu­kämp­fen. Sie be­mü­hen sich, nicht auf sei­ne Ein­flüs­te­run gen zu hö­ren. Denn wenn Sie erst ein­mal zu­hö­ren, sind Sie ver­lo­ren. Sie sind dann ge­zwun­gen, sei­ne Be­feh­le aus­zu­füh­ren.
    Er ist ein bö­ser Kerl! Und er ist sehr klug!
    Er weiß ge­nau, wie er sie ein­schüch­tern und be­dro­hen kann, wenn Sie es wa­gen, ihm wi­der­ste­hen zu wol­len. Ich wa­ge es seit lan­ger Zeit kaum noch, denn ich ha­be da­bei im­mer den kür­ze­ren ge­zo­gen. Es ist bes­ser, ihm gleich zu­zu­hö­ren und ihm dann zu ge­hor­chen.
    So­lan­ge ich ihm zu­hö­re, schei­nen die Din­ge, die er mir ins Ohr flüs­tert, gar nicht ein­mal so schlimm zu sein. Sei­ne Stim­me klingt sanft und doch über­zeu­gend, wenn er mich über­re­det. Er will mich in Ver­su­chung brin­gen. Er ver­spricht mir den Him­mel auf Er­den.
    Und er hält sein Ver­spre­chen auch. Al­le Leu­te hal­ten mich für arm, weil ich nie Geld ha­be und in die­ser al­ten Hüt­te am Ran­de des Sump­fes le­be. Aber er ver­steht es, mich reich zu ma­chen.
    Wenn ich das tue, was er von mir ver­langt, dann ent­führt er mich für ein paar Ta­ge von mei­nem ei­ge­nen Ich. Wis­sen Sie, es gibt au­ßer­halb die­ser Welt an­de­re Plät­ze; und an die­sen Plät­zen bin ich Kö­nig.
    Die Leu­te la­chen mich aus und sa­gen, ich hät­te kei­ne Freun­de; und die Mäd­chen im Ort nen­nen mich ei­ne Vo­gel­scheu­che. Wenn sie al­le wüß­ten, daß er mir manch­mal – nach­dem ich sei­ne Be­feh­le aus­ge­führt ha­be – Kö­ni­gin­nen ins Bett legt!
    Nichts wei­ter als Träu­me? Das glau­be ich nicht. Es ist um­ge­kehrt. Das an­de­re Le­ben ist ein Traum, das Le­ben in der schä­bi­gen Hüt­te am Ran­de des Sump­fes. Dort kommt mir nichts mehr wirk­lich vor.
    Nicht ein­mal das Tö­ten …
    Ja, ich tö­te Men­schen.
    Das ist es, was He­noch von mir ver­langt, müs­sen Sie wis­sen.
    Das ist es, was er mir zu­flüs­tert. Er for­dert von mir, daß ich für ihn Men­schen tö­te.
    Ich mag das nicht. Ich sag­te Ih­nen, glau­be ich, schon, daß ich zu­erst da­ge­gen an­ge­kämpft ha­be, nicht wahr? Aber jetzt ha­be ich nicht mehr die Kraft, zu kämp­fen.
    Er will, daß ich Men­schen für ihn um­brin­ge. He­noch. Das klei­ne We­sen, das oben auf mei­nem Kopf lebt. Ich kann ihn nicht se­hen. Ich kann ihn nicht fan­gen. Ich kann ihn nur füh­len, ihn hö­ren und ihm ge­hor­chen.
    Von Zeit zu Zeit läßt er mich ein paar Ta­ge al­lein. Aber dann ist er plötz­lich wie­der da, und ich füh­le, wie er über mei­nen Kopf krab­belt. Sein Flüs­tern dringt deut­lich und ein­dring­lich in mei­ne Oh­ren. Er er­zählt mir dann von je­man­dem, der durch den Sumpf kom­men wird.
    Ich ha­be kei­ne Ah­nung, wo­her er das al­les weiß. Ob­wohl er die Be­tref­fen­den nicht ge­se­hen ha­ben kann, be­schreibt er sie in al­ler Aus­führ­lich­keit. Er sagt zum Bei­spiel:
    »Ein Va­ga­bund kommt die Ay­les­wor­thy Road her­un­ter. Es ist ein klei­ner, di­cker Mann mit ei­ner Glat­ze. Sein Na­me ist Mi­ke. Er ist mit blau­en Ho­sen und ei­nem brau­nen Pull­over be­klei­det. In zehn Mi­nu­ten, wenn die Son­ne un­ter­geht,

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