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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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– da­nach. Nichts konn­te ihn wäh­rend der nächs­ten Ta­ge we­cken, und wäh­rend die­ser Zeit war ich ein frei­er Mensch. Sonst ge­noß ich die­se Frei­heit. Aber heu­te nicht. Ich brauch­te sei­ne Hil­fe.
    Ich konn­te nicht län­ger war­ten, denn das Häm­mern wur­de im­mer stär­ker und ein­dring­li­cher.
    Ich stand auf und öff­ne­te die Tür. Un­ser al­ter She­riff Shel­by stand vor mir.
    »Komm mit, Seth«, sag­te er. »Ich wer­de dich ins Ge­fäng­nis brin­gen.«
    Ich sag­te kein Wort. Sei­ne ste­chen­den schwar­zen Au­gen schie­nen in je­den Win­kel mei­ner arm­se­li­gen Hüt­te zu drin­gen. Als er dann sei­nen Blick auf mich rich­te­te, wä­re ich am liebs­ten im Erd­bo­den ver­sun­ken. Ich fürch­te­te mich.
    Er konn­te na­tür­lich He­noch nicht se­hen. Kei­ner kann ihn se­hen. Aber He­noch war da; ich fühl­te sein leich­tes Ge­wicht auf mei­nem Kopf. Er hat­te sich un­ter mei­nen Haa­ren zur Ru­he ge­bet­tet und schlief so fried­lich wie ein Ba­by. »Emi­ly Rob­bins Fa­mi­lie hat mir ge­sagt, daß Emi­ly den Weg durch den Sumpf ab­kür­zen woll­te«, er­klär­te der She­riff. »Wir konn­ten die Rei­fen­spu­ren bis zu dem al­ten Trieb­sand ver­fol­gen.«
    Die Rei­fen­spu­ren! He­noch hat­te nicht an die Rei­fen­spu­ren ge­dacht. Was soll­te ich al­so sa­gen? Au­ßer­dem po­saun­te der She­riff:
    »Al­les, was du sagst, kann ge­gen dich ver­wen­det wer­den. Komm jetzt!«
    Was blieb mir al­so an­de­res üb­rig, als mit ihm zu ge­hen?
    Als wir zu­sam­men in den Ort fuh­ren, woll­ten sich die Men­schen auf das Au­to stür­zen. In der Men­ge wa­ren auch vie­le Frau­en, die den Män­nern zu­schri­en, daß sie mich ›fas­sen‹ soll­ten.
    Doch She­riff Shel­by hielt die Meu­te zu­rück, und schließ­lich war ich heil im Ge­fäng­nis ge­lan­det. Sie sperr­ten mich in die mitt­le­re Zel­le. Ich war ganz al­lein, denn die bei­den an­de­ren Zel­len wa­ren nicht be­setzt. Ganz al­lein – bis auf He­noch. Aber der schlief wie ein To­ter.
    Gleich im Mor­gen­grau­en fuhr She­riff Shel­by mit ei­ni­gen sei­ner Leu­te wie­der fort. Ich schät­ze, daß er ver­su­chen woll­te, die Lei­che aus dem Trieb­sand zu ber­gen. Ich wun­der­te mich, daß er nicht den Ver­such mach­te, mich aus­zu­fra­gen.
    Da war Charles Pot­ter ganz an­ders. Der woll­te al­les wis­sen. She­riff Shel­by hat­te ihm wäh­rend sei­ner Ab­we­sen­heit die Auf­sicht über das Ge­fäng­nis über­ge­ben. Charles Pot­ter brach­te mir nach ei­ner Wei­le das Früh­stück und lun­ger­te um mei­ne Zel­le her­um. Er über­schüt­te­te mich mit Fra­gen. Ich schwieg. Ein Narr wie Charles Pot­ter wä­re der letz­te Mensch, mit dem ich dar­über re­den wür­de. Er hielt mich für ver­rückt. Ge­nau­so wie die Meu­te, die vor dem Ge­fäng­nis gröl­te. Die meis­ten Leu­te in der Stadt hiel­ten mich für ver­rückt. Wahr­schein­lich we­gen mei­ner Mut­ter und weil ich drau­ßen ganz al­lein am Ran­de des Sump­fes haus­te.
    Was hät­te ich Charles Pot­ter auch schon sa­gen kön­nen? Wenn ich ihm von He­noch er­zähl­te, wür­de er so­wie­so kein Wort glau­ben.
    Al­so sag­te ich nichts.
    Ich hör­te aber ge­nau zu, als Charles Pot­ter zu re­den an­fing.
    Er be­rich­te­te über die Su­che nach Emi­ly Rob­bins und sag­te, daß sich der She­riff auch über die an­de­ren Per­so­nen, die im Lau­fe der letz­ten Zeit ver­schwun­den wä­ren, Ge­dan­ken mach­te. Er pro­phe­zei­te mir, daß es ei­ne große Ver­hand­lung ge­ben wür­de, zu der der Staats­an­walt aus der Kreis­stadt kom­men wür­de. Au­ßer­dem hät­te er ge­hört, daß man gleich einen Arzt zu mir schi­cken woll­te.
    Ich hat­te dann auch kaum mein Früh­stück be­en­det, als der Arzt schon ein­trat. Charles Pot­ter, der ihn vor­fah­ren sah, hat­te ihn her­ein­ge­las­sen. Er hat­te Mü­he, die Meu­te drau­ßen zu­rück­zu­hal­ten, die mit dem Arzt zu­sam­men ins Ge­fäng­nis drin­gen woll­te. Ich schät­ze, die da drau­ßen woll­ten mich lyn­chen.
    Der Arzt war ein klei­ner Mann und hat­te einen die­ser ko­mi­schen Ba­cken­bär­te. Nach­dem er Charles Pot­ter hin­aus­ge­schickt hat­te, nahm er vor mei­ner Zel­len­tür Platz und be­gann, mit mir zu

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