Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Sie sind es? Sie, Sie, Sie? Da möchte man vor Freude gleich den Ofen einreißen, wenn man einen da hätte nämlich! Wie kommen denn Sie hierher nach Ismilan?“
    „Ich suche Sie.“
    „Mich?“
    „Ja.“
    „Wieso? Wußten Sie denn, daß ich hier bin?“
    „Ja. Sie kommen von Tschirmen und wollen nach Menlik.“
    „Wahrhaftig, er weiß es! Von wem haben Sie das aber erfahren?“
    „Zuerst sprach der Schmid Schimin in Koschikawak von Ihnen.“
    „Ja, bei dem bin ich gewesen.“
    „Das heißt, ich hatte keine Ahnung, daß Sie dieser Mann seien. Er sprach von einem Türki tschaghyrydschy, der bei ihm eingekehrt sei.“
    „Türki tscha – tschi – tscho – tschu – wie war das Wort? Wie heißt es auf deutsch?“
    „Sänger.“
    „Ah so! Der Kuckuck mag dieses Türkische pfeifen! Ich finde mich da schwer zurecht.“
    „Und doch reisen Sie hier!“
    „Na, verständlich mache ich mich schon. Geht es nicht mit Worten, so geht es mit Pantomimen. Das Gesichterschneiden ist ja eine Universalsprache, die jeder begreift. Aber setzen Sie sich und erzählen Sie mir, was – – –“
    „Bitte, wollen Sie sich nicht umdrehen? Da steht einer, der Ihnen auch einen guten Abend wünschen will.“
    „Wo? Da? Ah, das ist doch der Herr Hadschi Ha – Hi – Ho – mit dem langen Namen!“
    Halef merkte, daß die Rede von seinem Namen sei. Er sagte in ernster Würde:
    „Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah.“
    „Schon gut, schon gut! Diese Menge von Hadschis kann ich mir nicht merken. Lassen wir es bei dem einfachen Namen Halef. Also guten Abend, Herr Halef!“
    Er streckte ihm die Hand entgegen, und Halef ergriff sie, ohne seine Worte verstanden zu haben.
    „Bitte, erinnern Sie sich, daß der gute Hadschi kein Deutscher ist“, sagte ich. „Er versteht Sie nicht.“
    „Ah so! Was spricht er denn?“
    „Arabisch und Türkisch.“
    „Grad das sind meine Schattenseiten. Na, wir werden uns schon verständlich machen. Jetzt aber ist es aus mit der Singerei. Jetzt wird erzählt.“
    Die Anwesenden hatten gemerkt, daß hier eine ganz unerwartete Begegnung stattgefunden habe. Sie sahen mit sichtlichem Mißvergnügen, daß die Zither, welcher übrigens zwei Saiten fehlten, weggelegt wurde. Der Triester aber verzichtete auf das Glück, sich von ihnen bewundern zu lassen, und legte Beschlag auf mich. Er zog mich zu sich nieder und sagte:
    „Jetzt erzählen Sie mir, was Sie seit damals erlebt haben!“
    „Das würde mehrere Abende füllen. Lassen Sie zunächst hören, wie es Ihnen ergangen ist!“
    „Gut und schlecht, beides abwechselnd. Ich habe verschiedenes getrieben, teils mit Glück, teils mit Unglück. Jetzt bin ich Kompagnon meines Kompagnons und schlage mich hier herum, um zu sehen, welche geschäftlichen Vorteile dieses Land bietet.“
    „Wohin gehen Sie von hier aus?“
    „Nach dem Jahrmarkt zu Menlik.“
    „Ich auch.“
    „Das ist herrlich. Wollen wir beisammen bleiben?“
    „Ja, vorausgesetzt, daß Sie gut beritten sind. Ich habe nämlich Eile.“
    „O, ich bin außerordentlich gut beritten. In dieser Beziehung gibt es gar kein Bedenken gegen unser Beisammenbleiben.“
    „Ich hoffe, daß Sie besser reiten, als damals auf dem Kamel, welches wir für Sie in Dschidda borgten.“
    „Keine Sorge! Ich reite wie ein Indianer, wie ein Renz!“
    „Haben Sie ein eigenes Pferd?“
    „Nein.“
    „O weh! Also geborgt?“
    „Ja. Ich habe zwei Maultiere, eins für mich und eins für die Waren. Der Besitzer reitet auf einem dritten als Führer und Treiber.“
    „Wieviel zahlen Sie?“
    „Ich zahle natürlich nur für die beiden ersteren, und zwar zehn Piaster pro Stück und Tag.“
    „Ja, das ist hier der gewöhnliche Preis für Fremde, welche die Verhältnisse nicht kennen und also leicht zu übervorteilen sind.“
    „Wieso? Zahle ich zu viel?“
    „Ja. Ein Einheimischer zahlt nur die Hälfte.“
    „Ah! Warte, Bursche! Von jetzt an wirst du nur fünf Piaster pro Tier bekommen!“
    „Seien Sie nicht vorschnell! Was für einen Paß haben Sie?“
    „Ein Teskereh.“
    „Also keine Empfehlung für die Beamten? Da dürfen Sie nicht allzu kräftig auftreten. Wo haben Sie die Tiere und den Führer gemietet?“
    „In Mastanly.“
    „So zahlen sie ihm den bisherigen Preis fort, bis Sie einen andern mieten. Mit dem werde ich handeln.“
    „Schön! Bin Ihnen sehr verbunden! Wie weit haben wir von hier noch bis Menlik?“
    „Ungefähr fünfundzwanzig türkische

Weitere Kostenlose Bücher