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15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan

Titel: 15 - Im Schatten des Grossherrn 04 - In den Schluchten des Balkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns! Dieser Mensch würde uns erwürgen.“
    „Wir haben also doch auf unserer Hut zu sein. Wir sind in das Loch der Hyäne gekrochen, um mit ihr zu schlafen. Wollen sehen, ob wir glücklich wieder herauskommen!“
    Mein Schlaf war trotzdem gut und fest. Ich erwachte erst, als ich draußen die laute Stimme Albanis hörte, der Schnaderhüpfeln sang. Er war ein leichtlebiger, unvorsichtiger Mensch, und leider hat er nicht lange mehr gejodelt. Von dieser Reise ist er freilich glücklich zurückgekehrt, hat aber kurze Zeit darauf während des Badens im Meer seinen Tod gefunden.
    Als ich hinaus in den Hof trat, verhandelte er eben mit dem Bruder des Wirtes wegen der Bezahlung. Die Zeche schien ihm viel zu hoch zu sein, doch mußte er das Geforderte zahlen. Es war wirklich zu viel, was man von ihm verlangte. Ich machte dem Wirt darüber Vorstellung, aber er erklärte mir leise:
    „Was willst du denn? Wenn ich mehr als gewöhnlich verlange, so kommt dies auch dir zugute. Er ist ein Ungläubiger und muß für diejenigen mitbezahlen, welche die Koptscha haben, denn von diesen fordere ich niemals Geld.“
    „Also von mir auch nicht?“
    „Nein. Du und deine Begleiter, ihr seid meine Privatgäste und habt nichts zu bezahlen.“
    Das war mir in gewisser Beziehung nicht lieb, da man von Feinden doch nicht gern Gastfreundschaft annimmt; aber ich mußte es aus Vorsicht geschehen lassen.
    Ich ging mit Halef, Osco und Omar in die allgemeine Gaststube, wo wir Kaffee erhielten; dann wurde gesattelt und aufgebrochen, nachdem wir Abschied genommen hatten.

FÜNFTES KAPITEL
    Im Taubenschlag
    Wir ritten an der Arda hin. Der Führer Albanis hatte, wie ich gleich sah, das beste Maultier für sich ausgesucht und saß in einem guten türkischen Sattel. Dem Deutschen hatte er ein obstinates Tier gegeben und einen Sattel, der mich zum Lachen brachte. Wäre es noch ein Packsattel gewesen, so hätte es gehen mögen; aber dieses Ding war ein scharfkantiges Holzgestell, und zwar so breit, daß die Füße des Reiters hüben und drüben über eine halbe Elle vom Maultier abstanden. Das mußte dem Reiter Schmerz verursachen, wenn er es nicht vorzog, die Knie bis zum Sitz heraufzunehmen. Riemen und Steigbügel gab es nicht. An ihrer Stelle hing zu beiden Seiten des Martergestelles je ein Strick herab, welcher in mehrere Fußschlingen geknotet war, eine Vorrichtung, welche sich mehr durch ihre Billigkeit als durch ihre Zuverlässigkeit auszeichnete.
    Wir hatten die Stadt nicht weit hinter uns, so kam uns ein Mann mit einem Hund entgegen. Der Köter bellte uns an, und sofort ging Albanis Tier mit den Hinterbeinen in die Luft, nicht schnell ausschlagend, sondern langsam. Man sah, das Tierchen hatte Übung in dieser Evolution und führte sie künstlerisch und geschmackvoll aus.
    „Ah, eh, oh!“ rief der Reiter. „Fängst du schon jetzt wieder an! Bestie Du!“
    Er versuchte, sich zu halten, vermochte es aber nicht. Er rutschte über den Kopf des Tieres herab und saß an der Erde, noch ehe die Hinterhufe den Boden wieder berührt hatten. Er sprang auf und schlug das Maultier mit der Faust zwischen die Ohren. Da aber meinte der Besitzer desselben:
    „Warum schlägst du es? Gehört es mir oder dir? Hast du das Recht, ein fremdes Tier zu quälen?“
    „Hat dieses Tier das Recht, einen fremden Menschen abzuwerfen?“ antwortete Albani.
    „Abzuwerfen? Hat es dich etwa abgeworfen? Es hat dich ganz langsam und säuberlich herabrutschen lassen, damit du dir keinen Schaden zuziehen mögest. Du bist ihm also Dank schuldig. Statt dessen aber schlägst du es!“
    „Ich habe es gemietet, um zu reiten, nicht aber, um abgeworfen zu werden. Es hat zu gehorchen. Ich bezahle es, und es ist also mein. Wenn es nicht gehorcht, so züchtige ich es!“
    „Oho! Wenn du es noch einmal schlägst, so reite ich zurück und lasse dich auf der Straße sitzen. Steig wieder auf!“
    Albani krabbelte wieder hinauf; aber nun wollte das liebe Viehzeug nicht laufen. Es wich nicht von der Stelle. Der Reiter schimpfte, er wetterte; das Tier schien Freude an dessen Zorn zu haben. Es drehte den Schwanz und wedelte mit den Ohren; aber es wich nicht von der Stelle. Albani getraute sich nicht, es wieder zu schlagen. Er forderte den Besitzer auf, sein Tier in Bewegung zu bringen; dieser aber antwortete:
    „Laß ihm nur seinen Willen. Es will stehenbleiben, und so mag es stehen. Es wird schon selbst wieder an das Laufen denken. Wir reiten einstweilen weiter.“
    So geschah es. An einer

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