15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)
war, dann hat sie ihren Rucksack gepackt und sich davongemacht. Hab sie seit sechs Wochen nicht mehr gesehen.«
Bridgette kräuselte die Lippen und wandte sich an mich. » Darf ich fragen, in welchem Verhältnis Sie zu den Pyms stehen?«
» Ich bin eine juristische Vertreterin der Familie«, entgegnete ich.
» Sie haben gesagt, Sie seien eine Freundin«, beschwerte sich Jessie. » Davon, dass Sie eine juristische Vertreterin sind, war nicht die Rede.« Sie streckte ihre gelbe Hand aus. » Achthundert Dollar oder ich werfe Eds Sachen auf die Straße.«
Noch bevor ich reagieren konnte, zückte Cameron seine Brieftasche und zählte ein paar farbenfrohe Geldscheine ab. Als er bei dreihundert war, sperrte ich den Mund auf. Bei vierhundert wollte ich ihn aufhalten.
» Cameron«, sagte ich. » Sie müssen keinesfalls…«
» Überlassen Sie das mir, Lori«, unterbrach er mich, steckte die Brieftasche wieder ein und fixierte die Vermieterin mit einem Blick aus Stahl. » Über den Rest sende ich Ihnen einen Scheck. Sollten Sie irgendwelche Zweifel an meiner Seriosität hegen, ein guter Freund von mir, der Polizeipräsident, wird sicher für mich bürgen.« Er beugte sich etwas vor und sprach mit einer sanften Stimme, die weitaus bedrohlicher klang als Jessies raues Organ. » Und wenn Sie auch nur ein Blatt Papier aus der Wohnung entfernen, wird sich besagter Polizeipräsident trotz seiner vielen Termine die Zeit nehmen, sich persönlich um Sie zu kümmern.« Er richtete sich auf und schnippte ungeduldig mit den Fingern. » Und jetzt geben Sie uns den Schlüssel und verschwinden.«
Jessie war schlau genug zu wissen, wann sie verloren hatte. Sie betrachtete Cameron zwar feindselig, holte aber dennoch einen Schlüssel aus ihrer Tasche und reichte ihn herüber. Mit einem vernehmbaren Grummeln verschwand sie hinter der Hausecke.
Bridgette atmete tief aus und schenkte Cameron ein zurückhaltendes Lächeln. » Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich es hasse, wenn mich jemand Bridge nennt«, sagte sie. » Sie dürfen mich Bridgette nennen.«
» Danke«, sagte Cameron. » Ich bin Cameron Mackenzie und das ist Lori Shepherd, eine Freundin.«
» Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte Bridgette.
Ich lächelte ihr gedankenverloren zu. Meine Gedanken kreisten noch immer um die Vermieterin der Pyms.
» Sie hat uns noch nicht mal gefragt, ob wir uns ausweisen können«, sagte ich ungläubig. » So wie die Dinge liegen, könnten wir Drogendealer sein, die hier ein Crack-Labor einrichten wollen.«
» Ich glaube, das wäre ihr egal, solange wir pünktlich die Miete bezahlen würden«, meinte Cameron.
» Kennen Sie tatsächlich den Polizeipräsidenten?«, fragte Bridgette.
» Aber ja«, entgegnete Cameron. » Ich habe seiner Enkelin das Reiten beigebracht und den Wallach seines Enkels trainiert.«
» Wieso haben Sie ihr überhaupt die Miete bezahlt?«, fragte ich, ohne auf die Abschweifung einzugehen. » Wir müssen doch gar nicht in die Wohnung. Wir können Edmund Pym im Krankenhaus besuchen.«
» Was Edmund Pym betrifft…« Bridgette räusperte sich. » Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, Ms Shepherd, aber ich würde gerne Ihre Legitimation sehen.«
Da ich wissen wollte, was sie über Edmund Pym zu sagen hatte, holte ich die Dokumentenmappe hervor und reichte ihr die Papiere, die Mr Makepeace für mich aufgesetzt hatte. Ich wusste nicht, ob sich ihr Inhalt auch auf andere Mitglieder der Familie Pym beziehen ließ, aber Bridgette schien zufrieden. Sie gab mir die Dokumente zurück und sah mich ernst an.
» Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, dass Edmund Hillary Pym heute Morgen um fünf Uhr verstorben ist«, sagte sie. » Ich bin hierher gekommen, um die Nachricht seiner nächsten Verwandten mitzuteilen, aber…«
» Sie ist vor sechs Wochen verschwunden«, sagte ich.
Bridgette nickte. » Ich bin nicht sicher, was ich nun unternehmen soll. Es sind keinerlei Vorkehrungen für eine Beerdigung getroffen worden, und ich habe keine Ahnung, wie ich mich mit Eds Tochter in Verbindung setzen kann.«
» War Edmund Pym verheiratet?«, fragte Cameron.
» Seine Ehe scheiterte vor vielen Jahren«, antwortete Bridgette. » Nach der Scheidung hat Ed nichts mehr von seiner Frau gehört. Er wollte mit ihr Kontakt aufnehmen, wusste jedoch nicht wie.« Sie schob den Umschlag von einer Hand in die andere und runzelte nachdenklich die Stirn. » Er hat mir nicht gesagt, dass seine Tochter sich davongemacht hat. Er sagte
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