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15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under)

Titel: 15 Tante Dimity und die Geister am Ende der Welt (Aunt Dimity Down Under) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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bedeckt, die sich in einem eleganten Muster umeinanderschlängelten.
    » Toko!«, rief Cameron. » Schön, dich zu sehen, Mann!«
    Bei der folgenden Vorstellung erfuhr ich, dass Toko Baker ein Maori war– der erste, den ich kennenlernte– und einer der ältesten Freunde Camerons. Die beiden Männer plauderten kurz in Tokos Muttersprache, bevor sie wieder zum Englischen zurückkehrten.
    » Guter Flug?«, fragte Toko mich und zwinkerte Cameron zu.
    » Kinderspiel«, log ich mit einem lässigen Achselzucken.
    » Jean Batten wäre stolz auf Sie gewesen, Lori.« Cameron stellte seine Tasche ab und klopfte mir auf den Rücken. » Jean war die Amelia Earhart von Neuseeland und so furchtlos wie kaum eine, aber verglichen mit Ihnen, Lori, war sie ein Wackelpudding.«
    » Danke, Camo«, zischte ich leise.
    » Der Wagen wartet draußen auf euch«, sagte Toko. » Ich kümmere mich um das Luftschiff.«
    » Danke, Toko«, sagte Cameron.
    » Hei aha«, entgegnete Toko und fügte für mich hinzu: » Alles klar, Kumpel.«
    » Wir leihen uns eines von Tokos Fahrzeugen aus«, sagte Cameron, als sein Freund zum Flugzeug ging. » Seine Vorstellung von Wartung ist eher liberal, aber auch wenn wir keine Geschwindigkeitsrekorde brechen werden, ans Ziel kommen wir sicher. Es sind nur noch dreiundsechzig Kilometer– also etwa vierzig Meilen.«
    » Warum sind wir nicht zu einem Flughafen geflogen, der näher am Hotel liegt?«, fragte ich.
    » Weil es keinen gibt«, antwortete er. » Und weil ich sicher war, dass Ihnen eine Koppel-Landung nicht gefallen würde.«
    Ich wollte gar nicht wissen, was genau eine Koppel-Landung war, ich wusste auch so, dass ich sie gehasst hätte.
    Auf den besagten dreiundsechzig Kilometern regnete es so heftig, dass wir genauso gut durch einen Tunnel hätten fahren können. Die Gegend, die Dimity so gepriesen hatte, huschte in einem milchigen Nebel an mir vorbei. Die zweispurige Straße war eng, steil und gewunden und wurde immer wieder von orangefarbenen Straßenschildern markiert, auf denen sich nichts außer einem schwarzen Ausrufezeichen befand. Ich fand schon bald heraus, dass dieses Zeichen aus den verschiedensten Gründen zum Langsamfahren aufforderte, seien es Reparaturarbeiten, kleinere Erdrutsche oder klaffende Löcher mitten auf der Straße. Zum Glück herrschte nur geringer Verkehr, und Tokos Wagen verfügte über so wenig PS , dass wir unsere Geschwindigkeit gar nicht drosseln mussten, um irgendwelchen Hindernissen auszuweichen.
    Cameron bestand darauf, dass wir unterwegs im Waipoua Forest Halt machten, und irgendwie hatte ich das Gefühl, als habe Tante Dimity seine Entscheidung beeinflusst, denn nach einer kurzen Wanderung über Holzplanken, die durch einen feuchten Dschungel führten, standen wir plötzlich vor dem riesigen Baum, den man Tane Mahuta nennt, den Herrn des Waldes.
    Der massive Baumstamm schoss zunächst meterweit in die Höhe bis zu einer Krone aus stämmigen Ästen, die mit Moosen, Farnen und Ranken bedeckt waren, als wolle sie dort ihren eigenen kleinen Regenwald im Himmel präsentieren. Tane Mahutas Umfang betrug laut Cameron über 13 Meter, und er war etwa 50 Meter hoch.
    » Es ist ein Kauri«, verkündete er stolz, » ein einhundertprozentiger Ureinwohner Neuseelands. Die Holzindustrie hat den Bestand an Kauriwäldern gegen Ende des 19. Jahrhunderts arg dezimiert, aber Tane Mahuta und ein paar seiner Neffen blieben verschont. In der südlichen Hemisphäre sind sie die ältesten Lebewesen.« Der Regen rann über sein Gesicht, als er den Kopf in den Nacken schob und den majestätischen Baum auf sich wirken ließ. » Ich weiß, du hast es eilig, Lori, aber wir konnten hier nicht vorbeifahren, ohne Hallo zu sagen.«
    Ich war voll und ganz seiner Meinung. Der alte Baum beeindruckte mich zutiefst, und ich vergaß das scheußliche Wetter, den grauenhaften Flug und die gefährliche Fahrt vollkommen. Ich wollte nur noch in der magischen Präsenz dieses Baumes verweilen. Erst als Cameron sagte, dass es bald dunkel werden würde, kam ich wieder zur Besinnung und eilte mit ihm zum Wagen zurück. Nur ein medizinischer Notfall hätte mich dazu bewegen können, nachts auf dieser Straße zu fahren.
    Als wir das Copthorne Hotel and Resort erreichten,senkte sich die Dunkelheit bereits nieder. Der mit Kies bedeckte Parkplatz war nur spärlich beleuchtet, aber das Hotel entpuppte sich als weitläufige Anlage im britischen Kolonialstil, der man einen bescheidenen zweistöckigen Anbau hinzugefügt

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