15 - Todestanz
klebte, dass etwas geschehen war, das sie hätte verhindern müssen. Für eine Jägerin kein ungewöhnlicher Alptraum. Selbst sie konnte schließlich, so sehr sie sich auch bemühte, nicht überall gleichzeitig sein. Aber dieser Alptraum hatte einen Soundtrack, ein schrilles Kichern, das die Schreie des gepeinigten Opfers beinahe übertönte.
Beinahe.
Willow zog die Stirn in Falten. »Was ich nicht verstehe, ist, wovon es sich ernährt, wenn es die ganze Zeit immer nur hinter dir herschleicht!«
»Hotdogs, wahrscheinlich.«
Alle Blicke richteten sich auf Xander, der nur mit den Schultern zuckte.
»Hab heute Morgen wieder einen von diesen Zetteln gesehen. >Hund entlaufen< und so. Bereits der dritte diesen Monat.«
Willow machte ein betroffenes Gesicht.
»Keine gute Idee, in Sunnydale Haustiere zu halten.«
»Kann sein.«
Im nächsten Moment fiel Buffy auf, was sie gesagt hatte. »Das mit dem Hund meine ich, nicht mit den Haustieren. Ich wollte sagen ...« Sie gab es auf.
»Giles, was glauben Sie - Giles?«
Er wühlte hektisch in seinen Karteikarten herum und schien selber nicht zu wissen, wonach er suchte. »Wie kann es sein«, beschwerte er sich, ohne in seinem Eifer nachzulassen, »dass kaum mehr als ein halbes Dutzend zusätzlicher Studenten das komplette Benutzersystem durcheinander bringt?«
»Weil Sie ihr etwas angestaubtes System ein wenig auf Vordermann bringen sollten?«, schlug Xander vor und erntete einen vernichtenden Blick von Seiten des Wächters.
»Warum sprechen Sie es eigentlich so komisch aus?«, wunderte
sich Buffy, für einen Moment von ihren Sorgen abgelenkt.
»Was?« Giles hob den Kopf, sah die kleine Gruppe fragend an.
»System.«
Buffy artikulierte das Wort betont britisch.
»Ihr Engländer sprecht das Ypsilon so komisch aus. Warum?«
»Nun, ähem, vielleicht aus dem gleichen Grund, warum ihr Amerikaner es eben nicht so aussprecht, was ich für meinen Teil, nebenbei bemerkt, mindestens ebenso komisch finde. Regiolektale Unterschiede, weiter nichts - aber woher dein plötzliches Interesse für Linguistik?«
Buffy winkte ab. »Ach, ich war einfach neugierig. Nur die belanglose Frage einer Jägerin an ihren Wächter. Ist das ein Verbrechen?«
»Nein.« Giles ließ ab davon, seine Brille fortwährend gegen die Nase zu drücken. »Aber ein Verdachtsmoment.«
Willow begann zu kichern und Xander streckte Buffy den ausgestreckten Daumen entgegen. »Einen Punkt für den Wächter.«
»Oh, vielen Dank für diesen Beweis Ihres Vertrauens, Giles. Sie verstehen es, einer Frau das Gefühl zu geben, willkommen zu sein, nicht wahr?«
Davon überzeugt, dass ihre schlechte Laune lediglich der Verbitterung darüber zuzuschreiben war, dass sie es mit einem Gegner zu tun hatte, dessen sie nicht habhaft werden konnte, wandte Giles sich wieder seinen Karteikarten zu.
»Man hat eben so seine Erfahrungen als Wächter.
Insbesondere als dein Wächter. Verdammt. Die Bücher, die ich benötige, sind natürlich noch nicht archiviert. Xander, ich benötige deine Hilfe. In der hinteren Abstellkammer stehen noch einige Kisten mit Fachliteratur, könntest du sie bitte für mich heraufholen?«
»Na toll«, maulte Xander und richtete sich in Gedanken auf einen ebenso arbeitsreichen wie unerfreulichen Nachmittag ein. »Jede Menge Staub und angeschimmelte Bücher. Und Spinnen, nehme ich an.«
»Hey, Giles«, mischte sich Willow ein, »fällt das Aufräumen und Putzen von Abstellkammern nach der Schulordnung nicht in den Projektbereich >Praxisstudien«
Giles versuchte sich blinzelnd die einzelnen Posten jener Liste ins Gedächtnis zu rufen, die in Schülerkreisen >Sklavenarbeiten< hießen.
»Ja, ich glaube, du hast Recht.«
Xander wurde bei diesen Worten hellwach. »Praxisstudien? Heißt das, ich krieg Geld dafür?«
»Nicht viel, aber ein paar Dollar bestimmt.«
»Ich nehme alles zurück. Selbst das, was ich Ihnen noch gar nicht gesagt habe.«
»Wie ... erfreulich.«
»Na wunderbar«, frotzelte Buffy. »Jetzt hat Xander, der sowieso schon permanent mit seinen glänzenden Aussichten auf dem Arbeitsmarkt protzt, auch noch eine weitere Geldkuh, die er melken kann. Und ich muss mir jeden Cent förmlich erbetteln.«
Sie bedachte den Wächter mit Mitleid erheischenden Blicken.
»Kann ich nicht in die Abstellkammer gehen und den Job erledigen? Ich arbeite ohnehin viel schneller als Xander. Außerdem wäre es ein gutes Zusatztraining.«
»Du hast schon andere Verpflichtungen, Buffy.« Giles' Tonfall
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