15 - Todestanz
ausgesprochen törichter Plan. Glaub mir«, fügte er mit ernster Miene hinzu, »zu oft habe ich erfahren müssen, wie schnell es passieren kann, dass ein Anfänger eine Beschwörung verpatzt.« Für einen Moment schienen seine Augen ins Leere zu blicken ... dann wischte er die traurigen Erinnerungen mit einem Blinzeln beiseite, und in sein Gesicht traten wieder die altvertrauten Züge des integren Giles, dessen Zuversicht durch nichts und niemanden zu erschüttern war. »Genug. Lass uns weitermachen. Bist du so weit?«
Buffy atmete tief durch und ging in Bereitschaftsposition, ließ die Schultern kreisen und suchte sich einen sicheren Stand, als Giles auch schon mit einem hölzernen Schlagstock auf sie losging.
»Ah, ist Ihnen also doch noch etwas Neues eingefallen. Und als Nächstes ... «
Sie wich seinem Angriff mit athletischer Eleganz aus, wirbelte herum, als befände sie sich auf einer Tanzfläche - »... werden sie Willow erklären müssen, warum sie nicht der Rattenfänger von Sunnydale sein darf. Sie denkt schon seit längerem daran, sich eine Flöte zuzulegen.«
Giles zog die Augenbrauen hoch. »Ich wusste gar nicht, dass sie Flöte spielen kann.«
»Kann sie auch nicht.«
»Oh.«
Giles attackierte Buffys Verteidigung so hartnäckig, dass es ihm schließlich gelang, ihr einen leichten Schlag gegen die Schulter zu verpassen. »Wenn du nicht in der Lage bist, gleichzeitig Konversation zu betreiben und zu kämpfen, dürfte ich dir vorschlagen, dich auf Letzteres zu konzentrieren?«
Kaum waren diese Worte heraus, ließ sich die Jägerin zu Boden fallen, fing ihr Gewicht mit den Händen auf, während sie ihn gleichzeitig mit den Beinen in die Zange nahm, und brachte ihn mit einer gekonnten Drehung zu Fall. Wie ein versehentlich in die Altkleidersammlung geratenes Häuflein Tweed lag er da, den hölzernen Stock neben seinem erniedrigten Haupte.
»Haben Sie etwas gesagt?«, fragte sie, während sie aufstand und sich wie beiläufig den Schmutz von den Sachen wischte.
»Ja.«
Er streckte sich der Länge nach hin und rang nach Atem.
»Sehr gut. Wollen wir es gleich noch einmal versuchen?«
Buffy stieß einen Seufzer aus. Na fabelhaft, dachte sie. Scheinbar wollte er seinen Ärger über Willows Ambitionen als Zauberlehrling nun an ihr auslassen.
So viel zu ihrem Vorsatz, das Training heute etwas eher zu beenden als sonst.
*
Ein Knurren drang aus der Kehle des Korred, kaum lauter als ein Windhauch. Jene rätselhafte Kraft hatte den ganzen Tag über an seinem Willen gezerrt. Ein widerwärtiger, einlullender Lockruf, tief in seinem Innern.
Jemand versuchte ihn in einen magischen Bann zu ziehen, und der Ursprung dieser Macht war so vage und unbestimmt, dass er den fremden Hexenmeister nicht zu lokalisieren vermochte. Stunde um Stunde hatte der Korred damit zugebracht, sich immer tiefer in den aus Ästen und Steinen aufgehäuften Hügel hineinzugraben, den er auf einem verlassenen Grundstück entdeckt hatte, um hier, in diesem behelfsmäßigen Bau, den Einbruch der Dunkelheit abzuwarten und den Moment, in dem das unablässige Rufen sich hoffentlich zu einem nur mehr leisen Raunen abschwächte.
Langsam wurde sein Hunger stärker als die Angst und er verließ sein Versteck. Sein Jagdtrieb war erneut erwacht. Dennoch ließ die Erinnerung an die magische Bedrohung, die über ihm schwebte, ihn wachsam bleiben. Die Zeit des Spielens schien endgültig vorbei. Die Faszination, die jenes von einer Aura der Macht umgebene Menschenmädchen auf ihn ausübte, war ungebrochen, aber er war kein Narr. Zunächst musste er sich um Nahrung kümmern und selbst zu Kräften kommen. Und dann - wehe dem, was immer es war, das ihn zu umgarnen suchte. Und wehe dir, fremdes Mädchen. Und wehe allem, das sich ihm in den Weg stellen mochte.
Wo steckten sie nur, diese jungen Menschen, die so voll köstlicher Lebensenergie waren? Er nahm Witterung auf, lauschte mit einem Gehör, das jedem menschlichen Ohr weit überlegen war... und wurde belohnt.
Leise schlich der Korred voran, huschte von Schatten zu Schatten und wich dem grellen Schein der künstlichen Lichter aus, die diese nachtblinden Geschöpfe offenbar für unverzichtbar hielten. Dem Ruf seiner Instinkte folgend, die lauthals von Menschen, jungen Menschen, kündeten, gelangte er an einen Ort, an dem die Luft widerhallte von beständigem Hämmern und Dröhnen, einer Musik, wie er sie schon einmal gehört hatte, in jener Nacht, als sie aus dem kleinen, schwarzen Kasten, den
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