15 - Todestanz
ja. Aber ebenso besteht die Möglichkeit, dass er zuvor, angesichts dieser reich gedeckten Tafel, einen nicht wieder gutzumachenden Schaden anrichtet.
Ich für meinen Teil würde nur äußerst ungern ein derartiges Risiko eingehen.«
»Oh. Richtig.« Ein satter Korred und einige tote Jugendliche wären schlecht.
»Regel Nummer zwei: Biete einem hungrigen Mon
ster niemals eine Vorspeise an.«
Einige Augenblicke gingen sie schweigend nebeneinander her.
»Giles?«
»Hmmm?«
Für einen kurzen Moment zog sie in Erwägung, ihm von ihrer letzten Begegnung mit Angel zu berichten, von den kryptischen Andeutungen, die Mr. Geheimnisvoll fallen gelassen hatte, entschied sich aber schnell dagegen. Die Sache war der Erwähnung nicht wert, zu viel Aufhebens um zu wenig Neues. Stattdessen brachte sie zur Sprache, was ihr den ganzen Abend bereits im Kopf herumspukte.
»Seit jener Nacht, in der der Korred zum ersten Mal hier aufgetaucht ist, spielen die Vampire anscheinend Verstecken. Die paar, die mir über den Weg gelaufen sind, waren völlige Luschen. Sie sind mir förmlich in den Pflock hineingestolpert. Das ist doch nicht normal, oder? Ich meine, insofern man in dieser Gegend überhaupt von normal reden kann. Glauben Sie, die Vampire haben Angst vor diesem Ding?«
Giles schüttelte den Kopf.
»Ich halte das für eher unwahrscheinlich. Der Korred ist von dieser Welt, ein natürliches übernatürliches Wesen, wenn du so willst. Ein Dämon sollte eigentlich keine Veranlassung haben, sich vor ihm zu fürchten.«
»Oh. War nur so ein Gedanke.«
»Und gar nicht mal der schlechteste«, versicherte er ihr.
Buffy schien sichtlich erfreut. Es geschah nicht oft, dass der Wächter ihre Einfälle lobte.
»Aber vielleicht solltest du, da die Dämonen sich offenbar verkrochen haben, nach Hause gehen und ein wenig schlafen.«
»Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.«
*
Schnaubend und fauchend irrte er umher, hastete hierhin und dorthin und fand doch nirgends Erleichterung. Etwas oder jemand zerrte an ihm, versuchte mit Magie seinen Willen zu brechen. Noch war es kaum mehr als ein störendes Ärgernis, vergleichbar einem ständigen und nicht zu stillenden Juckreiz, lästig, doch nicht wirklich bedrohlich - der Korred knurrte leise und erstarrte, zwang seinen keuchenden Atem zur Ruhe, drückte sich tief in das niedrige Buschwerk und wartete, bis die Gefahr vorüber war.
Maßlose Wut und Enttäuschung waren stärker gewesen als alle Vorsicht, wieder hatte er sich zu nah herangewagt, so töricht nah - das kämpferische Menschenmädchen hätte ihn beinahe entdeckt. Dieser lächerliche Holzstock vermochte ihm kaum ernsthaften Schaden zuzufügen, natürlich nicht, doch noch war er für die entscheidende Konfrontation nicht bereit!
Außerdem, dachte die Kreatur, nun wieder ein wenig ruhiger, sollte er jemanden, der eine solch faszinierende Kraft besaß wie diese junge Menschenfrau, nicht auf die gleiche Weise töten wie all die anderen, deren Ende allein dem Zweck diente, sein Hungergefühl zu beseitigen.
Der Korred nahm erneut Witterung auf, folgte seiner Beute jetzt in sicherer Entfernung, um so viel wie möglich über sie und ihr Verhalten in Erfahrung zu bringen.
Doch das Mädchen war nicht mehr allein. An ihrer Seite ging ein Mann, älter als sie, und trübte mit seiner spärlichen Präsenz ihren einzigartigen Glanz. Enttäuscht stieß der Korred abermals ein leises Knurren aus. Die Magie in dem Menschenmann war schwach, nur ganz schwach. War er vielleicht derjenige, dem er dieses quälende Zerren und Ziehen zu verdanken hatte, das ihn seit geraumer Zeit plagte?
Egal. Der Korred konnte warten. Er hatte all die langen Jahre nur überlebt, weil er sich nie kopflos auf irgendeine unbekannte Beute gestürzt hatte.
Und selbst wenn der Mann nicht von diesem merkwürdigen magischen Schimmer umgeben gewesen wäre, schien er doch schlicht und ergreifend zu alt, um wahren ... Genuss zu garantieren. Junge und unverbrauchte Lebenskräfte, das hatte ihn die Erfahrung seines langen Lebens - und leider auch die der jüngsten Vergangenheit - gelehrt, waren weitaus reichhaltiger, weitaus köstlicher.
Zudem besaßen junge Menschen mehr Kraft und Ausdauer, was den Akt des Besitzergreifens sehr viel amüsanter machte - und befriedigender.
Eine dünne schwarze Zunge fuhr über die Stummel von spitzen, scharfen Zähnen. Er erschauerte. Wieder spürte er den Hunger, der in seinen Eingeweiden tobte, ausgelöst von den magischen Angriffen,
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