150 - Larry Brents Totentanz
breiter als weiter vorn.
Hinzu kam, daß hier eine Art Plattform geschaffen werden sollte,
von der aus eine breite Treppe, die zur Hälfte angefangen war, in die Höhe
führte. Dort oben - in etwa zehn Meter Höhe - war der Schacht mit einer
dunkelroten, massiven Eisenplatte versperrt.
Larry Brent überschlug sich. Einmal, zweimal... Er rollte sich ab.
Mit ungeheurer Wucht traf sein Körper auf, und er hatte das Gefühl
sich die Beine in den Unterleib zu rammen. Ein stechender Schmerz peitschte
durch seinen Körper.
Die Wucht brechen, nicht sofort, allmählich ... Weiterrollen, die
Geschwindigkeit bremsen, nicht gegen die Betonmauer schlagen, nicht auf die
Schienen geraten - das alles war die Theorie einer Situation, in die er nun
praktisch geraten war, in der er von einer Sekunde zur anderen entscheiden und
handeln mußte.
Da blieb keine Zeit wie im Trainingslager der PSA, wo er mit der
harten Wirklichkeit seines Berufs konfrontiert und ausgebildet wurde.
Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ den unterirdischen Stollen
erbeben. Metall kreischte. Steine flogen gegen Betonwände, mit einem häßlichen
Quietschen wurde die Lore aus den Schienen gerissen.
Sie überschlug sich. Die Schuttmassen stürzten in die Tiefe.
Der Krach verebbte wie Donnerhall. Dann war Stille
...
Larrys Puls raste, sein Körper war in Schweiß gebadet.
Sämtliche Knochen taten ihm weh, und er tastete sie vorsichtig ab,
um zu fühlen, ob er sich bei dieser außergewöhnlichen Belastung vielleicht
nicht doch etwas gebrochen hatte.
Seine Hände zitterten, er konnte es nicht verhindern.
Dann richtete er sich langsam auf, setzte sich auf seine Fersen,
streckte die Arme aus und schraubte sich dann in die Höhe, als würde er mit
letzter Kraft eine Kniebeuge fertigbringen.
Er kam in die Höhe. Sein rechtes Bein schmerzte, und er konnte
nicht wie gewohnt auftreten. Er hatte es sich verstaucht.
»Es hätte schlimmer werden können«, murmelte er. »Schambolavalla,
die Knochen sind noch heil. Jetzt bin ich nur auf den nächsten Streich
gespannt. Die Nacht hat es in sich ...«
●
Er wandte sich langsam um und ging, indem er das Bein nachzog, auf
das Ende des Stollens zu.
Vorsichtig preßte er sich an der Wand entlang und bedachte jeden
Schritt. Aus der Tiefe des Schachts stiegen noch Staubwolken empor. Der Staub
setzte sich nur langsam ab, und reizte ihn zum Husten. Seine Augen tränten.
Er erreichte das Ende und starrte in die Tiefe, konnte aber nichts
sehen. Das Glosen war erloschen, und die Taschenlampe hatte er verloren, als er
sich in die Höhe ziehen mußte, um der heranrasenden Lore auszuweichen.
Ein wenig gebeugt gehend, erschöpft von den Anstrengungen, tastete
er sich an der Schachtwand entlang, den Weg zurück.
In Höhe der angefangenen Treppe verweilte er kurz, atmete tief
durch und wischte sich dann den Schweiß von der Stirn.
Seit er den Weg in die stillgelegte Fordham -Station
angetreten hatte, war er aus den Aufregungen nicht mehr herausgekommen. Wenn er
sich aber überlegte, was er inzwischen geleistet hatte, dann kam er auf keinen
grünen Zweig.
Irgendwer versuchte ihn auszuschalten, irgendwer versuchte zu
verhindern, daß er hier unten recherchierte, irgendwer trachtete nach seinem
Leben und scheute dabei keine Mittel.
Irgendwer?
Kein Geringerer als Dr. Satanas steckte hinter allem!
Der Tip, den X-RAY-1 gegeben hatte, war goldrichtig. Hier ging
einiges vor. Larry konnte sich nicht daran erinnern, daß Dr. Satanas ihn je so
hart und massiert attackiert hatte.
Und doch schien das erst der Anfang zu sein!
Der Schmerz in seinem Bein wurde so heftig, daß er sich auf die
Lippen biß und taumelnd auf die unterste Stufe zuging, wo er sich hinsetzen
mußte. Der Schmerz strahlte aus bis in sein Hüftgelenk. Offenbar hatte er sich
doch verletzt.
Er tastete seine Hüfte ab. Stechende Schmerzen breiteten sich aus,
und er glaubte, dort auch eine zunehmende - Verdickung zu spüren.
Larry Brent hob das Bein und streckte es langsam aus, zielte nach
einer rostigen Konservendose, die in Reichweite lag, und trat danach, um
auszuprobieren, ob er noch kicken konnte.
Es klappte. Er traf die Dose genau mit der Fußspitze, und sie
schepperte gegen die Ecke einer vorspringenden Mauer, prallte dort ab und
landete in einer angrenzenden dunklen Nische.
Dort klang es metallisch, als wäre sie gegen eine stählerne Fläche
getroffen? Eine Tür? Eine weitere Absperrung in diesem verzweigten
unterirdischen System, in dem Larry sich
Weitere Kostenlose Bücher