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1504 - Mordgeschichten

1504 - Mordgeschichten

Titel: 1504 - Mordgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Lebens zu gehen. Das war für ihn ein Schlag mitten ins Gesicht. Er war auch nicht in der Lage, dies zu begreifen. Dazu reichte selbst seine Fantasie nicht aus.
    Aaron, der Killer! Sein Killer, den er losgeschickt hatte. Eine böse und grausame Figur. Einer, der aussah wie ein Mensch, aber letztendlich keiner war. Einer, der die höllische Botschaft auf die Erde brachte, um den hier lebenden Menschen zu zeigen, wer der eigentliche Herr war.
    Das alles war in seinem Kopf entstanden, das hatte er auch akzeptieren können, das war von den Lesern angenommen worden, aber nun gab es Aaron tatsächlich. Der böse Engel war da.
    Der Autor hörte sich selbst keuchen. Er schüttelte den Kopf, um Klarheit in seine Gedanken zu bekommen, aber die wollte sich nicht einstellen.
    Es gab nichts Klares mehr. Ihm stand plötzlich ein Partner zur Seite, den er sich nicht in seinen wüstesten Träumen herbeigewünscht hätte.
    »Es ist schwer für dich, nicht wahr?«
    »Ja…«, presste der Autor hervor.
    »Das dachte ich mir. Es wird auch schwer für die Menschen sein. Ich setze deine Ideen in die Tat um, und ich weiß, dass Heulen und Zähneknirschen herrschen wird, wenn die Albträume der Menschen wahr werden. Wer an der Tür zur Hölle, anklopft, darf sich nicht wundern, wenn sie plötzlich geöffnet wird.«
    Mike Raven hatte jedes Wort gehört. Sie hatten sich auch in ihm festgesetzt. Aber damit wollte er sich nicht abfinden. Er schüttelte einige Male den Kopf, und dann brach es aus ihm hervor. Es war wie ein Schwall, den er nicht zurückhalten konnte.
    »Nein!«, keuchte er. »Nein, verdammt, das darf nicht wahr sein.« Mit einer Hand wischte er durch die Luft. »Du kannst nicht wirklich hier sein! Dich kann es nicht geben, verflucht noch mal! Du bist ein Traum. Ja, ich erlebe einen Traum.«
    Nach diesen Worten fühlte er sich wie von Fesseln befreit. Plötzlich konnte er sich wieder bewegen. In seinem Kopf funkte es. Die Realität, die ihn verlassen hatte, war wieder da. Es gab nichts, was ihn daran hinderte, wieder normal zu werden.
    Derjenige, der an seinem Schreibtisch saß und den weichen Lichtschein der Kerzen genoss, den konnte es nicht geben. Nicht wirklich. Nur in der Fantasie seines Schöpfers, und das war er.
    Mike gab sich einen Ruck, nachdem er zunächst tief durchgeatmet hatte.
    Sein Blick war wieder normal geworden und nicht mehr nach innen gerichtet. Er setzte sich in Bewegung, und seine Schritte waren nicht eben klein, als er auf die Gestalt hinter seinem Schreibtisch zuging. Er hatte sich vorgenommen, sie zu verscheuchen, und damit wollte er sie auch aus seinem Leben vertreiben.
    Aaron bewegte sich nicht. Seine Hände lagen flach auf der Schreibtischplatte.
    Die Finger waren gespreizt. Die weiten Ärmel der Kutte endeten an den Handgelenken. So hatte ihn der Autor auch beschrieben.
    An seinem Schreibtisch saß die perfekte Projektion. Er hatte diese Gestalt so erfunden, und jetzt lebte sie plötzlich.
    Sein Magen wurde zusammengedrückt. Wenn er Luft holte, fiel es ihm schwer. Aber er riss sich zusammen und atmete nur durch die Nase. In seiner Kehle spürte er das Brennen, zugleich spürte er seinen rasenden Herzschlag, und dann war alles anders.
    Mike hatte es gesehen. Er hatte die Gestalt nicht aus den Augen gelassen, und er blieb in Greifweite stehen, als er sah, dass es sie nicht mehr gab. Der Stuhl, auf dem sie ihren Platz gefunden hatte, war leer.
    Es brannten nur die Kerzen, die ihren Schein über den Sessel warfen, der schon einem Thron glich und dessen Lehne wie ein Dach geformt war.
    Raven stand still. Er senkte den Blick und schaute auf das Sitzkissen.
    Hinter seiner Stirn überschlugen sich die Gedanken. Er konnte kaum atmen.
    Es vergingen nur Sekunden, da brach es aus ihm hervor. Er konnte nicht anders, er musste lachen. Es war ein Gelächter, vor dem er sich selbst erschreckte. Viel zu laut, fiel zu falsch oder anders. Man konnte es als verrückt bezeichnen, als völlig ungewöhnlich. Jedenfalls wurde es nicht von ihm selbst gelenkt. Es war da. Es verschaffte sich freie Bahn. Es musste heraus, und es füllte das gesamte Zimmer.
    Der Autor beugte den Oberkörper nach vorn. Er schaute auf das Holz des Schreibtischs, er lachte weiter und schüttelte den Kopf über das, was er erlebt hatte.
    Jetzt war nichts mehr zu sehen. Es gab Aaron nicht mehr. Er hatte sich zurückgezogen, und so stellte sich der Autor die Frage, ob er tatsächlich präsent gewesen war.
    Ja oder nein?
    Eher nein, wenn es nach ihm

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