1504 - Mordgeschichten
aus Mord. Genau wie es in den Romanen beschrieben worden war. Er würde sich, wenn er tatsächlich Zeichen setzen wollte, an die Geschichten halten.
Mike Raven schüttelte den Kopf. Er hatte eine ruhige Nacht hinter sich, aber fertig war er trotzdem. Er kam sich vor, als wäre er um Jahre gealtert, und er dachte noch einen Schritt weiter. Seine Bücher wurden von vielen Menschen gelesen. Wenn Morde passierten, die er sich hatte einfallen lassen, dann konnte es gut sein, dass jemand so schlau war und die eine oder andere Parallele fand.
Gut war das nicht…
Raven spürte, dass die Kälte im Bad bei ihm eine Gänsehaut hinterließ.
Er kämmte sich schnell und stieg in seine Kleidung.
Es ging bereits auf Mittag zu. Der Zeitungsmann hatte das Blatt bereits vor die Tür geworfen. Zielsicher direkt neben die bauchige Milchflasche.
Raven holte beides herein und schaute sich dabei um, ob jemand in der Nähe seines Hauses war. Nein, es wurde nach wie vor von der Einsamkeit umgeben. Das einzige Geräusch, das er hörte, war das Rauschen des Meeres, das seine Brandung gegen die nicht allzu weit entfernt liegenden Klippen schleuderte.
Schreiben konnte er nicht. In seinem Kopf saß eine regelrechte Blockade.
So musste Mike Raven zusehen, dass er die Zeit irgendwie anders totschlug.
Schwer würde ihm das nicht fallen. Wenn er eine Schreibblockade hatte, dann kümmerte er sich um Recherchen. Dafür standen ihm das Internet und auch seine zahlreichen Bücher zur Verfügung. Doch auch dazu hatte er heute keine Lust.
Er ging in die Küche, um etwas zu essen, denn irgendwie hatte er Hunger bekommen.
Einen Teil der Milch kippte er in einen Topf und wärmte sie auf. Er warf einen Blick in die Zeitung. Es war ein Provinzblatt. Die meisten Artikel interessierten ihn nicht. Hin und wieder jedoch fand er in den Berichten aus aller Welt eine Idee, die er für seine Geschichten verwenden konnte.
Mike Raven lebte allein, doch er fühlte sich nicht einsam. Er kam ganz gut zurecht, eine Frau vermisste er nicht. Einmal in der Woche kam eine Reinemachefrau aus dem nahen Ort. Sie war stolz darauf, bei einem so berühmten Mann putzen zu können, und sie wurde auch von Raven sehr gut bezahlt.
Einmal war er sogar mit ihr ins Bett gegangen. Da war ihr Mann für einige Tage verreist gewesen, und Raven hätte nicht gedacht, dass in dieser Frau noch so ein Feuer steckte. Schließlich war sie schon fünfzig Jahre alt.
Es war zu keiner weiteren intimen Begegnung zwischen ihnen mehr gekommen, und dieses Geheimnis blieb auch unter ihnen. Kein Klatschmaul im Dorf hatte davon erfahren. Außerdem waren die Leute dort katholischer als der Papst, zumindest taten sie so. Wehe aber, sie hatten zu viel getrunken. Da drangen dann die brachliegenden Gefühle an die Oberfläche.
In einer Dose fand der Autor nach ein Stück Landbrot. Er aß es und trank dabei die warme Milch, die er in seine große Tasse gekippt hatte.
Dabei schaute er aus dem Fenster.
Sein Blick streifte über ein leeres und hügeliges Land hinweg. Es hatte die braune Farbe des Winters noch nicht verloren, obwohl es schon hin und wieder wärmere Tage gegeben hatte.
Was war zu tun?
Raven beschäftigte sich mit dieser Frage. Er war nicht so zugedröhnt im Kopf, als dass er keine Antwort gewusst hätte. Er konnte einiges tun.
Sich in seinen Jeep setzen und in die Stadt fahren, um dort ein wenig zu schlendern. Er konnte auch ans Meer gehen und den entfernt fahrenden Schiffen zuschauen. Sich wieder ins Bett legen, vor die Glotze setzen oder lesen. Es gab da noch einige Bücher, die er sich hatte schicken lassen. Ihn interessierten besonders die irischen Hexengeschichten. Das war eine gute Basis für eine Geschichte. Die allerdings würde er nach Aaron schreiben, denn vor ihm lag noch der Druck des vierten Buches.
Damit begann das Problem. Er überlegte, wann er das Manuskript abschicken sollte. Es war noch ein richtiges Manuskript und keine Diskette. Der Verleger hatte es bereits einige Male angemahnt, doch er hatte Sean Cole erzählt, dass der Roman noch nicht fertig war. Eine Woche wollte Cole ihm noch Zeit geben.
Die Aaron-Geschichte war damit abgeschlossen. Sie hatte ein Ende, aber Aaron war nicht vernichtet worden. Er war nur in einem Pandämonium verschwunden. So blieb dem Autor die Chance, ihn zurückholen zu können, wann immer er es wollte. Es kam auch auf die Leser an. Wenn sie nach einer Fortsetzung schrien, würde er ihnen den Gefallen tun.
Die Zeit tröpfelte dahin, was
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