1506 - Liliths böser Kosmos
Suko. »Ob die anderen Hexenweiber auch so aussehen?«
»Sie trugen alle Mäntel«, sagte Jane.
»Dann können wir wohl davon ausgehen.«
»Wir sollten dafür sorgen, dass sie so schnell wie möglich erwacht und uns erklären kann, wie es zu ihrer Verwandlung kam«, sagte ich.
»Das könnte ich übernehmen«, schlug Jane vor.
»Gibt es dafür einen Grund?«
Sie strahlte mich fast an. »Ja, den gibt es. Und zwar einen ganz besonderen. Sie kennt mich. Dich kennt sie nicht, und ich möchte nicht, dass sie in Ohnmacht fällt, wenn sie dich sieht. Mich kennt sie und wird mehr Vertrauen haben. Du und Suko, ihr könnt euch zurückziehen und erst mal im Hintergrund bleiben.«
Das passte uns zwar nicht so recht, aber dagegen tun konnten wir auch nichts. Durch Jane waren wir erst auf die Spur dieser Gestalten gekommen.
Wir zogen uns zurück. Nach wie vor waren wir hier allein. Diesen Friedhof besuchte kaum jemand, und die Bäume deckten uns zur Straße hin ab.
»Wohin?«, fragte Suko.
Ich deutete zum Heck des Wagens. »Wenn wir uns klein machen, können wir zumindest alles hören.«
»Du sagst es.«
Jane schaute uns zu. Erst als sie sicher war, dass wir unser Vorhaben in die Tat umgesetzt hatten, ging Jane ans Werk. Zuerst löste sie den Gurt, dann legte sie ihre Handflächen gegen die Wangen der Bewusstlosen und fing damit an, sie zu tätscheln. Sie wusste nicht, ob sie sich richtig verhielt, aber sie hatte Glück. Zuerst hörte sie das leise Stöhnen, dann schlug Leila die Augen auf.
»Hi«, sagte Jane, »da bist du ja wieder. Willkommen ins unserer normalen Welt, Leila…«
So freundlich die Begrüßung auch gewesen war, Leila konnte mit ihr nicht viel anfangen. Sie schaute mit einem ungläubigen Blick in das Gesicht der Detektivin, und Jane erkannte, dass sie noch nicht richtig wieder in die Wirklichkeit zurückgekehrt war.
Sie tätschelte erneut die Wangen der Hexe, und das tat sie so lange, bis Leila zusammenzuckte.
»Keine Sorge, ich bin es nur.«
Als Antwort hörte Jane ein Stöhnen. Es war tief in der Kehle geboren, und als Jane Collins noch etwas hinzufügen wollte, hob Leila ihren rechten Arm und umklammerte Janes linkes Handgelenk.
Die Detektivin ließ es zu, weil sie erkannte, dass die Hexe einen Halt brauchte.
»Erkennst du mich?«
Leila schwieg, obwohl sie den Mund leicht öffnete. Vielleicht suchte sie noch nach einer Antwort, aber sie zog sich an Janes Arm in die Höhe, um eine andere Sitzposition einnehmen zu können. Es war ein Beweis, dass es ihr allmählich besser ging.
Als sie sich mit dem Rücken gegen die Lehne drückte, holte sie tief Luft.
Jane sah auch, dass ihre Augen an Klarheit gewannen. Sie schien den Überblick zurückzugewinnen, und die Detektivin konnte sich darauf einstellen, ihre Fragen an sie zu richten. Zudem hatte Leila den Kopf gedreht, um Jane anschauen zu können.
»Du weißt, wer ich bin?«
Leila überlegte.
»Denk nach. Du hast mich bis auf den Friedhof verfolgt und mich hier gestellt.«
»Ja.« Sie ließ Janes Arm los und strich sich jetzt mit beiden Händen durch das Gesicht. Dabei berührte sie auch die Platzwunde an ihrer Stirn und zuckte leicht zusammen.
Jane war froh, dass dies geschah. Es war so etwas wie ein Hinweis auf die Rückkehr in die Normalität und dass sie Schmerzen wie ein Mensch verspürte.
So ganz schien sie noch nicht verloren zu sein, wenn auch ihr Körper schrecklich aussah.
»Erinnerst du dich?«
Leila richtete nun den Blick der braunen Augen auf Jane. »Ja, ich weiß Bescheid.«
»Das ist gut. Und wer bin ich?«
»Eine Verlorene. Eine verlorene Schwester. Ich sollte dich zurückholen.«
»Sehr gut. Und wohin?«
»Zu uns.«
»Ja, zu den Hexen - oder?«
»In unseren neuen Kosmos.«
»Gehört er Lilith?«
»Ja, sie ist unsere Meisterin. Sie sorgt für uns. Auf sie können wir uns verlassen.«
Jane lächelte. Sie war auf dem richtigen Weg. Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wie sie zu diesem Ziel gelangen konnte. Sie sah, wie sich der Ausdruck in Leilas Augen veränderte.
»Du willst es nicht - oder?«
»Was?«
»Zurück zu uns.«
»Da gehöre ich nicht hin.«
Die Antwort gefiel Leila nicht. Ihr Gesicht verdüsterte sich, als sie sagte: »Wen Lilith sich ausgesucht hat, der muss gehorchen. Sie ist es, die bestimmt. Sie und keine andere. Danach hast auch du dich zu richten, Jane.«
»Du hast mir nicht zugehört«, flüsterte Jane und dachte nicht im Traum daran, dieser Person recht zu geben. »Ich habe nie zu
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