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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sprösslinge an den Händen führten.
    Die Karussells fuhren, Musikfetzen wehten uns entgegen, manchmal unterbrochen vom Klang mehrerer Glocken.
    Hier roch es nach Leben, hier schien die Sonne, hier hatten die Menschen Spaß, und die Vorstellung, dass auch hier der Tod grausam zuschlagen konnte, fiel mir verdammt schwer.
    Es gab nur einen Jungen, der nicht locker war oder sich freute. Er ging zwischen uns. Wenn wir einen Blick nach unten warfen und sein Gesicht für einen Moment sahen, dann war der Ernst darin beim besten Willen nicht zu übersehen.
    Ich wollte es genauer wissen und fragte unseren Schützling: »Spürst du etwas?«
    »Nein, John, nichts. Und darüber bin ich auch froh.«
    »Super.«
    »Wollt ihr euch noch den Rummel ansehen, oder sollen wir direkt zu unserem Standplatz gehen?«
    »Das ist besser.«
    »Gut.«
    Wir mussten quer über die Kirmes laufen. Es gab so etwas wie eine Straße in der Mitte. Sie wurde von Buden und kleineren Fahrgeschäften eingerahmt, auch eine Geisterbahn war da, über deren Kasse ein riesiger Gorilla stand und eine mächtige Keule schwang.
    Trotzdem hatten die jungen Besucher keine Angst vor ihm, und wenn Mädchen nicht in die Wagen einsteigen wollten, wurden sie von den Jungen aus ihrer Clique dazu gedrängt.
    In Höhe der Geisterbahn stoppte unser junger Freund. Er richtete den Blick auf die bemalte Fassade und legte seine Stirn in leichte Falten.
    »Spürst du etwas?«, fragte ich.
    »Nein, nein, ich dachte nur.«
    »Aber du hältst die Geisterbahn für einen gefährlichen Ort, nehme ich mal an?«
    »Ja, das ist so. Komisch, gestern habe ich daran noch nicht gedacht. Aber heute.« Er hob die Schultern. »Ich bin ja froh, dass ich mich an euch gewandt habe.«
    »Mal schauen, wie es läuft. Hast du denn Angst?«
    »Nein, nicht direkt. Ich fühle mich nur leicht beunruhigt. Aber daran habe ich mich schon gewöhnt.«
    »Okay, dann lass uns weitergehen.«
    Der Wagen stand nicht im Zentrum des Rummels. Sein Standort befand sich etwas abseits. In der Nähe standen auch die Wagen der anderen Schausteller. Der Geruch von Gegrilltem stieg uns in die Nasen.
    Die Geisterbahn wirkte im Vergleich zum Wohnwagen mit dem vorgebauten Zelt wie ein Hochhaus. Zum Glück stieg das Dach des Zeltes an, so mussten sich große Menschen nicht bücken und den Kopf einziehen, was auch mir entgegenkam.
    Man musste die beiden Planen des Eingangs zur Seite schieben, und dabei wurde der in silbernen Buchstaben aufgeklebte Name MADAME MARITA in zwei Hälften geteilt. Ebenfalls die Schrift darunter, die Menschen anlocken sollte.
    Ihre Zukunft - Wissen ist Macht!
    Ich war da skeptisch. Beim Lesen kräuselte ich meine Lippen zu einem Lächeln.
    Der Junge wollte den Vorhang öffnen, aber jemand kam ihm zuvor, und zwar von innen. Eine Frau stürmte auf uns zu. Sie lief so schnell ihrem Sohn entgegen, dass wir sie im ersten Moment gar nicht richtig betrachten konnten.
    Sie umarmte ihren Sohn und sprach davon, wie glücklich sie war, ihn zu sehen. Sie hatte schon die Polizei benachrichtigen wollen, und als Imre das hörte, löste er sich von seiner Mutter, was gar nicht so leicht war, denn die Frau brachte einiges an Gewicht auf die Waage.
    »Die Polizei brauchst du nicht zu rufen, die habe ich bereits mitgebracht«, sagte Imre.
    »Wieso?«
    Er deutete auf uns.
    Marita Kovec drehte den Kopf. Plötzlich standen wir in ihrem Blickfeld.
    Auch wir schauten sie an, sahen eine schwarzhaarige, recht füllige Person mit einem runden und auch hübschen Gesicht, auf dessen heller Haut keine Falte zu sehen war. Mit beiden Handflächen wischte sie über den schwarzen Stoff des weit geschwungenen Rocks, zu dem sie eine dunkelrote Bluse mit einem Ausschnitt trug, der an einen Halbmond erinnerte.
    Sie hatte dunkle Pupillen, und an ihren Ohrläppchen schaukelten zwei goldene Ringe.
    »Sie sind wirklich von der Polizei?«, fragte sie.
    Suko nickte.
    »Und mein Imre hat Sie gefunden?«
    »So war es.«
    »Ja«, sagte sie, »und jetzt?«
    »Sollten wir miteinander reden«, erklärte ich und stellte uns im Nachhinein vor.
    »Ja, wenn Sie das meinen. Aber was ist der Grund? Hat Imre etwas angestellt?«
    »Im Gegenteil. Er hat sich vorbildlich verhalten.«
    Marita Kovec verengte die Augen. Ihr war etwas eingefallen, und das sprach sie auch sofort aus. »Ja, verstehe, dann waren Sie vielleicht der Mann im Zug?«
    »Das war ich.«
    Sie hob die Schultern. »Und jetzt haben Sie natürlich einige Fragen an mich.«
    »So sehen wir

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