1508 - Der Templerjunge
war, rückte er mit der Wahrheit heraus, und die hörte sich alles andere als gut an.«
»Wie denn?«
»Er sagte mir, dass er aus der Hölle kommt und für Nachwuchs sorgen wollte, damit sein Stand nicht ausstirbt.«
»Stand?«, fragte ich.
Wir erhielten eine Antwort, und die haute uns beinahe um.
»Ja. Er sagte, dass er ein Templer wäre…«
Ich erbleichte. Dass es Suko ebenfalls so erging, erkannte ich mit einem Seitenblick.
Marita Kovec wunderte sich über unser Verhalten und fragte mit leiser Stimme: »Was ist mit Ihnen?«
»Sagen Sie das bitte noch mal!«, forderte ich sie auf.
Mit normaler Stimme erklärte sie: »Der Typ sprach davon, ein Templer zu sein.«
»Wissen Sie, was ein Templer ist?«
Mrs Kovec lachte nur. »Sagen wir mal so: Damals wusste ich es noch nicht. Da hielt ich es für etwas ganz Besonderes. Das war einfach Wahnsinn. Dieser de Lacre hat es geschafft, mich zu faszinieren. So kann man auch nur in jungen Jahren dahinschmelzen. Ich habe gedacht, dass ein Templer aus einem Tempel kommen würde, aber was weiß ich schon. Es ist mir auch egal. Ich weiß nur, dass ich damals den größten Fehler meines Lebens begangen habe, ohne es allerdings zu wissen, und das ist die einzige Entschuldigung für mich.«
»Er kam wohl nicht aus einem Tempel«, erklärte Suko. »Es ist eher aus der Hölle gekommen.«
»Das kann auch sein.« Sie lachte scharf. »Dieser Typ war kein Heiliger, das auf keinen Fall. Aber zur damaligen Zeit hat er mich fasziniert. Heute denke ich anders darüber, aber das bringt mich auch nicht weiter.« Sie breitete die Arme aus. Da wirkte auch eine Hellseherin recht hilflos.
Unsere Befragung war noch nicht beendet, auch wenn wir in den folgenden Sekunden schwiegen. Ich war der Ansicht, dass diese Aussage nicht alles gewesen sein konnte und wollte von der Frau wissen, ob ihr noch etwas Wichtiges eingefallen war. »Nein…«
»Bitte, denken Sie noch einen Moment nach. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie sich damit zufrieden gegeben haben. Sie werden doch nachgefragt haben und…«
Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das habe ich nicht. Sie müssen es mir glauben. Ich bin so dumm gewesen. Ich war einfach hin und weg. Tut mir leid, wenn ich Ihnen das sagen muss.«
»Und er? Hat er nichts weiter gesagt? Über sich, meine ich.«
»Ja, das hat er. Er hat einiges gesagt von sich. Er sprach von seiner Macht, die er hat, und dass ich mich glücklich schätzen sollte, ihm begegnet zu sein.«
»Noch was?«
»Klar. Er sprach von seinem Nachfolger, als wir es trieben, und er redete davon, dass er in dessen Geist aufwachsen soll, der auch ihn beflügelt hat.«
»Wissen Sie, wen er gemeint hat?«
»Nein-ja-ich…«
»Was denn nun?«
Maritas Gesicht war anzusehen, dass sie scharf nachdachte. Sie holte dabei einige Male tief Luft und wischte über ihr Gesicht, als wollte sie etwas verjagen. Dann schien ihre Erinnerung zurückzukehren.
»Ich kann es nicht ganz genau sagen, aber ich erinnere mich an Fetzen oder Teile.«
»Bitte, auch die können wichtig für uns sein.«
»Ja, ich weiß, ich glaube mittlerweile daran. Da war ein Begriff oder ein Name«, murmelte sie und räusperte sich. »Ich habe ihn nie richtig verstanden in all dieser Aufregung. Aber ich glaube, dass er etwas von einem ›Baff‹ sagte oder so ähnlich.«
In Suko und mir läuteten sämtliche Glocken Alarm. Marita Kovec hatte nur Fragmente verstanden, aber das reichte uns aus, um uns auf eine bestimmte Spur zu bringen, zu der auch der Begriff Templer passte.
»War es vielleicht der Name Baphomet?«, fragte ich.
Jetzt war es an ihr, überrascht zu sein. Ihr Kopf zuckte hoch.
»Ja«, flüsterte sie, »da haben Sie recht. Es ist wirklich der Name Baphomet gewesen. Jetzt fällt es mir wieder ein.«
»Perfekt«, sagte ich.
Die Frau hob die Schultern. Sie konnte mit meiner Antwort nicht viel anfangen, und ich sah ein, dass ich ihr eine Erklärung geben musste.
»Gehen Sie einfach davon aus, dass dieser Baphomet ein Dämon ist, bei dem es auch eine Verbindung zu den Templern gibt.«
»Ja, der Begriff ist auch gefallen. Aber diese Verbindung kann wohl nicht positiv sein - oder?«
»So ist es.«
»Und weiter?«
Ich hob die Schultern und suchte nach den richtigen Worten. Zu hart durfte ich nicht vorgehen, denn ich hatte der Frau schon etwas gesagt, dass sie hätte aufmerksam werden lassen müssen, denn da war ein bestimmter Begriff gefallen.
Aber ich hatte keine dumme Person vor mir. Wir sahen an ihrem
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