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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gemeldet, bis vor Kurzem.« Er senkte den Kopf. »Und in den Nächten ist er zu mir gekommen, um mich zu besuchen.«
    »Dann hattest du Angst, nicht?«
    »Und wie.«
    »Was wollte er von dir?«
    »Mich - ich - ich - meine, mich auf seine Linie bringen. Ich sollte für ihn meine Kräfte einsetzen.«
    »Und weiter?«
    »Ich wollte es nicht. Ich bin nicht so wie er, so böse und auch grausam. Nein, das kann ich nicht sein. Bitte, Sie müssen mir glauben. Ich war so durcheinander und wusste nicht, wie es weitergehen soll.«
    Wir verstanden ihn und ließen ihn erst trinken, bevor wir eine weitere Frage stellten. Glenda übernahm dies. Ihre Stimme klang sehr sanft, als sie fragte: »Bitte, Imre, kannst du mir sagen, wann es dich trifft? Kannst du es herbeirufen?«
    »Nein. Es überkommt mich. Plötzlich sehe ich etwas. Oder weiß, dass etwas passieren wird. Manchmal sofort, dann wieder erst zeitverzögert.«
    »Und was hast du schon alles gesehen?«
    Er schloss für einen Moment die Augen. »Viele Dinge, auch schlimme. Sogar bei den Kunden meiner Mutter.«
    »Hast du es den Leuten dann auch gesagt?«
    »Nein, das habe ich nicht. Das traute ich mich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Es wäre für sie ja furchtbar gewesen, und ich weiß auch nicht, ob sich ihr Schicksal dann so erfüllt hat.«
    »Hast du auch andere Dinge vorausgesehen?«
    »Ja.«
    Suko fragte: »Kannst du uns ein Beispiel nennen?«
    Er nickte zweimal. »Ja, es ging um einen Unfall. Ein Flugzeug stürzte ab. Vier Tote. Es war nur eine kleine Maschine. Aber das habe ich vorausgesehen.«
    »Hast du jemanden gewarnt?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich traute mich nicht. Man hätte mich auch nur ausgelacht, glaube ich.«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Suko. »Wenn du bei uns angerufen hättest, dann wäre…«
    »Ich hatte von euch doch noch nichts gehört.«
    »Und jetzt fürchtest du dich vor einer nächsten Voraussehung?«
    »Ja.«
    »Aber sie ist noch nicht da.«
    »Genau.«
    Imre war noch nicht lange bei uns, doch übereinstimmend kamen wir zu dem Schluss, dass er sich die Geschichten nicht aus den Fingern gesogen hatte. Es steckte mehr dahinter, und in Anbetracht der Dinge mussten wir davon ausgehen, dass dieser geheimnisvolle Vater seine Finger im Spiel hatte. Ihm galt meine nächste Frage.
    »Was weißt du über deinen Vater, Imre?«
    Er schaute mich an. Es war ein leerer Blick, den er mir zuwarf.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was weiß deine Mutter?«
    »Mehr vielleicht. Aber sie hat mir nichts gesagt. Sie hat alles für sich behalten.«
    »Das ist nicht gut.«
    Er hob die Schultern. Dann sagte er: »Sie hätte wohl nie darüber gesprochen, wenn er mir nicht zwölf Jahre nach meiner Geburt erschienen wäre, glaube ich. Aber so ist alles passiert. Ich weiß nur, dass sie sich große Vorwürfe macht, sich damals mit ihm eingelassen zu haben. So hat sie es mir erzählt. Und er hat damals bestimmt anders ausgesehen als heute.«
    »Sprach sie denn davon, dass er ein Mensch gewesen ist?«
    »Ja.«
    »Und hatte er auch einen Namen?«
    »Das bestimmt, doch ich kenne ihn nicht. Meine Mutter hat ihn mir nie gesagt.«
    »Beschreibe ihn mir bitte.«
    Imre überlegte einige Sekunden. »Das ist nicht einfach, und ich weiß auch nicht, ob Sie damit etwas anfangen können. Er ist schlimm. Er sieht aus wie ein Mensch, wenn man von seiner Gestalt ausgeht. Ja, er erscheint als dunkle Gestalt. Ich habe ihn schon als Geist oder Gespenst angesehen. Aber kann man mit einem Geist so zusammen sein, wie es meine Mutter gewesen ist?«
    »Da bin ich leider überfragt.«
    Er nickte. »Ich weiß mir keinen Rat mehr, und deshalb bin ich zu Ihnen gekommen.« Imres Gesicht verzog sich. Es sah aus, als könnte er jeden Augenblick anfangen zu weinen. Er riss sich zusammen und flüsterte mit heiserer Stimme: »Bitte, ich möchte diese schlimme Gabe nicht mehr haben. Nehmt sie mir weg, bitte.«
    Es war nicht so einfach, wie er es sich vielleicht vorstellte. Wir konnten nicht zu ihm gehen und die Gabe aus ihm entfernen. Er musste damit allein zurechtkommen, aber wir konnten an seiner Seite sein, und das schlug ich ihm vor.
    Imre musste es erst richtig begreifen. »Ihr wollt wirklich bei mir bleiben?«
    »Ja, das haben wir vor.« Er schaute Suko an, der nickte, und als er Glenda mit seinen Blicken fragte, lächelte sie.
    »Ich werde hier die Stellung halten, aber John und Suko werden dir schon einen guten Schutz geben. Davon bin ich überzeugt.«
    »Ja, kann sein.« Er schaute zu Boden.

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