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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Gesichtsausdruck, dass ihr etwas eingefallen war, und sie schrak zugleich zusammen.
    »Dämon haben Sie gesagt?«
    Ich nickte.
    Jetzt richtete sie ihren Blick auf Imre. Man sah ihr an, dass sie fertig war.
    Sie musste mehrmals schlucken, bevor sie ihren Kommentar abgeben konnte.
    »Dann - dann - ist mein Sohn von einem Dämon? Kann man das so sagen, Mr Sinclair?«
    »Ich befürchte es«, murmelte ich.
    Sie schloss die Augen. Dann bewegte sich nichts mehr in ihrem Gesicht.
    Sie ergriff Imres Hand. »Ich lasse dich nie los, Junge. Du bist mein Sohn, und du wirst es bis zu meinem Tod bleiben, das kann ich dir schwören. Es gibt keine andere Möglichkeit, auch wenn dein Vater ein Hundesohn war und er den Namen Mensch gar nicht verdient hat. Hier wurde von einem Dämon gesprochen, aber das soll bitte nicht auf dich zurückfallen…«
    ***
    Imre antwortete ihr nicht. Er nickte nur, ansonsten schaute er an uns vorbei. Mit seinen Gedanken schien er ganz woanders zu sein, weit, weit weg.
    Marita Kovec flüsterte: »Mein Sohn ist etwas Besonderes, nicht wahr? Das sehen Sie doch auch so?«
    Suko und ich stimmten ihr zu.
    »Und wie muss man das Besondere sehen? Können Sie mir das auch sagen?«
    Diesmal sprach Suko. »Wenn sein Vater jemand war, in dem die Kraft des Dämons Baphomet steckte, dann ist etwas von diesen Erbanlagen auf den Jungen übergegangen.«
    »Deshalb also…«
    »Ja, seine inneren Kräfte. Das Anderssein. Dass er etwas voraussehen kann, muss daran liegen. Und ich kann mir auch vorstellen, dass sein Vater auch jetzt noch die Hände mit im Spiel hat und ihn möglicherweise kontrolliert.«
    Es war für die Frau schwer, diese Aussage zu begreifen. Sie saß unbeweglich und mit halb geöffnetem Mund vor uns, und in ihren Augen lag ein seltsamer Glanz.
    Wir bekamen von einer ganz anderen Seite die Zustimmung. Bisher hatte sich Imre aus dem Gespräch so ziemlich herausgehalten. Das tat er jetzt nicht mehr.
    »Ja, das ist richtig. Es gibt meinen Vater noch. Ich weiß es, denn er hat mich in der letzten Zeit häufiger aufgesucht. Und in der letzten Nacht hat er mich bedrängt, mich auf seine Seite zu schlagen - auf die böse Seite.«
    Mrs Kovec sah aus, als wollte sie von ihrem Platz in die Höhe schnellen, aber sie blieb sitzen.
    »Was hat er genau gesagt, Imre?«, fragte ich.
    »Er will, dass ich mich auf seine Seite stelle. Ich soll so etwas wie ein Vertreter von ihm sein. Das Erbe übernehmen…« Er suchte nach weiteren Worten, die er nicht fand. Deshalb schwieg er.
    Mir rann es kalt den Rücken hinab. Zudem hatte sich so etwas wie ein Reif um meine Brust gebildet. Ich hatte das Gefühl, auf einem schwankenden Boden zu stehen und überlegte, wie ich das alles in die Reihe bringen sollte. Es war nicht einfach, aber ich klammerte mich an einen Hoffnungsschimmer.
    Imre hatte Vater und Mutter. Es gab also zwei verschiedene Gene, die in ihm steckten. Und darauf konnte man unter Umständen setzen. Zweierlei Gene, wobei die einen die anderen sicherlich nicht aufheben, aber schon abschwächen konnten. Dann konnte die volle Kraft der negativen Seite vielleicht nicht durchdringen.
    So etwas wiederum gab Hoffnung.
    Damit lag ich richtig. Zwei Seelen kämpften in der Brust des Jungen. Die eine positiv, die andere negativ, und bisher hatte die positive Seite gewonnen, sonst wäre er nicht zu uns gekommen.
    Ich legte Imre beide Hände auf die Schultern. Dabei spürte ich das leichte Zittern, und ich fragte: »Willst du nach deinem Vater kommen oder nach deiner Mutter?«
    »Nach ihr, natürlich«, flüsterte er. »Aber es ist so schwer. Das Andere ist auch in mir. Er hat es mir mitgegeben. Er will mich vorbereiten für eine Zeit, in der ich nur für ihn da sein soll. Ja, das ist so. Ich soll nur für ihn da sein. Er will mich übernehmen. Ich bin sein Sohn, und ich gehöre zu ihm, hat er gesagt.«
    »Nein!«, schrie Marita, »das stimmt nicht, denn du gehörst nicht nur zu ihm! Du bist auch mein Kind, und das soll sich dieser Hundesohn merken!«
    »Ja, Mutter.«
    Eine kurze Antwort war es nur gewesen. Sie hatte schon leicht deprimiert geklungen, und das Senken der Augendeckel hatte irgendwie dazu gehört.
    Das roch nach Aufgabe, die ich allerdings nicht hinnehmen wollte, und das sagte ich dem Jungen auch.
    »Hör zu, Imre, es geht um Folgendes: Du bist jetzt die Hauptperson, und du musst dich entscheiden, auf welcher Seite du stehen willst. Entweder auf der deines Vaters oder auf unserer. Eine andere Möglichkeit gibt es leider

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