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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sprechen.
    Er kommentierte etwas, was wir nicht sahen, ihm aber auf irgendeine Weise vermittelt wurde.
    Er flüsterte seine Kommentare, und die hörten sich nicht gut an.
    »Die Gefahr ist wieder da. Ich spüre es. Sie kommt - sie kommt auf uns zu. Und sie ist schlimm…«
    Ich hielt es nicht mehr aus.
    »Was siehst du, Imre?«
    »Menschen, die sterben. Frauen, Männer und Kinder. Ich sehe sie flüchten, ich höre die Schreie, ich sehe Feuer, die Explosionen, ich - ich es ist grauenhaft…«
    Keiner von uns hatte die Worte überhört, aber nur ich stellte eine Frage.
    »Wo siehst du es?«
    »Hier!«
    »Wo hier?«
    »Auf dem Platz, auf dem Rummel. Der Tod ist unterwegs…«
    Seine letzten Sätze hatten uns die Sprache verschlagen.
    Hier hielten sich tatsächlich viele Menschen auf. Um diese Tageszeit auch zahlreiche Kinder mit ihren Müttern oder Vätern. Wenn hier etwas passierte, dann war alles…
    Ich wollte nicht weiterdenken und schaute auf Imre Kovec, dessen leicht zittrigen Hände noch immer auf der Kugel lagen, als wären sie daran festgeklebt. Er hatte seinen Kopf gesenkt, und auch seine Haltung hatte sich entspannt, aber es war keine richtige Entspannung, denn das Zittern hörte nicht auf.
    Seine Mutter saß ihm starr gegenüber. Auch sie hatte ihn sprechen gehört und war nicht in der Lage, es zu begreifen. Sie starrte Imre an, ohne ihn wirklich zu sehen, und aus ihrem Mund drangen die Atemstöße abgehackt und fauchend. Sagen konnte sie nichts.
    Ich versuchte, einen Blick in die Kugel zu erhaschen, um herauszufinden, was der Junge sah.
    Die Kugel war leer. Nur das Licht an den Seiten spiegelte sich auf der Oberfläche, ansonsten war darin nichts zu erkennen, was mich hätte misstrauisch machen können.
    Das Gesehene musste im Kopf des Jungen entstanden sein, und er ließ die Kugel plötzlich los, als wäre sie heiß geworden. Dann trat er zurück, schüttelte den Kopf und schlug die Hände vor sein Gesicht.
    »Haben Sie das gehört, Mr Sinclair?«, flüsterte Marita Kovec.
    »Sicher.«
    »Und was sagen Sie?«
    »Wir sollten die Warnung ernst nehmen. Es ist vielleicht wie in der vergangenen Nacht. Da hat Ihr Sohn gerade noch rechtzeitig gehandelt, sonst wäre es zu einer Katastrophe gekommen. Er hat etwas gesehen, was noch passieren wird, und zwar hier auf dem Platz.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    »Ich weiß es noch nicht.«
    »Sollen wir den Platz räumen lassen?«, fragte Suko.
    »Ja, das wäre vernünftig. Aber ich glaube nicht, dass man auf uns hören wird. Hier wird niemand fliehen, denn es gibt keine Anzeichen einer Bedrohung.«
    »Aber Sie haben die Macht, Mr Sinclair«, flüsterte Marita Kovec. »Sie können den Leuten sagen, dass Sie von einem terroristischen Anschlag erfahren haben. Ihnen wird man glauben, denke ich. Und wenn Sie eingreifen, wird man reagieren.«
    »Das könnte sein, aber ich gehe auch davon aus, dass wir nicht schnell genug sein werden. Außerdem wird man auch von mir Beweise fordern. Schauen Sie sich draußen mal um. Es ist ein herrliches und wunderbares Wetter. Sonnenschein, warme Luft, und die Menschen sind dabei, diesen Tag zu genießen.«
    »Ja, das ist richtig, aber auch grauenvoll. Hinter der Schönheit lauert der Schrecken.«
    »Ich werde noch mal Ihren Sohn befragen. Es kann sein, dass er auch Details gesehen hat und uns Hinweise geben kann. Danach sehen wir weiter.«
    Imre stand neben Suko, der jetzt leise auf ihn einsprach und auch erreichte, dass der Junge seine Arme sinken ließ. Aber den Kopf hob er nicht an. Er schüttelte ihn nur und sah zur Seite.
    Ich ging zu ihm. Ich wollte eine Frage stellen, doch er kam mir zuvor.
    »Nein, sagen Sie nichts, Mr Sinclair. Es ist nicht so wie in der vergangenen Nacht. Ich weiß nichts Genaues. Ich weiß nur, dass da etwas im Anmarsch ist.«
    »Hast du keinen Verdacht?«
    »Nein, den habe ich nicht. Es kann plötzlich passieren wie der Blitz aus heiterem Himmel.«
    Ich blieb hart. »Hast du keine Einzelheiten gesehen?«
    »Nein. Nur Menschen, die vor Angst fast vergangen sind. Sie - sie rannten schreiend weg. Ich weiß nicht, ich bin - durcheinander. Ich weiß nur, dass das Grauen kommt.«
    Für Suko und mich gab es keinen Grund, ihm nicht zu glauben. Ich verspürte einen gewaltigen Druck, der mein Herz umschloss. Wenn ich mir vorstellte, was alles passieren korinte, dann wurde mir ganz flau im Magen. Aber ich durfte mich nicht gehen lassen und musste jetzt stark sein, um Imre Kovec nicht auch noch die letzte Hoffnung zu

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