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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht.«
    »Könnte ihnen im Steinbruch etwas passiert sein?«
    »Unfälle sind bei dieser Arbeit nie auszuschließen.« Piper wollte anscheinend einfach nicht mit der Wahrheit herausrücken.
    »Glauben Sie denn an einen Unfall?«
    »Keine Ahnung.«
    Suko blieb hart. »Aber es gibt gewisse Gerüchte über den Steinbruch, die sogar bis uns vorgedrungen sind. Man könnte auch von alten Geschichten sprechen.«
    Piper schaute uns wieder an. »Na ja, das ist schon wahr. Nur darf man das Gerede nicht ernst nehmen. Das sind Märchen und Legenden.«
    »Die hören wir gern.«
    »Aber ich nicht«, sagte er, »und ich erzähle sie auch nicht gern.« Er klatschte in die Hände. »So und jetzt entschuldigen Sie mich. Ich muss mit meiner Arbeit vorankommen.«
    »Okay, wir wollen Sie nicht aufhalten«, sagte Suko. »Aber den Weg zum Steinbruch würden Sie uns schon noch beschreiben - oder?«
    »Ach? Sie wollen da wirklich hin?«
    »Ja. Ist das schlimm?«
    »Nein, nein«, sagte er schnell. »Ich wundere mich nur darüber, denn hier aus dem Dorf hat niemand Bock darauf.« Er winkte ab. »Das ist auch egal. Wenn Sie den Ort verlassen, wenden Sie sich in Richtung Norden. Sie können ihn nicht übersehen. Da ist ein Loch in der Landschaft, aber oberhalb davon gibt es noch Wald.«
    »Danke für die Auskunft.«
    Es war der letzte Satz, den wir mit ihm wechselten. Danach verließen wir den hinteren Raum und wurden von den drei Frauen scharf angeschaut.
    Bevor wir den Laden verließen, grüßten wir noch freundlich, ernteten aber nicht mal ein Lächeln.
    Suko schüttelte den Kopf. »Himmel, was sind das nur für Schnepfen gewesen. Da muss jedem Mann der Spaß an der Ehe vergehen.«
    »Dafür kommt er später in den Himmel.«
    »Woher weißt du das?«
    Ich grinste. »Weil er die Hölle schon auf Erden erlebt hat.«
    Suko musste lachen. »Ja, das stimmt auch wieder.«
    Wir stiegen in den Jeep und fuhren los…
    ***
    Lucius Clay empfand das Geräusch des Motors wie einen Gesang aus den Tiefen der Finsternis, in dem zahlreiche Monster lauerten, die nach Opfern lechzten.
    Und die Fahr nach unten war ihm teilweise auch wie eine Teststrecke in der Hölle vorgekommen. Wie eine Teufelin war Justine gefahren, und mehr als einmal hatte Lucius die Augen fest geschlossen, weil er damit gerechnet hatte, aus der Bahn geworfen zu werden.
    Aber es ging alles glatt, und er musste zugeben, dass die Vampirin eine exzellente Fahrerin war, die ihre Maschine perfekt beherrschte. Sie nahm die Kurven mit einer Sicherheit, über die sich Lucius nur wundern konnte.
    Es gab aber noch etwas anderes, über das er sich wunderte. Er hatte sich damit abfinden müssen, doch noch immer zweifelte er daran.
    Wie konnte eine echte Vampirin so menschlich reagieren? Wie war es ihr möglich, im hellen Tageslicht unterwegs zu sein? Eine Antwort darauf wusste er nicht, denn bisher kannte er Vampire in Filmen oder Romanen nur als Geschöpfe der Nacht. Aber jetzt…
    Bergab ging die Fahrt. Die Kurven schienen nicht aufhören zu wollen. So sehr sich Lucius auf der Hinfahrt gefreut hatte, sich an diesem perfekten Körper festklammern zu können, jetzt dachte er daran, dass ihm eine Puppe Halt geben würde.
    Es ging auch keine Wärme von diesem Körper aus. Er war völlig neutral, und das musste daran liegen, dass es keinen Stoffwechsel bei dieser Blonden gab, die jetzt ihr Tempo reduzierte. Sie rollten auf einem der breiten Wege, auf dem noch die Spuren der Trucks zu sehen waren, die hier ihre Ladung abgeholt hatten.
    Umhüllt waren sie von einer hellen Wolke aus Staub. Der Regen, der die Erde nass und feucht machte, würde erst in einigen Tagen fallen. So lange musste der Staub hingenommen und geschluckt werden.
    Justine hatte den Platz erreicht, den sie angesteuert hatte. Sie stand auf dem Grund der Mulde und hatte freie Sicht auf die Felsen und auch auf den auf ihnen wachsenden Wald. Das war wie eine Bühne für sie, wobei sie und Lucius die einzigen Zuschauer waren.
    Lucius Clay war ebenfalls abgestiegen. So konnte Justine die Maschine aufbocken.
    Er schielte zu ihr hinüber und fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Nie zuvor hatte er eine so große Angst vor der nahen Zukunft verspürt, und er fragte sich, ob er den nächsten Tag noch erleben würde.
    Er hatte sich nie mit dem Problem des Sterbens beschäftigt, dafür war er noch viel zu jung. Nun aber stürzten die Gedanken auf ihn ein wie ein Trommelfeuer.
    Er sah Justine nicht, er hörte sie nur auf sich zukommen.

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