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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Kittel an.
    »Sind Sie Mrs Piper?«
    »Ja. Und?«
    »Ich möchte Sie gern…«
    Sie ließ mich nicht ausreden und schüttelte den Kopf. »Wenn Sie hier nichts kaufen wollen, sind Sie an der falschen Adresse. Hier im Ort gibt grundsätzlich niemand eine Auskunft.«
    »Oh, warum das denn nicht?«
    »Weil wir unsere Ruhe haben wollen.«
    »Sie wissen ja gar nicht…«
    Erneut ließ sie mich nicht ausreden. »Sie sehen aus wie Menschen von der Presse, die vielleicht alte Geschichten aufwärmen wollen. Deshalb gehen Sie jetzt besser.«
    Die beiden Frauen, die bei Mrs Piper standen, nickten, als bekämen sie dafür bezahlt.
    »Sehr freundlich sind Sie nicht, aber Sie sind verpflichtet, uns Auskünfte zu erteilen, denn…« Ich konnte mir die weiteren Worte sparen, denn an der Wand hinter der prall gefüllten Verkaufstheke wurde ein Vorhang zur Seite geschoben, und eine Männerstimme fragte: »Was ist denn hier los?«
    »Da sind zwei Typen, Peter, die dumme Fragen stellen.«
    »Ach.« Ein grauhaariger Mann mit Halblatze und kantigen Gesichtszügen schob sich durch die Öffnung. Er sah nicht eben freundlich aus, reckte uns sein Kinn entgegen und ließ dabei seine hellgrünen Hosenträger schnacken.
    »Was soll die Fragerei?« Seine Stimme war an Aggressivität kaum zu übertreffen.
    Er bekam eine Antwort. Die gab ihm Suko, indem er ihm seinen Ausweis vor die Nase hielt.
    Peter Piper schaute genauer hin. Dann schluckte er, und wir sahen, wie sein Adamsapfel auf und ab zuckte.
    »Alles klar?«, fragte Suko.
    »Ja. Kommen Sie mit nach hinten.«
    »Was ist denn los, Peter?«, rief seine Frau. »Das sind zwei Fremde. Was hast du mit ihnen vor?«
    »Später, Rose, später erkläre ich dir alles.«
    »Na hoffentlich«, erwiderte sie streng.
    Wir betraten einen Lagerraum, der zugleich Büro war. Hier mischten sich verschiedene Gerüche miteinander.
    Peter Piper ließ sich auf einen Hocker fallen und strich über sein Gesicht. Uns bot er keine Plätze an.
    »Es ist alles so geblieben«, sagte er.
    »Was ist geblieben?«
    »Dass die Verschwundenen nicht wieder aufgetaucht sind. Und ich glaube auch nicht, dass sie noch mal zurückkommen werden.«
    »Was macht Sie da so sicher?«, fragte Suko.
    »Mein Gefühl, Inspektor. Oder glauben Sie daran, dass Tote wieder zurückkommen können?«
    »Nein.«
    »Eben.«
    »Sind sie denn tot?«
    »Davon gehen wir alle hier aus. Das haben wir auch Ihren Kollegen gesagt. Und was die Verschwundenen von den Steinbrucharbeitern angeht, kann ich Ihnen überhaupt nichts sagen.«
    »Oh!«, wunderte sich Suko. »Von denen sind auch welche verschwunden?«
    »Ja.«
    »Kennen Sie die Anzahl?«
    Der Mann mit den kantigen Gesichtszügen schüttelte den Kopf. »Nein kenne ich nicht. Offiziell weiß niemand von uns, dass auch aus den Reihen der Arbeiter Leute verschwunden sind. Wir haben es unter der Hand erfahren. Ich kann Ihnen wirklich nicht sagen, ob es zwei oder zehn gewesen sind.«
    »Aber hier im Ort haben Sie auch Verluste gehabt?«
    »Ha, Inspektor, was heißt Verluste? Myrna, unsere Dorfhexe, ist weg.«
    »Dorfhexe?«, fragte ich.
    »Ja. So wurde sie genannt. Sie war besonders unbeliebt bei den Frauen. Angeblich hat sie allen Kerlen den Kopf verdreht.« Er hob die Schultern.
    »Sie wissen ja, wie die Weiber sind, wenn sie unter sich eine Frau haben, die jung ist und dazu noch verdammt gut aussieht.«
    »Seit wann ist sie verschwunden?«
    »Keine Ahnung, Mr Sinclair. Ich habe irgendwann mal die Tratscherei gehört. Aber sehr lange ist es noch nicht her.«
    »Sie ist jung?«
    »Ja. Knapp über zwanzig.«
    »Und was sagen ihre Eltern dazu? Oder ihre Geschwister, falls es die gibt.«
    »Einen Bruder. Der Vater lebt auch noch.«
    »Die Mutter nicht?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Sie starb vor zwei Jahren. Gehirnschlag. Und wenn Sie mich jetzt nach Vater und Bruder fragen, dann muss ich ebenfalls passen. Beide sind von Beruf Seeleute. Kommen oft erst nach Monaten zurück. Jetzt schippern sie irgendwo im asiatischen Raum herum.«
    »Verstehe«, sagte ich und warf Suko einen Blick zu. Ich hatte ihm angesehen, dass er noch Fragen hatte.
    So war es dann auch. Er kam auf das Thema zu sprechen, das uns interessierte. »Was ist denn mit dem Steinbruch?«
    Peter Piper drehte den Kopf. Er schaute gegen die Wand, wo ein Kalender mit einem Südsee-Motiv hing. »Was soll schon sein?«
    »Warum wird dort nicht mehr gearbeitet?«
    »Das wissen Sie doch. Wegen der Verschwundenen. Gekündigt haben sie bestimmt

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