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1509 - Standbild des Grauens

1509 - Standbild des Grauens

Titel: 1509 - Standbild des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Es war das Gerausch ihrer Schritte, die auf dem Boden knirschten. Neben ihm hielt sie inne. »He, Kopf hoch!«
    So etwas wie Widerstand baute sich in ihm auf. »Was willst du?«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, was willst du von mir?«
    »Du wirst mir den Weg zeigen.«
    Die Antwort überraschte ihn, aber er brachte es immer noch nicht fertig, in ihr Gesicht zu schauen.
    »Ja, den Weg!«
    »Welchen Weg?«
    »Zu den Verschwundenen«, zischte Justine. »Meinetwegen auch zu dem verdammten Götzen. Ich will ihn endlich sehen, verstehst du? Ich will mich davon überzeugen, dass es ihn gibt. Und du wirst mir dabei helfen.«
    Lucius Clay konnte nur den Kopf schütteln. »Ich kann es nicht. Du kannst mich foltern, aber ich kann es nicht.« Er breitete seine Arme aus.
    »Ich war nie tief im Steinbruch.«
    »Schon gut Junge, ich glaube dir. Einer wie du ist nicht so abgebrüht, um mir etwas vorzumachen. Deshalb werden wir uns gemeinsam auf die Suche begeben.«
    »In den Steinbruch?«
    »Ja, das ist die einzige Chance, das Rätsel aus der Vergangenheit aufzuklären. Du weißt, was ich bin. Ein Fluchtversuch ist zwecklos. Denk an dein Blut, Junge.«
    Lucius nickte. »Ja, wie könnte ich das vergessen.«
    Sie stierte ihn an. »Dann lass uns endlich gehen, damit Bewegung in den Fall kommt.«
    Lucius Clay blieb nichts anderes übrig. Er machte sich auf den Weg und schritt einfach geradeaus mitten in die Bühne hinein.
    Die Cavallo wartete noch. Sie schaute sich die Umgebung von allen Seiten an, weil sie sicher sein wollte, nicht von irgendwelchen Feinden verfolgt zu werden. Und sie dachte auch an Sinclair und Suko, denn sie hätte nichts dagegen gehabt, sie an ihrer Seite zu wissen. So sehr sie sich auf ihre Kräfte verlassen konnte, hier in diesem Fall wusste sie nicht, auf wie viele Gegner sie sich einstellen musste…
    Zunächst mal gab es niemanden, der auf die beiden lauerte. Keiner störte sie, und sie bekamen nur Probleme mit dem Untergrund, denn je näher sie der Wand kamen, umso unebener und steiniger wurde er. In diesem Bereich schien jemand kistenweise Geröll abgekippt zu haben.
    Die Felswand fiel sehr steil in die Tiefe, und je näher Justine und Lucius an den Abgrund herankamen, umso mächtiger und auch höher wirkte er.
    Der Abriss war auch nicht glatt. Ein grauer Vorhang, der im Laufe der Zeit einen grünlichen Schimmer bekommen hatte. An verschiedenen Stellen quollen Wülste hervor und breiteten sich nach unten aus. Sie sahen aus wie erstarrte Wasserfälle, in die jeden Augenblick Bewegung kommen konnte.
    Aber es gab auch Lücken. Sie waren gut zu erkennen.
    Die Vampirin, die den jungen Mann hatte vorgehen lassen, hielt ihn an der Schulter zurück.
    Lucius drehte den Kopf. Ängstlich schaute er in das glatte, ebenmäßige schöne Gesicht.
    »Wie geht es jetzt weiter?«, wollte sie wissen.
    »Ahm - das weiß ich nicht.«
    »Warum nicht? Du kommst von hier. Du musst dich doch auskennen.«
    Clay schüttelte den Kopf. »Nein, verdammt«, sagte er trotzig, »ich kenne mich nicht aus. Es hat mich nie hierher getrieben. Der Steinbruch ist für uns Jungs immer tabu gewesen.«
    »Und heimlich…?«
    Da senkte Lucius den Kopf. Er musste zugeben, dass sie als Kinder hierher gestromert waren. »Wir sind allerdings nie in die Felsen geklettert. Das musst du mir glauben.«
    »Gab es die Lücken in der Wand schon immer?«
    »Bestimmt. Aber sie sahen sicherlich nicht so aus wie heute. Da ist immer mehr abgebaut worden. Die Bagger und Bohrer haben sich tiefer in das Gestein hineingefressen. So erhielt die Wand immer wieder ein anderes Gesicht. Bis die Arbeiten eingestellt wurden. Ich weiß schon seit Langem nicht mehr Bescheid.«
    Die Blutsaugerin war sensibel genug, um zu erkennen, dass sie nicht angelogen wurde. Nachdenklich blieb sie stehen und wurde von Lucius Clay beobachtet.
    Er sah eine Person vor sich, die ihm noch immer Rätsel aufgab. Dass sie nicht zu atmen brauchte, hatte er längst festgestellt und sich auch daran gewöhnt. Jetzt kam noch ein Phänomen hinzu. Er schaute sie an und entdeckte nicht den kleinsten Tropfen Schweiß auf ihrer Stirn. Die Haut der Blonden war glatt und trocken.
    »Es müss einen Durchgang geben, der tiefer in eine andere Welt führt«, erklärte sie.
    »Ja, kann sein.«
    »Wir werden ihn finden.« Justine lächelte kalt und nickte. Sie dachte nicht im Traum daran, aufzugeben. So etwas kam für sie nicht infrage.
    Sie wollte das Geheimnis lüften. Versteinerte Vampire, das war etwas, das sie

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