1512 - Der Höllenpunk
nicht. Da liegst du völlig falsch, Leila. John Sinclair ist Polizist und…«
»Waaas?«, schrie sie. »Ein Bulle?«
»Ja.«
»Nein, nie und nimmer!« Heftig schüttelte sie den Kopf, und ihre spitzen Haare wackelten.
»Dann ist dir der Höllenpunk lieber?«
»Das nicht.«
»Du musst dich schon entscheiden.«
Leila setzte sich aufrecht und steif hin. »Klar, kein Problem. Mache ich doch gern. Ich frage mich nämlich, warum ich nicht zu dir kann? Einfach unter deinen Schutz.«
»Daran habe ich auch gedacht, aber das könnte kompliziert werden.«
»Warum?«
»Ich lebe nicht allein.« Jane sagte nicht den eigentlichen Grund. Hätte sie das getan, dann hätte sie den Namen Justine Cavallos erwähnen müssen. Jane wusste zwar, dass sie am Morgen noch nicht zu Hause gewesen war, aber sie befand sich bereits auf dem Rückweg aus dem Nordwesten der Insel. Es konnte sein, dass sie inzwischen London erreicht hatte. Auf keinen Fall wollte sie, dass es zu einer Begegnung zwischen ihr und Leila kam.
»Sag doch was.«
»Es ist besser, wenn ich dich zu John Sinclair bringe. Er ist wirklich jemand, auf den du dich verlassen kannst. Ich kenne ihn bereits über Jahre hinweg.«
»Kerle sind doch alle gleich.«
Jane lächelte. »Ich kann verstehen, dass du so denkst, aber es gibt trotzdem Unterschiede, das solltest du dir merken. In deiner Situation hast du nicht viele Alternativen.«
Leila überlegte. Schließlich nickte sie und meinte: »Man kann es ja mal versuchen.«
»Okay«, sagte Jane und holte ihr Handy hervor…
***
Shao hatte keine Lust gehabt, am Abend allein am Tisch zu sitzen und zu essen. Deshalb hatte sie mich gefragt, ob ich nicht mit ihr zusammen zu Abend essen wollte, und da auch ein Geisterjäger, der als Koch eine Niete ist, Hunger hat, hatte ich gern zugestimmt, vor allen Dingen auch, weil ich Shaos Kochkünste schätzte.
Sie hatte etwas Chinesisches zubereitet, das auch dem europäischen Gaumen bekam. Es war ein Hühnersuppeneintopf. Frisch zubereitet, versehen mit exotischen Gewürzen, war er wirklich etwas Besonderes, von dem ich zwei Mal Nachschlag nahm, was auf Shaos apartes Gesicht ein Lächeln zauberte, denn das freute sie.
Suko, der Mann, mit dem sie zusammenlebte und der mein Freund und Kollege war, befand sich nicht in der Wohnung. Er war noch unterwegs, zusammen mit der Blutsaugerin Justine Cavallo. Gemeinsam hatten wir den Fall des Aibon-Drachen und des Hexenbrunnens gelöst, und wäre ich nicht auf den letzten Engel getroffen, hätte ich mich ebenfalls noch auf dem Rückweg befunden. So aber war ich durch eine magische Dimensionsreise wieder in die Stadt an der Themse gelangt. Suko und Justine erwarteten wir erst an anderen Morgen.
Shao, die mir gegenübersaß, nickte zur Schüssel hin, die auf einer Warmhalteplatte stand. »Es ist noch etwas übrig.«
Ich lehnte mich zurück und rieb über meinen Bauch hinweg. »Nein, um Himmels willen. Ich kann nicht mehr. Es war fantastisch, aber ich bin satt bis über beide Ohren.«
Shao lachte leise. »Das sehe ich dir an. Aber du könntest einen Verteiler vertragen.«
»Oh, und was für einen?«
»Ein Kräuterlikör aus meiner Heimat. Ich wusste gar nicht, dass es ihn in London zu kaufen gibt. Gefunden habe ich ihn in einem Spezialladen für asiatische Waren. Er tut gut, wenn man so voll ist.«
»Überredet.«
Shao stand auf und ging auf den Regalschrank zu. Ich schaute ihr nach.
Sie trug eine gelbe Wildlederhose, die zeigte, dass sie auch unterhalb des Bauchnabels eine gute Figur hatte. Auch der dünne Pullover saß recht eng. Er war ebenfalls gelb und bestand aus einem flauschigen Material.
Shao wollte sich auch einen Likör genehmigen. Zwei Gläser brachte sie mit und die Flasche, die ein Etikett aufwies, das mit chinesischen Schriftzeichen bedruckt war.
Sie lächelte und schenkte dabei ein. Ich sah nicht, was sich in der Flasche verbarg, aber die Flüssigkeit hatte eine grünliche Farbe und war fast so dick wie Sirup.
Ich nahm ein Glas an mich.
Shao hob das ihre an. »Cheers«, sagte sie.
Wir tranken. Ich beobachtete die Chinesin dabei. Sie leerte das Glas mit einem Schluck. Dabei verzog sie keine Miene. Ich tat es ihr nach und musste nach Luft schnappen, als das Zeug meinen Mund füllte. Es schmeckte bitter und süß zugleich, trotzdem wurde mir beim Hineinrinnen in die Kehle die Luft geraubt.
Ich stellte das leere Glas auf den Tisch und pustete die Luft aus.
»Himmel, was ist das denn für ein Teufelszeug?«
»Der
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