1512 - Der Höllenpunk
hat sich jetzt geändert.«
»He, durch mich?«
»Klar, Mann.«
»Da bin ich aber gespannt.«
Sie schaute mich wieder an, und das Lächeln auf ihren Lippen stand ihr gut. »Du hast eben die Lage nicht ausgenutzt, als ich da in der Tür zum Bad stand.«
»Warum hätte ich das tun sollen?«
»Das hätten aber viele getan. Ich habe mich ja selbst angeboten.« Sie wurde sogar rot. »Na ja, das musste ich noch loswerden.«
»Alles klar«, sagte ich. »Aber du darfst mich keinesfalls für einen Heiligen halten.«
»Dann sag wenigstens, dass es dir nicht leichtgefallen ist.«
»Genau so ist es.«
»Danke, auch wenn du gelogen hast.«
Für mich war das Thema erledigt.
Zudem hielt der Lift bereits unten in der Garage. Ich musste nur die Tür aufdrücken und trat zuerst in den Bereich, in dem ich mich nie wohl fühlte, weil in ihm schon so viel passiert war, denn sehr oft hatte man mir hier unten eine Falle gestellt und auf mich gelauert.
In dieser Nacht war alles normal. Das traf auch auf die abgestandene Luft zu, gegen die ich nichts machen konnte.
»Wo parkt dein Wagen denn?«
»Nicht weit.«
Wir hielten uns als einzige Menschen hier unten auf. Es gab nur noch drei freie Parktaschen, ansonsten standen die Fahrzeuge dicht an dicht.
Der Rover stand neben Sukos schwarzem BMW. Ich öffnete die Türen über Funk, und ebenso würde sich auch das Tor der Tiefgarage öffnen lassen.
Leila stieg auf der linken Seite ein und schnallte sich fest. Sie gab sich zwar äußerlich ruhig, doch in ihrem Innern musste es anders aussehen.
Allerdings schätzte ich sie als mutig ein, denn nicht jeder Mensch hätte sich zu mir ins Auto gesetzt, um an den Ort des Geschehens zurückzufahren.
Ich nahm mir vor, ihr unterwegs einige Instruktionen zu geben, wie sie sich im Ernstfall am besten verhielt. Nur nicht zu mutig sein, das konnte leicht ins Auge gehen.
Ich rangierte das Fahrzeug rückwärts aus der Lücke und rollte in den einen der beiden Mittelgänge hinein. Es war reine Routine, so etwas beherrschte ich im Schlaf, und ich lächelte der jungen Frau neben mir aufmunternd zu.
»Keine Sorge, das ziehen wir durch.«
»Man darf Hero nicht unterschätzen«, sagte sie leise. »Und ich habe ihn gereizt.«
»Wieso denkst du das?«
»Ich bin weggelaufen. So etwas kann er nicht hinnehmen. Dafür kenne ich ihn gut genug.«
»Aber jetzt bist du nicht mehr allein.«
»Das ist auch gut so.«
Ich hielt den Rover kurz an. Per Fernbedienung öffnete ich das Tor. Wir schauten beide zu, wie es langsam in die Höhe schwang. Die Auffahrt wurde Stück für Stück sichtbar. Seit die Mieter das Tor durch ihre Fernbedienungen öffnen konnten, war die Schranke am Ende der Auffahrt verschwunden.
Dort gab noch eine einsame Lampe ein gelbliches Licht ab, deren Schein nicht bis zum Tor reichte, sondern sich unterwegs verlor.
Der Schrei ließ mich zusammenzucken.
Gleichzeitig sah ich das, was auch meinem Schützling aufgefallen war.
Mitten auf der Zufahrt und von uns aus gesehen an deren Ende wartete der Höllenpunk…
***
Er saß auf seiner Enduro wie festgeleimt. Vom Gesicht war nichts zu sehen, weil der Kopf von einem funkelnden Helm bedeckt wurde, dessen Visier nach unten gezogen war. Das Licht der Rover Scheinwerfer erreichte ihn und gab ihm einen anderen Glanz. Hinzu kam, dass ich das Fernlicht eingeschaltet hatte.
Leila hatte sich bisher recht ruhig verhalten. Damit war es nun vorbei.
Plötzlich zuckte sie auf ihrem Sitz auf und nieder. Sie nickte dabei und stieß ihre Hand vor und zurück.
»Das ist er! Das ist er!« Sie war völlig außer sich. Sie schaute mich an und nickte. »Er hat mich gesucht und auch gefunden. Es ist vorbei.« Sie lachte. »Jetzt bin ich an der Reihe. Ich allein, verflucht.«
»Ruhig, Leila, du musst ruhig bleiben. Noch ist nichts passiert.«
»Aber es wird was passieren.«
»Das weiß ich nicht. Was soll er denn tun? Auf uns zufahren und uns rammen?«
»Ja, denn irgendwie…«
Ich wollte, dass ihre Angst verging. »Wir werden uns völlig normal verhalten, Leila. Ich fahre auf ihn zu, und dann möchte ich sehen, was mit ihm passiert. Und denke daran, dass wir in einem geschlossenen Wagen sitzen. So haben wir ihm gegenüber einen Vorteil.«
»Nein, nicht wir Menschen. Das ist der Höllenpunk. Der steht unter dem Schutz des Teufels. Ich weiß es.« Sie nickte heftig. »Auch die anderen Punks wissen das. Sie wollen es nur nicht zugeben…«
Sie mochte ihre Meinung haben, was mich nicht weiter störte.
Weitere Kostenlose Bücher