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1514 - Das Muschelschiff

Titel: 1514 - Das Muschelschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keine Zeit verlieren. Errek, Fennegal, wir nehmen die Schneise, die dort rechts in den Fels hineinführt!"
    Sie bildeten eine lange Reihe und machten sich an den Aufstieg. Bis zum Erreichen des Plateaus hatten sie noch gut zwei Stunden Kletterei vor sich, und sie wußten nicht, was sie oben erwartete.
    Wieder übernahm der Patriarch die Rückendeckung der Gruppe. Er achtete mehr auf das, was sich hinter ihm befand, als auf das, was vor ihm war. Er schob sich seitlich in den Felsriß hinein und kletterte ziemlich einseitig hinauf. Die Kletterei machte ihm offenbar zu schaffen, und es dauerte nicht lange, da hielt er an und rieb seine Glieder.
    Niemand sagte etwas. Diejenigen, die schon seit über hundert Jahren mit ihm flogen, wußten, was es mit seinem Verhalten auf sich hatte. Er war alles andere als müde oder schwach. „Der Jäger sucht sich immer die Beute aus, die er am leichtesten erlegen kann", war einer seiner Leitsprüche, die über dem Eingang zu seiner Kabinenflucht an Bord der ARRAMO geschrieben standen.
    In der Nähe der Felswand begann die Luft zu flimmern. Holder bewegte leicht seinen rechten Arm. Mit der Spitze des kleinen Fingers löste er die Waffe aus. Ein Energiestrahl raste in das Nichts hinaus, traf auf ein unsichtbares Hindernis und brachte einen Deflektorschirm zum Flackern. Hinter dem Schirm wurde für ein paar Sekundenbruchteile ein ovales Gebilde von rötlichbrauner Farbe und mit einer glatten Oberfläche sichtbar.
    Dann hatte sich der Schirm stabilisiert, und das Flimmern sank rasch nach unten und verschwand aus dem Bereich, in dem es für die Augen eines Springers erkennbar gewesen wäre. Dennoch bewegte Holder Arramo den Kopf und starrte dem Ding nach, während er seine Waffe sinken ließ.
    Ein Lichtblitz blendete ihn, dann war das Ding in seinem Deflektorfeld verschwunden. Es gab keine Energieortung, nicht einmal der Infrarotmesser des SERUNS zeigte etwas an.
    Und die kleine Muschel in dem grünen Tarnfeld lag noch immer reglos an ihrem Platz.
     
    *
     
    Das Rascheln des Windes in den Felsklippen verunsicherte sie. Immer wieder ertappten sie sich dabei, wie ihre Finger die Waffen berührten. Daß sie ungehindert auf das Plateau hinaufgekommen waren, grenzte an ein Wunder, und wenn sie nicht alle aus der Deckung einer Felsgruppe heraus die grüne Muschel unten am Dschungel identifiziert hätten, dann wären vielleicht Stimmen laut geworden, daß der Alte einen Sehfehler hatte.
    Holder Arramo ließ nicht erkennen, was er dachte. Er umrundete das Lager, das sie zwischen zwei steil aufragenden Barrieren aufgeschlagen hatten. Er inspizierte die Posten an den Eingängen und auf den Felszacken, und er warf durch die vergrößernde Optik seines SERUN-Helms ununterbrochen Blicke in Richtung des mehrere Kilometer entfernten Steilabfalls.
    Die Abenddämmerung hatte begonnen. Die Sonne von Hidden World war hinter den Horizont gesunken, und im Osten kündigte sich die Nacht an.
    Mit jeder Minute wurde der Patriarch aufmerksamer. Er blieb alle drei Schritte stehen und musterte die Umgebung. Unterstützt von den Aggregaten seines SERUNS, beobachtete er die Umgebung und musterte jede Einzelheit. Irgendwie spürte er, daß es bald soweit war. Der Angriff der Muschein und ihrer Insassen kam so sicher wie die Nacht.
    Jedesmal, wenn Arramo eine ruckartige Bewegung machte, zuckten die Männer und Frauen in der Erwartung zusammen, daß es losging.
    Doch Holder Arramo schwieg. Der alte Springer, der durch seinen Galgenhumor und seine launigen Sprüche schon manchen Hanse-Spezialisten zur Raserei getrieben hatte, umgab sich mit dem Mantel des Schweigens.
    Als er hinter einem runden Felsblock in die Hocke ging und über die Rundkante hinweg gegen den Himmel schielte, da tat er es mit der Gleichmütigkeit eines Biologen, der nur Augen für Naturerscheinungen hatte.
    Und doch spürten alle, daß der Körper des Alten auf unbeschreibliche Art angespannt war.
    Irgendwo aus der Ferne klang ein Grollen auf. Es erinnerte an das Grollen alter Kugelschiffe mit ihren Ringwülsten.
    Das Grollen verstummte abrupt, und Holder Arramo stieß einen Fluch aus. „Es ist unser Schiff!" sagte er halblaut. „Sie sind in unserem Schiff! Sie probieren es aus und durchsuchen es.
    Vom Ergebnis hängt es ab, was aus uns wird!"
    Er schwieg und beobachtete weiter. Nach ein paar Minuten setzte er sich in Bewegung und begann, eine der Barrieren zu erklettern. „Sie kommen!" sagte er. Noch immer schlugen die Orter der SERUNS nicht an.

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