1516 - Chaos im Humanidrom
den anderen besprechen", sagte er. „Erkläre ihnen, daß wir die Suche nach dem Überwesen als etwas Großes und überaus Wichtiges betrachten", fügte Sato Ambush noch hinzu. „Ihr beschäftigt euch mit dieser Suche seit fünfzigtausend Jahren. Das ist eine Leistung, die man nicht geheimzuhalten braucht - im Gegenteil: Sie beweist, daß die nakkische Zivilisation ein fortgeschrittenes Niveau der Entwicklung erreicht hat und daß es für jedermann von Vorteil ist, mit eurem Volk zu kooperieren."
„Ich werde es zur Sprache bringen", versicherte Willom.
Dann glitt er wortlos davon. Das Schleusenschott in der Hülle der ANZEVAR schloß sich selbsttätig. 5. „Es bahnt sich eine Konstellation an, mit der noch schwieriger zu verhandeln sein wird als mit dem, was wir bisher hatten", sagte Banador von Pakh-Nyuat ernst, fast traurig. „Die Enshgerder haben sich mit den Trukrekern und den Guragkorern zusammengetan."
Das war in der Tat eine schlechte Nachricht. Bisher hatte man im Galaktikum gehofft, aus der Uneinigkeit des topsidischen Volkes Kapital schlagen zu können. Es gab auf Topsid drei Machtblöcke: das Trukret-Hun-Reich, die Guragkor-Gmen-Allianz und den Enshgerd-Ahk-Bund. Die drei Blöcke waren untereinander verfeindet.
Jeder strebte, nach der Vormachtstellung, und abgesehen davon, daß die Auseinandersetzungen auf kriegerische Art und Weise betrieben wurden, konnte eigentlich niemand den Trukrekern, den Guragkorern und den Enshgerdern einen Vorwurf machen. Denn das Streben aller war allein auf das Ziel gerichtet, das vereinigte Topsidische Reich wiedererstehen zu lassen.
Dabei war die topsidische Technik ein groteskes Gemisch aus neuentwickelter Altertümlichkeit und überliefertem, quasimodernem Gerät, das der Zeit unmittelbar vor der Großen Kosmischen Katastrophe entstammte. Die topsidische Zivilisation hatte im Zusammenhang mit der Katastrophe einen Kulturschock ersten Ranges erlitten. Im Lauf der Jahrtausende erarbeitetes Wissen war verlorengegangen.
Maschinen und Geräte, die dem Stand der technischen Entwicklung im Jahre 448 entsprachen, blieben liegen und wurden nicht mehr genutzt, weil niemand mehr ihre Bedienungs- geschweige denn die Funktionsweise verstand. Gerade hatten sich führende Topsider jener Zeit noch so viel Voraussicht bewahrt, daß sie die Einmottung der vorerst nutzlosen technischen Güter durchsetzten, anstatt sie einfach verrotten zu lassen.
In den 650 Jahren der Tyrannei des Monos war es den Topsidern gelungen, aus eigener Kraft wieder eine technische Entwicklung zu betreiben und neues Wissen zu bilden. Da sie dabei von Grund auf hatten beginnen müssen, war die Neuentwicklung bisher nicht weiter gediehen als bis zu dem Niveau, auf dem die terranische Technik sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung befunden hatte. Von den Terränern jener längst vergangenen Zeit unterschieden sich die Topsider jedoch dadurch, daß sie inzwischen den Gebrauch vieler der eingemotteten Maschinen und Geräte wiedererlernt hatten. Nach Monos’ Sturz begann Topsid wieder Raumfahrt zu betreiben. Die Auseinandersetzungen unter den drei Machtblöcken wurden - unter anderem - mit schweren Strahlgeschützen geführt, die per Eisenbahn zum Schlachtfeld gebracht worden waren.
In der Luft tummelten sich Flugzeuge mit Verbrennungsmotoren neben entmotteten Antischwerkraft-Gleitern.
Wenn man einen Topsider fragte, warum die Streitigkeiten denn nicht beigelegt und ein Ende des end- und sinnlosen Krieges herbeigeführt werden könnten, erhielt man die stereotype Antwort: „Weil der Bevölkerungsdruck zu groß ist." Nach der Ansicht der Topsider hatte Topsid zu viele Bewohner.
Das Streben war auf Expansion gerichtet. Die Topsider brauchten Siedlerwelten, und diese Welten mußten so beschaffen sein, daß sie den biologischen Anforderungen der Echsenankömmlinge genügten - mit anderen Worten: Es hatten wanne Welten zu sein, auf denen Wasser im Überfluß vorkam.
Während der ersten für den neuen Tagungsort Humanidrom anberaumten Sitzung des Galaktikums hatten die Vertreter des Trukrek-Hun-Reichs und der Guragkor-Gmen-Allianz unverhohlen ihre Absicht bekundet, geeignete Kolonialplaneten einfach zu besetzen, ob dies der Galaktischen Vollversammlung nun gefalle oder nicht. Der Enshgerd-Ahk-Bund hingegen hatte sich von solchen abenteuerlichen Vorstellungen distanziert. In der Folge hatten Trukreker und Guragkorer tatsächlich je zehn Siedlerwelten im terranischen und arkonidischen
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