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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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daran.«
    »Dann sehen wir uns alle ratlos«, fasste der Bischof zusammen. »Oder liege ich da falsch?«
    »Im Moment nicht«, gab ich zu. »Eines steht jedoch fest«, fügte ich hinzu. »Die Taten sind alle in einem bestimmten Gebiet verübt worden. Zwischen Bamberg und Erlangen. Hier müsste man den Täter suchen, sage ich mal.«
    »So sehen wir das auch«, meinte der Bischof. »Die Polizei ist in Alarmbereitschaft versetzt worden, aber ohne Spuren kann niemand etwas unternehmen.«
    »Das sieht nicht gut aus«, gab ich zu.
    »Aber wir machen trotzdem weiter«, sagte Harry schnell, als er die Enttäuschung als trüben Ausdruck auf dem Gesicht des Bischofs sah.
    »Sie brauchen keine Befürchtungen zu haben.«
    Der hohe Geistliche lächelte jetzt. »Die habe ich auch nicht. Ich habe nur Angst davor, dass noch mehr Menschen diesem Killer zum Opfer fallen werden.«
    Ich blieb Realist und sagte: »Das ist zu befürchten.«
    Der Bischof hob sein Glas an. Dabei schaute er versonnen gegen die dünne Glaswand. Er wollte lächeln, was er nicht schaffte. So verzerrte sich sein Mund, bevor er sagte: »Es ist gut, dass nur wir drei eingeweiht sind. Selbst Edgar Braun, mein Fahrer, weiß nichts davon. Ich habe ihm frei gegeben. So sind wir unter uns.«
    Wir tranken. Der rote Frankenwein lief geschmeidig über meine Zunge in die Kehle. Ich hätte ihn lieber zu einem anderen Anlass getrunken, aber ich musste mich zusammen mit Harry Stahl den Tatsachen stellen.
    »Haben Sie schon eine Idee, wo Sie ansetzen könnten?«, erkundigte sich der Bischof.
    »Keine konkrete«, gab Harry zu. »Ich werde noch mal vorsichtig bei den Kollegen nachhaken, ob sich etwas Neues ergeben hat. So recht daran glauben kann ich nicht. Wichtig ist, dass nicht zu viele Menschen davon wissen.«
    »Ich kann Ihnen keine genaue Zahl nennen und für nichts garantieren. Offiziell habe ich nichts gesagt, aber Sie wissen ja, wie das ist. Menschen sind manchmal mehr als neugierig und basteln sich aus irgendwelchen Informationen etwas zusammen. Es ist ans Tageslicht gekommen, dass Kerzen an den Fundorten brannten. Der Begriff Totenlichter tauchte plötzlich auf, aber das alles ist nicht richtig zu fassen.«
    Mein Misstrauen war erwacht. »Also könnten doch mehr Menschen davon wissen, als Sie denken?«
    »Das kann ich leider nicht ausschließen.« Der Bischof setzte sein Weinglas ab, das er bisher in der Hand gehalten hatte. »Ich hoffe nur, dass man sich mit Informationen zurückhält. Alles andere ist Ihre Sache, und ich werde für Sie beten, dass Sie es schaffen, diese schändlichen Taten aufzuklären. Mit einem Kreuz Morde zu begehen, auch wenn man die Waffe als Messer bezeichnet, empfinde ich als gotteslästerlich.«
    »Ein Fanatiker«, sagte ich.
    »Ja. Einer, der die Sünder hasst und dabei selbst zu einem solches geworden ist.«
    Harry tippte gegen seine Stirn. »Der Mann ist nicht ganz richtig im Kopf.«
    »Kann sein«, sagte ich. »Was aber nicht ausschließt, dass er intelligent und raffiniert ist.«
    »Gut, das gebe ich zu.« Der Bischof nickte. »Er wird weitermachen, das weiß ich. Und es wird noch mehr Opfer geben.« Seine Augen blitzten.
    »Es ist einfach nur schlimm. Ich bete zum Himmel, dass es so schnell wie möglich vorbei ist.«
    »Wir werden tun, was in unseren Kräften steht«, sagte ich. Dabei wusste ich, dass unsere Erfolgsaussichten bisher nicht sehr groß waren. Es gab einfach zu wenig Spuren. Wir mussten uns zunächst auf das verlassen, was die Polizei herausgefunden hatte. Und diese Informationen besaß Harry Stahl.
    Der Bischof brachte uns bis zur Tür. Draußen hatte sich die Nacht unhörbar angeschlichen und bereits ihren dunklen Teppich über das Land gelegt.
    Harrys Opel parkte nur ein paar Schritte entfernt. Wir stiegen ein, und Harry, der nur zwei, drei Schlucke Wein getrunken hatte, machte nicht eben ein fröhliches Gesicht.
    »Der Fall nimmt mich stark mit, John, das will ich dir ehrlich sagen.«
    »Ja, er ist schon schlimm. Aber wir sollten uns trotzdem den Abend nicht vermiesen lassen. Hat uns der Hotelchef nicht versprochen, dass wir noch eine Kleinigkeit zu essen bekommen?«
    »Das stimmt.«
    »Dann könnte ich jetzt ein paar Bratwürste vertragen und dazu ein kühles Rauchbier trinken.«
    »He, woher kennst du das denn?«
    »Es gab mal einen Fall, den ich in Bamberg lösen musste.«
    »Ohne mich?«
    »Ja, aber ich hatte trotzdem Unterstützung. Ein Kommissar Hinz und ich haben gut zusammengearbeitet, und nach der Lösung des

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