Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
sich sitzen lassen. Er wollte, er musste ihnen eine Lektion erteilen.
    Und er holte auf.
    Scheinwerfer brauchte er nicht. Er kannte sich in dieser Gegend aus.
    Jede Kurve war ihm bekannt. Das Licht würde er erst einschalten, wenn er sich dicht hinter den beiden befand. Sie würden bestimmt nicht damit rechnen, dass er das Gelände ebenso schnell verlassen hatte wie sie.
    Fluchtwege waren für ihn immer vorbereitet, und seine Augen glänzten, als er daran dachte.
    Weiterfahren, die Kurven scharf nehmen, und erst als er die lange Gerade mit dem leichten Anstieg vor sich sah, da schaltete er das Fernlicht ein.
    In diesem Augenblick sah er genau, was Sache war, und dass er richtig vermutet hatte.
    Volltreffer!
    Beide sah er voll im Licht, und in seinem Gesicht verzog sich der Mund zu einem bösen Grinsen.
    Er würde sie kriegen. Er würde sie rammen und sie zermalmen, und er gab zugleich Gas…
    ***
    Es war noch nicht zu spät, als wir in unserem Hotel eintrafen, zu dem auch eine Gastwirtschaft gehörte. Auch um zweiundzwanzig Uhr war sie noch gut besucht. Für uns ein Zeichen, dass es hier gutes Essen gab, wenn auch die Einheimischen hierher zum Speisen gingen. Die meisten hatten ihre Mahlzeiten bereits hinter sich, und es gab auch nur noch eine kleine Karte, in die ich einen Blick hineinwarf, nachdem ich das Rauchbier bestellt hatte.
    »Leberkäse?« Ich schaute Harry fragend an.
    »Den kann man hier sicher gut essen.«
    »Was isst du?«
    »Das Gleiche.«
    »Alles klar.«
    Ich winkte der Kellnerin. Einige Gäste hatten sie zwischendurch schon gerufen, und so wusste ich, dass sie mit Vornamen Petra hieß. Sie kam zu uns und lächelte. Vom Aussehen her schätzte ich sie auf Mitte dreißig. Sie war gut gebaut, wie man so schön sagt, trug eine bunte Bluse mit viereckigem Ausschnitt, in dem sich zwei pralle Kugeln abzeichneten, und sehr eng sitzende Jeans. Das aschblonde Haar fiel bis auf die Schultern. An den Seiten wurde es hinter den Ohren von zwei roten Spangen gehalten.
    Harry tippte auf die Karte. »Den Leberkäse können wir noch bestellen?«
    »Klar. Mit oder ohne Kraut?«
    »Mit«, sagte ich.
    »Für mich ohne«, sagte Harry. »Dafür mit Brot.«
    »Geht in Ordnung, die Herren.« Sie entschwand, und mein Blick wurde von ihrem Hinterteil angezogen.
    »Gefällt dir, was?«
    »Klar, Harry. Ich schaue Frauen lieber nach als Männern.«
    »Das will ich wohl meinen.« Er griff nach seinem Bierkrug und hob ihn an. »Na denn, auf uns. Und darauf, dass wir mal wieder einen Fall gemeinsam lösen.«
    »Lösen, du sagst es.«
    »Wieso? Zweifelst du daran?«
    »Nein, nein, aber ich denke schon, dass wir Probleme bekommen werden, wobei ich nicht hoffe, dass wir einen nächsten Mord erleben müssen. Ich frage mich nur, wer so etwas tut.«
    »Einer, der Sünder hasst.«
    »Gut. Und was sind Sünder?«
    »Verbrecher. Menschen, die in seinen Augen nicht frei herumlaufen dürfen, aber es trotzdem tun. Da haben die Gerichte versagt, aber er hat sich über sie gestellt. Er will den Leuten die gerechte Strafe geben. Das ist nicht neu. Ich kenne es aus Filmen und Büchern. Nur lässt es sich in der Wirklichkeit schwerer durchziehen, habe ich bisher immer gedacht.«
    »Drei Morde, und die Kollegen stehen vor einem Rätsel.«
    »Haben sie denn in den Archiven geforscht? In ihren Listen, wer möglicherweise für derartige Taten infrage kommt?«
    »Sicher.« Harry winkte ab und strich durch sein grau gewordenes Haar.
    »Ohne Erfolg. Auch ich habe mit unserem Computer gespielt. Ich bin auf Namen von Sekten und deren Mitglieder gestoßen, aber es gab nichts, was uns weitergebracht hätte. Außerdem wurden die Alibis von Verdächtigen überprüft, die sich als bombenfest herausgestellt hatten. Da war nichts zu machen.«
    »Dann gehe ich mal davon aus, dass es jemand sein muss, der sich trotz allem auskennt. Und er muss diese Kenntnisse ja irgendwo her haben, verstehst du?«
    Harry krauste die Stirn. »Kann ich davon ausgehen, dass du den Täter in unseren Reihen vermutest?«
    »Keine Ahnung, aber ausschließen will ich es nicht, das sei schon mal gesagt.«
    »Das ist ein schwerer Verdacht.«
    »Stimmt.«
    Unser Essen wurde gebracht, und der Anblick lenkte uns von diesem trüben Thema ab.
    Ich konnte ein Lächeln nicht verkneifen, als ich auf den leicht angebratenen Leberkäse schaute, der von einem Kranz aus Kraut umringt war.
    Egal, was irgendwelche Diätpäpste auch sagten, die sich mit Salat vom Bahndamm ernährten und deren Jünger

Weitere Kostenlose Bücher