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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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entscheiden konntet, wer zuerst die Reise ins Fegefeuer antreten soll, habe ich mich entschieden, dich zu nehmen, Moritz. Dein Freund kann dabei zuschauen…«
    »Nein, nicht!«
    Der Killer lachte. Er sah, dass Moritz seine gefesselten Hände in die Höhe riss. Es war eine Bewegung der Verzweiflung, die einen tödlichen Stich nicht aufhalten würde.
    »Es bringt dir nichts, Junge«, flüsterte der Killer. Mit der freien Hand schlug er das Hindernis zur Seite. »Ich bin besser, weißt du? Ich bin immer besser.«
    »Ich flehe Sie an, bitte. Ich - ich…«
    »Nein!«
    Der Mörder hatte sich entschlossen. Er riss seinen rechten Arm hoch, um genügend Wucht hinter den Stoß setzen zu können, und zuckte im selben Moment zurück, wobei sich eine zischende Frage aus seinem Mund löste.
    »Was war das?«
    Moritz Müller konnte nicht glauben, dass er noch lebte. Das Bild war noch vor wenigen Sekunden verschwommen gewesen. Jetzt klärte es sich wieder, und er hörte, dass sein Freund heftig zum Heiligen Georg betete, dem Schutzpatron der Pfadfinder.
    Der Mörder mit dem Messer in der Hand kniete noch immer vor ihm und wiederholte seine Frage. »Was war das?«
    Florians Gebet verstummte. Er hatte diese direkte Todesangst noch nicht erlebt und war deshalb in der Lage, eine Frage zu stellen.
    »Was meinen Sie?«
    »Das Geräusch.«
    »Ich habe nichts gehört.«
    Der Killer schüttelte wütend den Kopf. »Doch, verdammt, da ist etwas gewesen!«
    »Was denn?«
    Jetzt richtete sich der Mann auf. Er blieb leicht gebückt stehen, um besser lauschen zu können. Er glich einem sprungbereiten Raubtier, das sich auf die Beute stürzen wollte, nur sah er in diesem Fall keine.
    »Ich habe etwas gehört«, flüsterte er sich selbst zu. »Das war ein Knall, versteht ihr? Das war wie ein Schuss, und verdammt noch mal, da hat jemand geschossen!«
    »Wo denn?«, flüsterte Florian.
    »Weiß nicht genau. Aber nicht am Eingang. Das hätte ich gehört«, keuchte er. »Das war woanders.«
    Er erhielt keine Antwort und überlegte angestrengt, wo es denn hätte sein können. Er ging sogar ein paar Schritte von den Jungen weg und sprach wieder mit sich selbst.
    »Vorn nicht. Das kann nicht vorn gewesen sein. Aber dann gibt es nur noch eine Möglichkeit. An der Seite. An der Tür zur Sakristei.«
    Er fuhr wieder zu den Jungen herum. Die zuckten zusammen, weil sie Angst davor hatten, dass er das Messer werfen würde, doch das ließ er bleiben.
    Er schaute dorthin, wo der Weg war, der zur Sakristei führte. Sein Blick war ebenso starr wie der Ausdruck in seinem Gesicht. Er schien zu überlegen, ob er losgehen sollte oder nicht. Im Moment zögerte er noch.
    »Was war das?«, flüsterte er wieder vor sich hin und schüttelte dabei wütend den Kopf.
    Die beiden Jungen hofften und beteten. In ihren Augen zuckte es. Ihre Wangen waren durch die Tränen nass geworden.
    Der wütende Schrei des Killers klang wie der eines Tieres.
    »Nein, so nicht!«, keuchte er und drehte sich auf der Stelle um. »So nicht.«
    Er hatte keine Erklärung hinzufügen müssen. Florian und Moritz wussten, dass er sich entschieden hatte.
    Und zwar für sie!
    Sein Atem ging pfeifend. Er stand jetzt unter einem noch größeren Stress. Er war abgelenkt worden, und das passte ihm überhaupt nicht.
    Aber er wollte nicht mit dem Schicksal hadern, das war nicht seine Art, und deshalb baute er sich wieder vor den beiden Jungen auf und fixierte diesmal Florian Thamm.
    »Jetzt bist du der Erste, der stirbt!«
    ***
    Es war ein Bild, das uns schockte und zugleich betroffen machte. Der tote Pfarrer lag im Weg. Wir sahen die Wunde in seiner Brust, aber es steckte keine Waffe mehr darin.
    Den Mann hatten wir noch nie in unserem Leben gesehen, aber er tat uns verdammt leid. Er hatte einen Killer aufhalten wollen und es nicht geschafft. Dieser Unmensch kannte keine Gnade, auch nicht bei den Jungen.
    Sie waren nicht da. Ebenso wenig sahen wir den Killer. Aber es gab eine zweite Tür, auf die ich mich zu bewegte. Ich hoffte, dass sie nicht verschlossen war, versuchte es aber nicht, sie zu öffnen, sondern legte zunächst mein Ohr gegen das Holz.
    »Hörst du was?«, flüsterte Harry hinter mir.
    »Nein.«
    »Also bleibt nur die Kirche.«
    »Du sagst es.«
    »Dann…« Harry wollte weitersprechen, aber ich legte einen Finger auf meine Lippen.
    »Was ist denn?«
    »Ich habe was gehört.«
    »Was?«
    »Keine Ahnung. Es kann sein, dass es eine Stimme gewesen ist.«
    »Okay, schau nach.«
    Als Harry etwas

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