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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ihr habt mich gesehen. Aber ich will nicht, dass man mich bei meinen Bestrafungen beobachtet. Das darf nur der, der im Himmel seinen Platz hat.«
    »Für Sie doch eher die Hölle«, sagte Moritz. »Mörder kommen nicht in den Himmel. Vor allen Dingen nicht, wenn sie einen Pfarrer töten. Dann sind sie verflucht.«
    »Es gibt Momente im Leben, da hat man keine andere Wahl. Wie hätte ich euch sonst in meine Gewalt bekommen können? Es war schon gut, dass der Pfarrer mitgespielt hat.«
    »Sie haben ihn dazu gezwungen.«
    »Genau. Und er hätte nie gedacht, dass ich mein Versprechen in die Tat umsetze. Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. So etwas passt nicht in seine Welt. Aber jetzt haben wir Ruhe. Und wir haben Zeit. Niemand weiß, wo ich mich befinde. Ich habe mir weiterhin vorgenommen, die Welt vom Bösen zu befreien, und ich sage euch, dass mir das Paradies offen steht. Was viele nicht geschafft haben, das konnte ich erreichen. Die Welt von Sündern zu befreien. Von Pädophilen, von Vergewaltigern, von Huren und schlechten Charakteren. Die Welt soll sauber werden und auch sauber bleiben, zumindest in meinem Umkreis.«
    »Sie sind ein Mörder!«, sagte Florian. »Ein eiskalter Mörder, und Sie sind nicht besser als jeder gemeine Killer.«
    »Nein«, keuchte der Mann. »Ich töte aus lauteren Motiven, das ist die Wahrheit. Der Himmel hat mich zum Rächer ernannt, und der Himmel wird mich belohnen.« Nach diesen Worten schaute er hoch und legte dabei seinen Kopf zu weit nach hinten, sodass die Kapuze abrutschte und seinen Kopf frei gab.
    Das Licht der Kerzen gab dem Gesicht einen besonderen Schein und ließ es aussehen wie das eines düsteren Racheengels.
    Die Jungen schwiegen. Aber sie zitterten.
    Eines war in den letzten Minuten klar geworden: dass ihre Chancen gleich Null waren.
    Sie kamen hier nicht mehr weg, und außerhalb der Kirche wusste niemand, wo sie sich aufhielten. Dass ihnen der Pfarrer eine Falle stellen würde, damit hatten sie nicht rechnen können.
    Der Mörder sprach weiter: »Und in der Nacht werde ich mir noch jemanden holen und ihn bestrafen. Einen Mann, der schwere Sünden begangen hat und erst gestern wieder von einer Reise zurückgekommen ist. Ich freue mich schon darauf, ihn leiden zu sehen, aber zuvor muss ich euch loswerden. Keine Zeugen - aber ich wiederhole mich.«
    Die Jungen sahen, dass er es ernst meinte, denn er bewegte seinen rechten Arm. Die Hand verschwand unter der Kutte, wo sie nicht lange blieb. Der Mann zog sie hervor, und die Augen der Jungen weiteten sich, als sie sahen, was die Hand umklammert hielt.
    Es war das Kreuz.
    Und es war zugleich die Mordwaffe!
    ***
    Harry Stahl befürchtete, den Weg nicht schnell genug zu finden, aber die Kirche selbst wies uns die Richtung, denn ihr Turm war nicht zu übersehen.
    Ein Weg führte in ihre direkte Nähe, in der auch einige Bäume standen und den Platz vor der Kirche beschatteten.
    Äußerlich war nichts zu erkennen, was unser Misstrauen hätte erregen können, bis wir auf den Kirchplatz einbogen und große Augen bekamen, als wir den dort geparkten Mercedes sahen, der uns mit seinen abgedunkelten Scheiben wie ein schwarzes Monster vorkam.
    Harry bremste und sprach mich auf den Wagen an. »Verdammt noch mal, den habe ich schon mal gesehen.«
    »Ich auch.«
    »Und wo?«
    Bei mir fiel der Cent zuerst. Ich schnippte mit den Fingern und flüsterte: »Es ist der Wagen des Bischofs.«
    Harry bekam große Augen. »Bist du dir sicher?«
    »Ja.«
    »Aber was will der Bischof hier?«
    Ich hob die Schultern.
    Harry dachte bereits einen Schritt weiter. »Oder sollte er vielleicht - nein, das glaube ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Doch nicht ein Bischof.«
    »Weiß man’s?«
    »Moment mal, John. Ich denke, dass er - du weißt schon.«
    »Der Killer ist?«
    Harry Stahl schwieg, doch sein Schweigen war für mich Antwort genug.
    Er konnte nicht einmal den Verdacht aussprechen, dass der Bischof möglicherweise ein Mörder war. Das nahm ihn so mit, dass er anfing zu schwitzen.
    »Wir müssen uns trotzdem darauf einstellen«, sagte ich. »Manchmal wird das Unmögliche möglich.«
    »Komm, lass uns nachsehen.«
    Wir verließen den Wagen und schauten uns um. Es befand sich niemand in der Nähe.
    Dennoch spürte ich, dass nicht alles okay war. Dieses Bauchgefühl war verdammt unangenehm.
    Harry hatte sich von mir getrennt. Er ging auf die Kirchentür zu, die groß und wuchtig aussah. Sie bestand aus dunkelbraunem Holz, und als Harry sie

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