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1516 - Totenlichter

1516 - Totenlichter

Titel: 1516 - Totenlichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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öffnen wollte, da musste er passen.
    »Abgeschlossen!«, rief er mir zu.
    »Ist das normal?«
    »Bestimmt nicht. Eine Kirche ist für jeden Menschen zugänglich. Es sei, man will irgendwelche Randalierer davon abhalten, sie zu betreten, aber daran glaube ich hier nicht.«
    Ich dachte schon daran, das eine oder andere Fenster einzuschlagen, wollte aber zunächst um die Kirche herumgehen und nach einem vielleicht offenen Seiteneingang suchen.
    Den gab es. Nur war er nicht offen. Ich blieb vor der schmalen Tür stehen und überlegte, was sich dahinter befinden könnte.
    Möglicherweise die Sakristei oder auch ein Raum, in dem bestimmte Dinge gelagert wurden.
    Harry eilte auf mich zu. Als er die Tür sah, fragte er: »Ist sie auch abgeschlossen?«
    »Ja.«
    »Ich sage noch mal, John, dass dies nicht normal ist. Da steckt etwas dahinter. Da will jemand nicht, dass man die Kirche betritt. Bestimmt der Bischof.«
    »Noch haben wir keinen Beweis.«
    »Aber wir müssen rein.«
    »Das versteht sich.«
    »Und wie?«
    Meine Blicke glitten rechts und links der Tür zu den Fenstern hin, die recht hoch lagen. Zudem waren sie mit einem Puzzle aus bunten Scheiben versehen, das keinen Durchblick erlaubte.
    »Einwerfen?«, fragte Harry.
    »Nein, wir nehmen uns die Tür vor.«
    Diese war längst nicht so stabil wie die am Eingang. Sie hatte ein normales Schloss. Als ich es mir näher anschaute, hatte Harry bereits seine Waffe gezogen.
    »Wir müssen es zerschießen.«
    Auch ich sah keine andere Möglichkeit. Es bestand nur die Gefahr, dass wir mit den Schüssen jemanden warnten, und als ich einen letzten Blick in die Runde warf und dabei auch die Büsche streifte, da fielen mir die beiden Fahrräder auf, die dort standen und halb von den belaubten Zweigen verdeckt waren.
    »Die Jungen sind hier, Harry.«
    Ich deutete auf die Räder.
    Mein deutscher Freund erbleichte. »Tatsächlich«, flüsterte er. »Jetzt können wir nur noch hoffen, dass sie noch am Leben sind.«
    »Du sagst es.«
    Harry setzte die Waffe an der richtigen Stelle an. Ich trat zurück und zuckte leicht zusammen, als die beiden Schüsse schnell hintereinander aufklangen.
    Die Kugeln zerfetzten nicht nur das Holz, sie zerstörten auch das Schloss.
    Harry behielt seine Waffe in der Hand. Er gab mir die nötige Rückendeckung, und so beschäftigte ich mich mit der Tür und brach sie so weit auf, dass wir eintreten konnten.
    Bevor ich das tat, holte ich meine Beretta hervor. Ich duckte mich leicht, sah vor mir einen relativ großen Raum, der als Sakristei diente, aber das wurde in den folgenden Sekunden alles unwichtig.
    Mein Blick klebte an etwas, das ich nicht fassen konnte.
    Auf dem Boden lag ein Toter, und er trug die Kleidung eines Pfarrers!
    Der Mörder hielt die Waffe in der Hand, und das gab ihm einen ganz besonderen Kick, der auch den beiden Jungen nicht verborgen blieb, trotz ihrer Angst.
    Sie sahen das Leuchten in den Augen. Eine Vorfreude auf die verdammte Untat, die ihnen das Leben rauben sollte. Beide glaubten, einen dicken Kloß in der Kehle sitzen zu haben, denn es war ihnen nicht möglich, auch nur ein Wort zu sagen.
    Die Mordwaffe war nicht mal groß. Aber sie hatte die Form eines Kreuzes, und damit hatten beide ihre Probleme. Sie sahen die Spitze, die tief in ihre Körper dringen würde, und sie hörten auch das leise Kichern, des für sie Wahnsinnigen.
    Es hörte auf.
    Dafür vernahmen sie die Frage. »Wer will zuerst?«
    Keiner sagte etwas. Die Angst war zu groß. Sie atmeten beide keuchend und stoßweise.
    »He, redet! Wer will zuerst?«
    Sie konnten es nicht.
    »Schade. Dabei habt ihr doch die Wahl. Ja, ist das nicht toll? Ihr könnt wählen. Einer schaut zu, wie der andere stirbt, und kann sich schon auf sein eigenes Schicksal vorbereiten.«
    »Nein, verdammt«, flüsterte Moritz. Dann fing er an zu weinen und flüsterte unter Tränen: »Hau doch endlich ab!«
    »Ja, mein Freund, das werde ich tun. Aber zunächst muss ich meine Arbeit erledigen.«
    »Nein, du sollst…«
    Der Killer bückte sich. Und zwar dort, wo Moritz lag, der schlagartig still wurde. Er schaute nur nach vorn und sah den Mörder dicht vor seinen Füßen hocken.
    Die Waffe war da. Die Hand auch, die sie hart umschlossen hielt. Sie wurde etwas schräg gehalten, aber ihre Spitze zeigte trotzdem auf die Brust des Jungen.
    Das Licht der kleinen Kerzenflammen zauberte einen Schatten auf das Gesicht des Killers, der Moritz zunickte und zugleich zum Sprechen ansetzte. »Da ihr euch nicht

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