1517 - Die Mondhexe
Platz für eine Kette war, die aus zahlreichen kleinen Mondkreisen bestand.
Sie lächelte uns an und wartete darauf, dass wir uns vorstellten, was wir auch taten.
»Da ich jetzt Ihre Namen weiß, würde mich natürlich auch der Grund Ihres Besuchs bei mir interessieren.«
»Den wollen wir Ihnen gern nennen. Wir haben gehört, dass Sie die Anführerin der Mondfrauen sind.«
»Ja, ich habe die Gruppe gegründet«, gab sie zu.
»Und über sie möchten wir gern mehr erfahren.«
Ihr offener Blick verschluss sich. Erst nach einer Weile gab sie die Antwort.
»Bitte, ich bin schon ein wenig überrascht. Sie haben den Namen erwähnt: Mondfrauen. Das sind wir auch. Frauen!« Das letzte Wort betonte sie überdeutlich. »Aber keine Männer. Das heißt, wir haben mit Männern eigentlich nichts zu tun.«
»Das wissen wir«, sagte Suko. »Oh, sicherlich aus dem Internet.«
»Nein.« Diesmal sprach ich. Wir hatten uns auf der Herfahrt bereits unsere Taktik zurecht gelegt. »Eine Freundin von uns hat sich uns geöffnet und…«
»Wie heißt sie denn?«
»Edna Brighton.«
Schweigen. Sekundenlang. Dann öffnete die Frau den Mund und sprach den Namen noch mal gedehnt aus. Dann schüttelte sie den Kopf, aber nicht abwehrend, und wir konnten sehen, wie sie anfing nachzudenken und ihre Stirn dabei in noch stärkere Falten legte.
»Ja, die gute Edna, ich kenne sie.«
»Genau, und sie hat meinem Freund Suko und mir den Tipp gegeben.«
»Wenn das so ist, Mr Sinclair, dann wissen Sie auch, dass unser Club nur aus Frauen besteht. Männer nehmen wir hier nicht auf. Das erlauben unsere Regeln nicht.«
»Ja, das ist uns schon bekannt. Aber wir wollen auch nicht in Ihren Club aufgenommen werden. Wir sind Reporter und möchten einen Artikel über Ihren Club schreiben, wenn es recht ist. Ich meine, Sie stehen im Internet mit einer eigenen Seite, was uns neugierig gemacht hat. Jetzt möchten wir gern mehr über die Hintergründe erfahren und dann darüber berichten.«
»Für welche Zeitung arbeiten Sie?«
»Für mehrere Magazine, Mrs Anderson.« Ich nannte ein paar, für die mein Freund Bill Conolly schrieb. Darunter befanden sich auch welche, die häufig Artikel mit esoterischem Inhalt veröffentlichten.
Sie dachte nach. Sie prüfte uns mit Blicken. In ihren Augen war keine Veränderung festzustellen, und schließlich nickte sie.
»Ja, ich werde mal eine Ausnahme machen.«
»Danke«, sagte ich.
»Moment. Voraussetzung ist, dass Sie mir den Artikel zum Gegenlesen geben, bevor Sie ihn drucken.«
»Das können wir Ihnen sogar schriftlich geben«, erklärte ich.
»Sehr gut. Dann kommen Sie bitte.« Puh, die erste Hürde hatten wir überwunden, und beide lächelten wir, als wir eintraten.
Nein, wir kamen noch nicht in den großen Turnraum der Halle. Auf dem gefliesten Boden eines weiteren Flurs blieben wir stehen und sahen die verschiedenen Türen, die zu den Umkleideräumen führten und auch zu einem großen Duschraum.
Ich kannte noch den Geruch der alten Turnhallen aus meiner Jugend.
Der war hier nicht vorhanden. Uns wehte etwas anderes in die Nasen.
Ein wohlriechendes Aroma, das möglicherweise von irgendwelchen Duftölen ausging oder von Duftpflanzen, die wir allerdings nicht sahen.
Dafür erhielten wir eine Erklärung, dass dieser Bereich fast so gelassen worden war wie früher. Man hatte nur für einen anderen Anstrich gesorgt.
»Aber hier treffen Sie sich nicht«, sagte ich.
»Nein, das geschieht in der Halle.«
»Und hinter den Türen hier kann man sich ausruhen.«
Doreen Anderson schüttelte den Kopf. Das weiche Licht der Wand-und Deckenleuchten ließ ihr Gesicht längst nicht mehr so hart erscheinen.
»Ruhe finden meine Freundinnen und ich eigentlich woanders. Sie werden es sehen, wenn Sie die Halle betreten.«
»Da sind wir gespannt.« Doreen Anderson ging vor. Es sah aus, als würde sie über dem Boden schweben.
In die Halle gelangte man durch eine breite Tür, deren Flügel bereits offen standen, sodass der Blick in die Halle frei war.
Man brauchte schon viel Fantasie, um sich hier eine Turnhalle vorstellen zu können. Die Mondfrauen hatten sie umbauen lassen.
Es gab Fenster, sehr große sogar. Sie aber waren von innen mit einer hellen Farbe bestrichen, deren Glanz dem des Mondes gleichkam.
Es war wie ein kleines Wunder, was man aus einer derartigen Halle machen konnte.
An der Decke hingen die Lichtsonnen - pardon, die Monde - und sorgten für eine weiche Beleuchtung.
Ein großer runder Tisch bildete
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