Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Frau ist in ihrem Heimatort begraben worden, und genau dort muss ich ansetzen. Ich werde also hinfahren.«
    Jackson war aufgeregt. Er schaute mich an, ich sah den Schweiß in seinem Gesicht, auch das Zucken der Lippen und hörte seinen schweren Atem. Dann deutete er einige Male mit einer zuckenden Handbewegung auf das Bild.
    »Ich würde alles darum geben, mit Ihnen fahren zu können, Mr Sinclair.«
    »Das glaube ich.«
    »Aber man hat mich hier eingesperrt!«, schrie er.
    Ich verdrehte die Augen. »Mr Jackson, es wäre mir auch lieber, wenn Sie dabei wären. Sie waren schon in dem Ort?«
    »Schon einige Male.«
    »Und? Haben Sie sich dort wohl gefühlt?«
    »Nein, auf keinen Fall. Das ist nicht meine Welt gewesen. Ich gehöre in die Großstadt. Amy hat auch niemals für immer dorthin zurück gewollt, jedenfalls hat sie das immer behauptet. Aber es war nun mal ihre Heimat.«
    »Und für sie war es wichtig, ihre letzte Ruhestätte in Blackwater zu finden?«
    »Ja, das hat sie immer betont, obwohl ich über das Thema nicht reden wollte. Sie aber hat häufig davon gesprochen und gemeint, dass sie zumindest als Tote eines Tages in ihren Heimatort zurückkehren würde. Vor allen Dingen hat sie in den letzten Wochen dieses Thema immer wieder angeschnitten.«
    »Gab es dafür einen Grund?«
    »Ich kenne keinen. Sie hat mir auch keinen genannt. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Ja, Mr Jackson, das glaube ich Ihnen auch. Und ich glaube Ihnen ebenfalls, dass Sie am Tod Ihrer Frau nicht direkt schuldig sind.«
    »Aber dieser Richter und…«
    »Hat sich eben geirrt. Justizirrtümer gibt es nicht erst seit heute, Mr Jackson.«
    »Das stimmt.« Er hob die Schultern. »Aber, was hilft es mir? Nichts, denke ich.«
    »Nun ja…«
    Er schöpfte Hoffnung aus meiner Antwort. »Sehen Sie das vielleicht anders?«
    »Es könnte sein.«
    »Und wie sieht Ihr Plan aus?«
    Ich winkte ab. »Zuerst ist es einmal reine Theorie, und ich denke, dass Sie sich nicht zu viele Hoffnungen machen sollten, aber ich werde es versuchen.«
    »Was - was?«, flüsterte er und richtete seinen Blick flehend auf mich.
    »Bitte, sagen Sie es!«
    Ich verstand, dass er nach einer Lösung gierte, die ihn aus dem Zuchthaus holen würde. Auch meine Überlegungen drehten sich darum, aber ich musste ihm erst einmal eine sehr vorsichtige Antwort geben.
    »Die Sachlage ist folgende: Man hat Sie verurteilt, rechtskräftig, aber ich möchte den Fall wieder aufrollen und werde es auch tun. Sie haben mich von Ihrer Unschuld überzeugen können, sodass ich entschlossen bin, nach Irland zu reisen.«
    »Das ist toll«, hauchte er. »Ich fürchte nur, dass sie dort auf verlorenem Posten stehen.«
    »Das könnte sein. Aber man kann die Gefahren auch reduzieren, und dabei spielen Sie eine große Rolle.«
    Jackson lehnte sich zurück und lachte. »Nein, nein, ich kann Ihnen nicht helfen.« Er schloss für einen Moment die Augen und sprach dabei weiter. »Es sei denn, Sie-Sie…«
    »Genau das.«
    »Wissen Sie denn, was ich Ihnen sagen wollte?«
    »Ja, das weiß ich.« Diesmal lächelte ich ihn an. »Ich werde versuchen, Sie frei zu bekommen. Sie müssen hier raus, damit wir gemeinsam nach Blackwater reisen können.«
    Er schwieg. Sein Gesicht veränderte sich. Auf den Wangen erschienen rote Flecken. Er presste seine Hand dort gegen die Brust, wo sein Herz schlug.
    »Und das wollen Sie wirklich tun?«
    »Wenn ich es Ihnen sage.«
    »Aber Sie haben keine Chance.«
    Ich winkte ab. »Bitte, unterschätzen Sie mich nicht. Ich habe mir im Laufe der Zeit einige Beziehungen aufgebaut. Und ich denke, dass sich da schon etwas machen lässt.«
    Er rang nach Atem. »Das wäre ja - das wäre - verdammt, ich kann es Ihnen nicht sagen.«
    »Aber«, schränkte ich ein, »machen Sie sich keine zu großen Hoffnungen. Man kann mich auch auflaufen lassen.«
    »Ja«, flüsterte er, »ja, das weiß ich. Es gibt überall Leute, die ein Vergnügen daran haben, anderen einen Knüppel zwischen die Beine zu werfen.«
    »Gut. Ich sehe, dass Sie verstanden haben.«
    Er schaute mich bittend an. »Aber Sie werden doch alles versuchen oder?«
    »Ich tue mein Bestes.«
    »Danke, vielen Dank.« Er ergriff meine Hände und schüttelte sie.
    Mit einer langsamen Bewegung erhob ich mich und sagte »Sie hören von mir, Mr Jackson. Und wenn Sie das Foto behalten wollen, ich überlasse es Ihnen gern.«
    »Ja, das möchte ich.«
    »Sie hören von mir«, wiederholte ich. Es waren meine letzten Worte an ihn, bevor ich mich

Weitere Kostenlose Bücher