1519 - Das Leichenbild
ich gern, aber es gibt da ein Problem, weißt du.«
»Ja, ich kenne die Regeln. Dein Job.«
»Genau. Und damit sind wir schon beim Thema. Ich habe einen verdammt verzwickten Fall am Hals.«
»Lass mich raten. Du brauchst jemanden, der dir weiterhelfen kann. Oder irre ich mich?«
»Du irrst dich nicht, liebe Purdy.«
»Worum geht es?«
»Erinnerst du dich an einen Mann namens Ebby Jackson, der wegen Mordes an seiner Frau vor Gericht stand und dafür acht Jahre hinter Gitter geschickt wurde?«
»Ja, daran erinnere ich mich. Aber ich habe mit diesem Fall nichts zu tun gehabt.«
»Ist mir klar.«
»Und warum interessiert er dich?«
»Weil es sich meiner Ansicht nach um einen Justizirrtum handelt.«
Oh, da hatte ich etwas gesagt. Ich hörte Purdy stöhnen und vernahm wieder ihre Stimme.
»Schwere Vorwürfe, John. Bei so etwas rennst du meist gegen eine Gummiwand. Was willst du denn im Endeffekt erreichen? Dass der Fall wieder aufgerollt wird?«
Ich hob die Beine an und legte die Füße auf den Schreibtisch.
»Nein, Purdy, so meine ich das nicht. Es geht mir um etwas anderes.«
Ich hatte Zeit, sie ebenfalls, und so erzählte ich der Staatsanwältin alles, was ich bisher wusste.
»Und jetzt würde mich dein Kommentar interessieren.«
»Okay, John. Keine Chance.«
»Ach. Ist das dein Ernst?«
»Ja, das ist es. Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass ich bei dir und Sir James andere Maßstäbe ansetze. Deshalb sehe ich Chancen für dich, dass du nicht allein nach Irland reisen musst.«
»Das hört sich nicht schlecht an.«
»Ist jedoch die absolute Ausnahme, John. Und ich denke, dass dies auch im Geheimen ablaufen muss, denn so etwas wäre für die Öffentlichkeit ein gefundenes Fressen, das sage ich dir schon jetzt.«
»Ist mir klar, aber in diesem Fall gilt es wirklich, ein Rätsel zu lösen.«
»Ja, dann musst du dich auf Sir James verlassen. Und wenn du etwas erreichen kannst, umso besser.«
»Das hoffe ich.«
»Brauchst du sonst noch irgendwelche Unterstützung?«
»Nein, Purdy, danke.«
»Ist okay.«
Sie wünschte mir noch alles Gute, und als ich auflegte, hatte sich meine Laune gebessert, weil ich Land sah. Die Tasse war auch leer, und plötzlich stand Glenda in der Tür. Sie lehnte lässig mit der rechten Schulter am Rahmen und hielt die Arme unter der Brust verschränkt.
»Na? Hast du Fortschritte erzielt?«
»Ich hoffe. Purdy stand meinem Plan jedenfalls nicht absolut negativ gegenüber.«
»Das lässt ja hoffen.«
»Denke ich auch. Jetzt muss nur noch Sir James die richtige Schiene erwischen, dann kann ich loslegen.«
»Bist du wieder in Form.«
»Muss ich auch sein. Ich will einfach wissen, welches Geheimnis sich hinter diesem Foto verbirgt. Ich weiß nur, dass es indirekt mit dem Teufel zu tun hat.«
»Und mit dem Teufel habe auch ich telefoniert«, meldete sich Sir James aus dem Vorzimmer. Er hatte meinen letzten Satz gehört.
Glenda machte ihm Platz, sodass er das Büro betreten konnte, und das tat er mit einem hochroten Gesicht.
Er ignorierte Glenda und konzentrierte sich auf mich.
»Sie wissen gar nicht, was Sie mir angetan haben, John. Das - das möchte ich nicht noch mal erleben. Ich kam mir vor wie ein dummer Schuljunge, und so etwas ärgert mich maßlos.«
»Haben Sie denn Erfolg gehabt?«, fragte ich.
»Ja, habe ich.« Er rückte seine Brille zurecht. »Sie glauben gar nicht, was Sie mir angetan haben«, wiederholte er, »aber ich habe es letztendlich geschafft. Nur fragen Sie mich nicht, wie ich es angestellt habe. Da bin ich jetzt einigen meiner Freunde aus dem Club etwas schuldig.«
»Danke, Sir.«
Der Superintendent winkte ab. »Vorweg gesagt, möchte ich, dass alles unter der Decke gehalten wird. Nichts darf an die Öffentlichkeit geraten. Falls Sie versagen, wie auch immer, und sich herausstellt, dass dieser Jackson doch des Mordes schuldig ist, werden wir beide gebraten.«
Ich winkte ab. »Ich bin eigentlich unverdaulich.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass es so bleibt.«
»Ich werde daran denken, Sir.«
Der Superintendent nickte und verließ mit schweren und schnellen Schritten das Büro.
Glenda und ich blieben zurück.
»Puh«, sagte sie, »der hat ja richtig gebrannt.«
»Klar, und das in seinem Alter.«
»Nimm dir ein Beispiel daran.«
»Und sorg du für die Tickets.«
»Mach ich doch glatt. Und wenn du weg bist und Suko Urlaub macht, habe ich endlich Ruhe.«
»Stimmt. Du weißt ja, dass der Büroschlaf noch immer die gesündeste von
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