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1519 - Das Leichenbild

1519 - Das Leichenbild

Titel: 1519 - Das Leichenbild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass die Kirche nicht völlig leer war.
    Ebby Jackson erwartete uns.
    Sein Gesicht glich einer Maske, obwohl er den Mund nicht geschlossen hielt. Als er den Pfarrer anschaute, verzerrten sich seine Züge und er flüsterte: »Halten Sie mich immer noch für einen Frauenmörder, Mr Archer?«
    Der Pfarrer schwieg, senkte jedoch unter dieser fragenden Anklage den Blick.
    »Sagen Sie was! Das sind Sie mir schuldig!«
    Die Antwort gab der Pfarrer sehr leise. »Ich weiß nicht, wofür ich Sie halten soll, Mr Jackson. Ich weiß es wirklich nicht. Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Ich glaube, dass ich umdenken muss. Aber ich bitte Sie schon mal im Voraus um Verzeihung.«
    »Danke, das reicht.«
    »Es ist okay«, mischte ich mich ein. »Wir sollten nicht mehr länger hier warten.«
    »Ach. Und wo sollen wir hin?«
    »Das ist ganz einfach. Wir werden in die Wohnung des Pfarrers gehen und dort miteinander reden.«
    »Worüber denn?«
    »Ich denke, dass es hauptsächlich um ihre verstorbene Frau gehen wird, Ebby. Stellen Sie sich bitte nicht dagegen.«
    Er überlegte, wischte über seine Augen und nickte dann. »Es ist schon okay. Lassen Sie uns gehen.«
    »Gut.«
    »Ich zeige Ihnen den Weg«, murmelte der Pfarrer und ging voraus…
    Sandra Shannon stolperte auf der Türschwelle, und ihr Mann Gerry konnte sie gerade noch festhalten. So zog er sie auch ins Haus und schloss die Tür.
    Die Shannons hatten, wie auch die anderen Kirchgänger, den Ort des Schreckens so schnell wie möglich verlassen. Jetzt waren sie dort, wo sie hingehörten, aber beide fühlten sich nicht mehr sicher. Das wussten sie voneinander, ohne darüber gesprochen zu haben.
    Gerry ging in die kleine Küche. Im Kühlschrank stand eine Flasche Gin kalt. Er holte sie hervor und trank einen tiefen Zug.
    »Musst du schon wieder saufen?«, fuhr ihn seine Frau an, die hinter ihm stand.
    »Ja, das muss ich. Das habe ich nötig, und ich denke, dass auch du einen Schluck vertragen kannst.«
    »Ich will aber nicht.«
    »Dann lass mich in Ruhe.«
    »Wenn deine Leber kaputt ist, dann hast du selbst Schuld, verdammt.«
    Gerry Shannon lachte. Er war ein Mann mit Halbglatze und aufgedunsenem Gesicht. Die dicken Lippen sahen immer aus wie mit Öl beschmiert.
    »Ob ich durch die kaputte Leber in die Hölle komme oder durch den Teufel, was spielt das für eine Rolle?«
    »Ich wollte es dir nur sagen.«
    »Danke, Sandra. Aber was hältst du vom Teufel? Was von seiner neuen Gestalt?«
    »Meinst du damit unsere Tochter?«
    »Wen sonst? Hast du nicht das Lachen gehört? Und kannst du dich nicht daran erinnern, wer so gelacht hat?«
    »Ja, es war Amy.«
    »Genau sie.«
    »Aber sie ist tot!«
    Sandra schaute ihren Mann für eine längere Zeit schweigend an. »Ja, davon sind wir ausgegangen. Wir haben sie auch begraben. Aber jetzt habe ich meine Zweifel. Das Lachen war einfach zu echt, als dass es hätte imitiert werden können. Es tut mir leid, aber ich kann es auch nicht ändern.«
    Gerry Shannon stierte kurz zu Boden. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Eine Tote, die lacht«, sagte er mit leiser Stimme. »So weit sind wir schon gekommen. Soll ich dir etwas sagen, Sandra?«
    »Bitte.«
    Gerry setzte zweimal an. »Wenn die Toten nicht mehr das sind, was sie sein sollten, dann ist das der Anfang vom Ende der Welt. Dann wird bald das Jüngste Gericht über uns kommen.«
    Es waren Sätze, die auch an Sandra Shannon nicht spurlos vorbeigingen.
    Sie war nicht in der Lage, eine Antwort zu geben. Sie und ihr Mann gehörten zu den Menschen, die die Bibel nicht nur ernst nahmen, sondern wortwörtlich. Für sie gab es den Dualismus zwischen Gut und Böse. Auf der einen Seite der Allmächtige, auf der anderen der Teufel, und beide befanden sich seit Urzeiten in einem ewigen Kampf.
    Besonders der Teufel arbeitete mit allen Tricks, und ihnen war klargemacht worden, dass er es geschafft hatte, ihre Tochter in seine Klauen zu bekommen.
    Mit gespreizten Fingern strich sie durch ihr grauschwarzes Haar. Ihr Gesicht sah verhärmt aus, die Haut war durch ein Faltenmuster gezeichnet.
    Ihre Lippen hatten längst die Farbe verloren. So sah eine Frau aus, die sich selbst aufgegeben hatte.
    »Sag nicht so etwas, Gerry«, flüsterte sie. »Es macht mir Angst. Ja, verdammt, ich habe Angst, sehr große Angst sogar.«
    »Das kann ich mir denken. Wir müssen aber den Tatsachen ins Auge schauen. Du hast das Gelächter selbst gehört. War es nun unsere Tochter, oder ist sie es nicht gewesen?«
    »Sie war es«,

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