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152 - Die Tochter des Magiers

152 - Die Tochter des Magiers

Titel: 152 - Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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kam mit einem Silbertablett wieder, auf dem sich Dinge befanden, vor denen mich ekelte. Farbe und Form waren einfach widerlich. Ich preßte die Lippen fest zusammen. Keinen Bissen wollte ich mir aufzwingen lassen.
    Der fette Silberdämon nahm Einfluß auf meine Psyche. Auf dem Tablett lagen auf einmal die feinsten Köstlichkeiten, wahre Delikatessen - Wachteleier, Kaviar, luftgetrocknetes Fleisch… Ich wußte, daß in Wirklichkeit immer noch derselbe Mist auf dem Tablett lag, aber ich sah etwas anderes, und Kettwen regte meinen Appetit an. Ich mußte essen. In meinem Mund wurde das Zeug wieder zu dem, was es tatsächlich war, denn mein Gaumen ließ sich nicht täuschen. Ich wollte alles ausspucken, aber das ließ Kettwen nicht zu. Ich mußte das eklige Zeug schlucken.
    Das ganze Tablett aß ich leer. Kettwen war mit mir zufrieden. Als er nach dem Silbereimer griff, bat ich ihn, mich damit zu verschonen, doch er kümmerte sich nicht darum.
    Er setzte mir den Kübel wieder auf, und die schreckliche Tortur, die mich geistig fertigmachen sollte, ging weiter.
    ***
    Als Mortimer Kull meinte, genug Zeit sei verstrichen, erhob er sich und trat an die verschlossene Öffnung des hohlen Baums. Er schob die dicken Schlinggewächse mit den Händen auseinander.
    »Inobreth!«
    Der Muskelmann drehte sich um. »Was willst du?« fragte er unfreundlich.
    »Hol Gupp her.«
    »Wozu?«
    »Ich möchte mit ihm reden«, antwortete Kull, »Hast du dich entschieden? Wirst du dich uns anschließen?«
    »Ja, das habe ich vor«, sagte Kull.
    »Du wirst dich unterordnen müssen. Nach dem, was vorgefallen ist, wirst du unter mir stehen.«
    »Damit kann ich mich abfinden.«
    »Du spielst nicht falsch?«
    »Bin ich mein eigener Feind?« erwiderte Kull. »Ich weiß, was für mich auf dem Spiel steht, und ich habe eingesehen, daß ich mich in euch getäuscht habe.«
    Inobreth grinste überheblich. »Es fällt dir bestimmt nicht leicht, das zuzugeben.«
    »Ich bin dazu bereit«, sagte Kulî heiser, »Ich vergaß, daß wir alle dasselbe Ziel haben. Ich bin nicht mehr dagegen, daß wir es gemeinsam anpacken. Würdest du nun Gupp holen?«
    Inobreth überlegte kurz. »Na schön«, sagte er dann und entfernte sich.
    Mortimer Kull lachte in sich hinein. So wie Inobreth würde er alle täuschen. Auch Gupp und Corona. Sie würden seine Steigbügelhalter sein, ohne es zu wissen. Über sie würde er nach oben gelangen, und sobald er dort war, würde er sie abstreifen wie die Schlange ihre alte Haut.
    Inobreth holte Gupp. Der rote Teufel kam von seinem Baum herunter. Mit einem selbstgefälligen Grinsen nahm er zur Kenntnis, was ihm der Muskelmann berichtete.
    »Ich wußte, daß er klein beigeben würde«, sagte Gupp zufrieden. »Trommle die anderen zusammen. Kull muß Abbitte leisten. Alle sollen dabei sein, wenn ich ihn erniedrige.«
    Gemeinsam begaben sie sich zu Kulls Gefängnis. Auch Corona kam mit. Sie begrüßte es, daß Mortimer Kull Vernunft angenommen hatte. Seine Mitwirkung war ihr sehr wichtig. Wie er persönlich zu Gupp stand, war nicht von Bedeutung. Wenn geschehen war, was sie alle vorhatten, würde sich Corona sowohl von Kull als auch von Gupp trennen und ihren eigenen Weg gehen. Sie würde sich irgendwo in der Hölle niederlassen und allein leben, zufrieden, daß es ihr gelungen war, sich zu rächen.
    Vor dem hohlen Baum blieb Gupp stehen.
    Kull sah den roten Teufel, und er wünschte ihm den Tod, aber er sprach anders: »Ich habe einen Fehler gemacht! Es tut mir leid, euch unterschätzt zu haben!«
    Gönnerhaft hob Gupp die Hand. »Holt ihn heraus!«
    Inobreth und zwei weitere Muskelmänner wollten sogleich gehorchen, aber plötzlich verlief alles ganz anders…
    ***
    Der kräftige Strauß, auf dem Mr. Silver saß, griff mit seinen langen Beinen weit aus. Die Hufe des Tieres schleuderten hinten Erde hoch. Roxane und Boram ritten neben dem Ex-Dämon, dessen Ortskenntnis anfangs ein bißchen eingerostet gewesen war, doch inzwischen wieder tadellos funktionierte. Man hätte meinen können, er wäre höchstens ein paar Tage von der Silberwelt fort gewesen.
    Jetzt ließ er seinen Reitvogel in einen langsamen Trab fallen. Er streckte die Hand aus und wies am langen nackten Vogelhals vorbei nach vorn.
    »Seysaus!« rief er.
    Roxane und Boram entdeckten in der Ferne die alten, schäbigen Häuser, die sich dicht zusammendrängten.
    »Dort finden wir Tony!« rief Mr. Silver.
    »Wenn ihn Otuna und ihre Freunde noch nicht verkauft haben«, sagte Roxane.
    Sie

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