152 - Die Tochter des Magiers
gesehen.«
»Das glaube ich dir nicht«, sagte Mr. Silver scharf. »Sie befinden sich in Seysaus, und du weißt, wo. Du solltest es nicht länger für dich behalten.«
»Ich weiß beim besten Willen nicht…«
Mr. Silver ließ sich nicht länger hinhalten. »Boram!« sagte er knapp und trocken. »Bring ihn zum Reden!«
Der Sklavenjäger hatte bisher nicht aus Rücksichtnahme geschwiegen, oder weil ihm Otuna so sympathisch war, sondern weil er Angst vor dem Silbertrio hatte. Wenn es erfuhr, daß er es verraten hatte, war es schlecht um ihn bestellt. Als Boram ihn aber in die Mangel nahm, als der Nessel-Vampir ihm mit seinem giftigen Dampf Höllenqualen bescherte und ihn erheblich schwächte, war ihm alles egal. Er sagte Mr. Silver, was er wußte, und anschließend ließen sie ihn laufen. Sie rieten ihm, nicht zu versuchen, Otuna zu warnen, sondern lieber Seysaus zu verlassen, und diesen Rat beherzigte er liebend gern.
***
Mortimer Kull traute seinen Augen nicht. Mit dieser Überraschung hatte niemand gerechnet. Loxagon, der Teufelssohn, brach wie eine furchtbare Katastrophe über den roten Teufel und dessen Bande herein.
Loxagon hatte den Angriff gut vorbereitet. Er war nicht allein. Ausgesuchte Krieger befanden sich bei ihm, so stark und mutig wie er. Mit Äxten und Schwertern fielen sie über die Rebellen her. Sie waren das strafende Gericht, das Asmodis geschickt hatte, um die Gefahr im Keim zu ersticken.
Die meisten Horrorgestalten verloren sofort ihr Leben. Noch bevor sie begriffen, was passierte. Noch bevor sie sich auf die Bedrohung einstellen konnten.
Einige versuchten sich äuf die Bäume zu retten, doch Loxagons wilde Teufel ließen keinen entkommen.
Mortimer Kull hatte einen Logenplatz. Der Kampf spielte sich direkt vor seinen Augen ab, und hinter seiner Stirn überschlugen sich die Gedanken.
War Loxagons unverhofftes Erscheinen gut oder schlecht für ihn? Was sollte er dem Teufelssohn erzählen? Auf keinen Fall die Wahrheit!
Tote und Verwundete bedeckten den Boden. Waffen klirrten, Männer schrien.
Gupp war umgeben von seinen Muskelmännern. Auch Inobreth versuchte den roten Teufel zu beschützen. Corona stand neben Gupp. Aus ihrer Rache würde nichts werden.
Loxagon kannte keine Gnade. Der Teufelssohn tötete jeden Höllenfeind, der sich ihm in den Weg stellte. Gefährlicher und wilder als er war keiner. Immer wieder schwang er seine Streitaxt nieder. Gegner um Gegner brach tödlich getroffen zusammen.
Als Inobreth starb, gaben sich die anderen geschlagen.
»Tötet die Verwundeten!« schrie Loxagon, und seine Männer gehorchten.
Eine Handvoll Rebellen blieb übrig.
Loxagon trieb sie auseinander. Hinter jeden Rebellen postierte sich einer von Loxagons Kriegern. Der Teufelssohn schritt die Front der Geschlagenen ab. Er musterte sie triumphierend. Vor Gupp und Corona blieb er stehen.
Der rote Teufel war verletzt. Schwarzes Blut floß aus einer Schulterwunde. Er zeigte nicht, daß er Schmerzen hatte.
»Du bist ein Narr, Gupp!« sagte Loxagon verächtlich. »Mein Vater wußte von Anfang an über euch Bescheid. Nun bin ich hier, als Asmodis’ Vollstrecker. Du weißt, was dich erwartet.«
»Na schön, Loxagon, ich habe mein Ziel nicht erreicht«, platzte es aus dem roten Teufel heraus. »Das bedaure ich, aber ich werde nicht um Gnade winseln.«
»Das hätte auch keinen Sinn.«
»Irgendwann wird es einem anderen gelingen, deinen Vater zu vernichten. Diese Zuversicht wird mir das Sterben leichtmachen. Ich bin gescheitert, doch Asmodis hat viele Feinde. Er kann sie nicht alle vorzeitig vernichten. Er wird eines Tages einen übersehen, und der wird ihm dann den Todesstoß versetzen.«
Loxagon wandte sich an Corona. Er entriß ihr blitzschnell den Speer des Hasses und grinste wölfisch. »Auch dein Ende ist nahe«, sagte er. »Wie konntest du so dumm sein, dich mit einem Verlierer zu verbünden? Du hast Gupp falsch eingeschätzt. Zu großen Taten ist er nicht fähig, und Größe braucht man, wenn man Asmodis bezwingen will.«
Corona bebte vor Zorn. »Ich verachte dich, Loxagon, denn du drehst dich mit dem Wind. Einst warst du Asmodis’ erbittertster und gefährlichster Feind, und nun bist du sein Handlanger. Vollstrecker nennst du dich, aber in meinen Augen bist du nichts weiter als eine Marionette deines Vaters. Du bist nicht mehr der kriegerische Loxagon vergangener Tage, vor dem alle Angst hatten, Asmodis eingeschlossen. Du bist nur noch ein Schatten deiner selbst, gerade noch gut,
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