152 - Prophet des Feuers
und wurden von den Steinen in grausigem Echo wiederholt.
Coco schrie und schrie…
Den Schmerz in seinen Handgelenken nahm Willi Grabosc nicht wahr, obwohl er an seinen Fesseln wie ein Verrückter zerrte und Blut an seinen Handgelenken herablief.
Er sah, wie sich das Gallertmonstrum an Cocos nacktem Leib hocharbeitete. Bis zur Hüfte war Coco Zamis bereits in dem schleimigen Ungeheuer verschwunden. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis es sie endgültig unter sich begraben haben würde.
Coco wand sich hin und her, und sie schrie in höchster Todesnot. Das Echo ihrer Schreie gellte in Graboscs Ohren.
Nackter Angstschweiß war auf Cocos Gesicht zu erkennen. Sie war nicht länger bei Sinnen, nicht mehr als ein von Grauen geschütteltes Etwas, das zu keinem klaren Gedanken mehr fähig schien. Dann spürte Grabosc, wie sich plötzlich etwas änderte.
Nur einen Augenblick lang bekam er Cocos Gesicht zu sehen - eine Fratze, bedeckt von den verlaufenen Resten der Magiesymbole, die Oliveyron auf ihren Körper gemalt hatte.
Cocos Gesicht war von Panik entstellt - aber ihre Augen blitzten.
Eine unsichtbare Faust griff nach Grabosc. Mit einem schnalzenden Geräusch rissen die Seile, die Grabosc gefesselt hielten.
„Schnell", schrie Coco. Das Monstrum hatte ihren Hals erreicht.
Grabosc machte einen Satz auf Oliveyron zu, der sich seltsamerweise nicht rührte.
Mit einem Fausthieb streckte Grabosc den Mann nieder. Er hatte alle Kraft in diesen Hieb gelegt, der Oliveyron zur Seite fliegen ließ, als sei er von einer Kanonenkugel getroffen worden. Sein Körper landete an einem Steinblock, wurde schlaff und sackte zusammen.
Grabosc griff in seine Jacke. In Windeseile hatte er die Flasche mit dem Weihwasser hervorgeholt. Er rannte zu Coco hinüber.
Den Verschluß aufzuschrauben war ihm zu mühsam. Er biß den schlanken Hals der Flasche ab. Daß ihn dabei Splitter verletzten, nahm er in der Aufregung nicht wahr.
„Langs…"
Cocos Stimme erstarb. Die Plasma-Monstrosität hatte ihr Gesicht erreicht.
Grabosc begriff - wenn er den Inhalt der Flasche einfach über dem Scheusal ausgoß, konnte er damit auch Coco töten.
Er ließ einen Tropfen auf die rötliche Masse fallen, dort, wo Cocos Gesicht unter dem zähen, zuckenden Schleim begraben war.
Es war, als habe er eine kaustische Säure eingesetzt. Es zischte, als der Tropfen die Gallerte berührte. Die gewaltige Plasmamasse begann zu zittern.
Noch ein Tropfen.
Wieder zischte, brodelte und qualmte es an der Oberfläche des Monstrums. Es zog sich zurück. Cocos Stirn wurde frei.
Grabosc ließ einen Tropfen auf die Haut fallen und verrieb die Flüssigkeit. Einen Augenblick zögerte er, das Plasmascheusal zu berühren. Als er es tat, wich die Gallerte noch mehr zurück. Nase und Mund waren zu sehen.
Zielstrebig arbeitete Grabosc weiter. Handbreit für Handbreit rieb er Coco mit dem Weihwasser ein. Immer weiter wich das Scheusal zurück - und als Grabosc die Arme erreichte, konnte er feststellen, daß er gewonnen hatte. Der linke Arm war zur Hälfte frei, Grabosc bestrich den rechten Arm, und das Scheusal machte Anstalten, das verlorene Terrain zurückzuerobern. Aber der dünne Weihwasserfilm genügte - nur einen Versuch unternahm die Bestie, dann wich sie zurück.
„Gut so", murmelte Coco erschöpft. „Sehr gut. Mach weiter."
Grabosc warf einen hastigen Blick zur Seite. Ilona hing schlaff in ihren Fesseln. Das grauenvolle Geschehen hatte sie ohnmächtig werden lassen. Oliveyron lag zusammengesunken auf dem Boden. Es war nicht zu erkennen, ob er noch lebte.
Grabosc befreite Cocos Beine. Die Frau war zu erschöpft, als daß sie Grabosc hätte helfen können. Ihre Brust hob und senkte sich in tiefen Atemzügen.
„Das war verflucht knapp", murmelte Grabosc.
„Im letzten Augenblick", antwortete Coco schwach.
Endlich gab das Scheusal auf. Coco war wieder völlig frei. Rasch hob Grabosc Coco von der Runenplatte herunter.
„Ins Freie", sagte Coco schwach.
„Du wirst dir den Tod holen", widersprach Grabosc.
„Mach schon", drängte Coco.
Grabosc gehorchte und schleppte Coco nach draußen. Heftig klatschte der Regen auf sie herunter, binnen weniger Augenblicke war Grabosc bis auf die Haut durchnäßt. Der Wind schnitt mit eisiger Kälte ins Fleisch.
Coco stieß einen lauten Seufzer aus. Sie dehnte und reckte sich, während der Regen über ihren Leib spülte und das Gewitterblitzen die Szenerie in eine gespenstische Beleuchtung tauchte.
„Es geht weiter", sagte
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