152 - Prophet des Feuers
Coco. Sie kehrten in den Tempel zurück. Coco ging zu Oliveyron hinüber. „Los, faß mit an", sagte sie. Grabosc bückte sich, hielt dann aber inne.
„Was hast du vor?" wollte er wissen. Coco machte eine Bewegung mit dem Kopf.
„Ihn dieser Gallerte überlassen?" sagte Grabosc entgeistert. „Das ist Mord!"
„Rede keinen Unsinn", sagte Coco scharf. „Im Umgang mit Dämonen darf man sich keine Zimperlichkeiten erlauben."
Grabosc schüttelte heftig den Kopf.
Er richtete sich auf.
„Nein, das kann ich nicht verantworten."
„Narr", schalt ihn Coco. „Kannst du verantworten, daß er später seine Arbeit mit anderen Opfern fortsetzen wird?"
Grabosc schloß die Augen.
Dann nickte er langsam.
„Du hast recht", sagte er zögernd. Er wollte sich gerade bücken, um Oliveyrons Oberkörper zu packen, als ihn ein Laut auffahren ließ - das Heulen der Wolfsmeute.
„Sie sind noch da draußen", stieß er hervor. „Die Wölfe und die Vampire."
Coco murmelte einen Fluch.
„Verschwinden wir von hier", stieß Grabosc hervor. Er verließ kurz den Raum und kehrte dann mit dem Bogen und den Pfeilen zurück. Mit dem Taschenmesser zerschnitt er die Fesseln von Ilona, die gerade aus ihrer Ohnmacht erwacht war und verwirrt um sich blickte. Es gehörte nicht viel Sachkunde dazu, zu erkennen, daß sie eine lange, erstklassige Psychotherapie brauchen würde, um diese Erlebnisse verarbeiten zu können.
„Kannst du sie stützen?" fragte Grabosc. „Ich brauche beide Hände für den Bogen."
„Einverstanden", sagte Coco. Sie eilte zu den Kleidern hinüber, die man ihr vom Leib gerissen hatte. Sich anzuziehen hatte sie keine Zeit - das Heulen kam näher.
Sie fand ihre Waffe und nahm sie an sich, dann packte sie Ilona, die kaum Kraft genug hatte, um auf den Beinen bleiben zu können.
„Vorwärts", sagte Coco.
„Einen Augenblick noch", stieß Grabosc hervor.
Er nahm die Weihwasserflasche und warf sie in die offene Grube.
„Das wird hoffentlich genügen."
Zu Hören war nichts, aber aus der Tiefe der Grube klang ein unheilverkündendes Brodeln. Roter Dampf quoll aus der Öffnung.
„Los!"
Grabosc hatte den Bogen gespannt und einen der Eichenpfeile aufgelegt. Einer der Vampire stieß mit ausgebreiteten Schwingen auf die drei Menschen herab; Grabosc schoß und traf genau.
„Einer", murmelte er und griff schnell nach dem nächsten Pfeil.
Coco hob ihre Waffe und feuerte zweimal. Ihre Schüsse saßen präzise im Ziel, zwei Wölfe wälzten sich verendend im Morast.
„Weiter!", drängte Coco.
Jeden Schritt mußten sie sich erkämpfen. Immer wieder griffen die nächtlichen Scheusale an. Grabosc mußte höllisch aufpassen - die Vampire versuchten ihn mit Scheinangriffen dazu zu bringen, daß er seine Pfeile verschoß.
Aber Grabosc behielt die Nerven. Wenn er einen Pfeil verschoß, dann traf er auch. Die Reihen der Vampire begannen sich zu lichten.
Coco hatte es erheblich schwerer. Ilona, die wie ein nasser Sack an ihrer Seite hing, bewegte sich ab und zu, und das reichte aus, Coco vorbeischießen zu lassen.
„Der letzte!" schrie Grabosc, um das Tosen des Sturmes zu übertönen. Der Pfeil schwirrte davon und holte den letzten Vampir aus der Luft. Er zerfiel zu Staub und Schlamm, bevor sein häßlicher Körper noch den Boden berührte.
Aber das reichte nicht aus, die Wölfe zu stoppen.
Grabosc hörte das Hecheln näher kommen - aus zwei Richtungen. Er fuhr herum, und im nächsten Augenblick sprang ihn der Wolf an. Grabosc drosch ihm die Fäuste in den Leib, konnte aber nicht verhindern, daß er umgeworfen wurde.
„Coco!" schrie er verzweifelt.
Der zweite Angreifer kam dazu. Grabosc spürte einen rasenden Schmerz in seinem linken Bein.
Er packte zu, bekam einen der Angreifer zu fassen und schloß die Fäuste. Ein Heulen gellte durch den Wald, dann wurde der Körper des Wolfes schlaff.
Ein Schuß peitschte durch das Dunkel.
Der Schatten, der aus dem Dunkel auf Grabosc zugeschossen kam, wurde zur Seite geschleudert. Der Wolf landete genau vor Grabosc und schnappte nach dessen Füßen.
Wieder packte Grabosc zu. Er riß das Tier vom Boden hoch und wirbelte es durch die Luft.
Ein Schrei erklang hinter ihm.
Grabosc fuhr herum.
Er kam gerade noch zurecht, um sehen zu können, wie Coco Zamis mit einem wohlgezielten Schuß den letzten Wolf niederstreckte - leider zu spät, um damit Ilonas Leben noch retten zu können. Grabosc rannte zu den beiden Frauen hinüber.
„Ich mußte sie loslassen, um sicher zielen zu
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